Tabula Peutingeriana
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Neuss vor den Römern
 
I. Einleitung VI. Brandbestattung
II. Urnenfelderkultur VII. Grabhügel und Kreisgräben
III. Hallstattkultur VIII. Neuss-Allerheiligen
IV. Niederrheinische Grabhügelkultur IX. Ältere Eisenzeit
V. Neusser Stadtgebiet X. Literatur

Hausbau und Siedlungsstruktur der älteren Eisenzeit


Vor allem durch die großflächigen, archäologischen Untersuchungen im Vorfeld des Braunkohletagebaus hat sich die Kenntnis über das Siedlungsbild der älteren Eisenzeit beträchtlich erweitert.

Eisenzeitliches Haus. Rekonstruktion Eisenzeitliches Haus. Zeichnung
[Voll-Ansicht (75 KB)]

Die Gehörte bestanden aus Gruppen einzeln stehender und unterschiedlich großer Gebäude. Die beiden kleinsten Einheiten sind 4 Pfostenbauten mit annähernd quadratischer Fläche bei Seitenlängen von 1,50 bis 2,00 m und mit rechteckiger Grundfläche bei 1,50 bis 2,00 m mal 3,00 m Seitenlängen. Diese kleinsten Einheiten werden als von Stelzen getragene Speicherbauten angesehen.
Größere einschiffige Häuser bestanden aus 3 und 4 Pfostenpaaren mit bis zu 18 qm Grundfläche.

Ferner finden sich zweischiffige Hausgrundrisse mit den kleinsten Einheiten aus 3 mal 3 Pfosten in quadratischer und rechteckiger Form. Größere Gebäude bestanden aus 4 oder 5 mal 3 Pfosten mit Grundflächen bis rund 30 qm. Natürlich lassen die archäologischen Befunde keine Rückschlüsse darauf zu, ob die Häuser generell eingeschossig oder gelegentlich auch zweigeschossig waren.

Da bei den zweischiffigen Häusern die Räume zwischen den Pfosten manchmal recht eng sind, stellt sich die Frage, ob man sich diese Gebäude nicht auch als Stelzbauten vorzustellen hat. Die Wände der Gebäude bestanden aus Holzflechtwerk, das außen und innen mit Lehm verputzt war. In den Verfüllungen von Pfostengruben abgebrannter Häuser finden sich häufig verziegelte Stücke dieses Lehmputzes mit Abdrücken des Flechtwerkes. Der Lehm wurde an Ort und Stelle aus sogenannten Lehmentnahmegruben gewonnen, die sich im archäologischen Befund meist noch nachweisen lassen. Zu den Gehöften gehörten immer auch noch weitere Erdgruben, die außerhalb der Häuser gelegen, der Vorratshaltung dienten. In einigen Gruben wurden Vorratsgefäße nachgewiesen, in anderen dürften Vorräte in einfacher Schüttung gelagert worden sein. Um ein Verderben der Vorräte zu verhindern, mußten die Gruben mit Deckeln und Lehmabdichtung abgeschlossen werden.

Nicht mehr genutzte Gruben wurden in der Regel mit Abfall verfüllt.
Manchmal sind die Gruben allerdings so groß und so stark eingetieft, daß man eher von Erdkellern sprechen muß.
Außer Wohn- und Speichergebäuden umfaßten die Hofstellen wohl auch noch Werkgebäude wie z.B. Webhäuser.

Man nimmt für die Gebäude eine Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren an. Die Gehöfte wurden dann in der Nähe wieder neuerrichtet, so daß man ein "Wandern" der Hofstellen beobachten kann.
Das ältereisenzeitliche Siedlungsbild der rheinischen Lösszonen, der nördlich anschließenden Lehmplatten und der Rheinniederterrasse zeigt eine relativ dichte Streuung von Einzelgehöften. Gruppensiedlungen mit dorfartigem Charakter treten hier erst in der späteren jüngeren Eisenzeit auf. Befestigte oder wenigstens umfriedete Gehöfte sind bisher nicht zu beobachten, ebensowenig wie Gehöfte aus deren Anlage oder Fundmaterial sich Rückschlüsse auf eine höhere soziale Stellung der Bewohner ergeben hätte.

Siedlungsbefunde der älteren Eisenzeit wurden in Neuss-Norf auf dem Golfplatzgelände und in Neuss-Allerheilgen auf einer Ackerfläche hinter Gut Illinghausen ergraben:

In Norf wurden zwei Speicherbauten und die Reste eines Langhauses erfaßt. Der erste Speicherbau stand auf 4 mal 3 Pfostenreihen, der zweite Speicher wurde von nur 9 Pfosten getragen. Das Langhaus war leider nur unvollständig erhalten.

In Allerheiligen war durch die intensive Pflugtätigkeit der Befund schon weitestgehend zerstört. Mehrere kleine Dreierreihen von Pfosten zeigten zwar die Siedlungsfläche an, Hessen sich aber nicht mehr zu vollständigen Hausgrundrissen ergänzen. Durch die Fundverteilung alltäglicher Gebrauchsgüter, wie Grobkeramik, Spinnwirtel, Feuersteingeräte usw. läßt sich das Siedlungsareal begrenzen. Die zum Gehöft gehörenden 22 Brandbestattungen lagen zwischen 40 und 110 m vom Siedlungsbereich entfernt.

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