Klaudios Ptolemaios
Der aus dem mittelägyptischen Ptolemais stammende
Naturforscher Klaudios Ptolemaios - er lehrte zwischen 146 und
ca. 170 n. Chr. in Alexandria - war der bedeutenste Astronom der
Antike, ferner Astrologe, Mathematiker und Geograph. In seinem
achtbändigen Werk Geographie (Geographike Hyphegesis)
gibt er rund 8000 Ortsbestimmungen nach geographischer Länge und
Breite an, die als Grundlage für die Erstellung einer Weltkarte
dienen sollten. Darin (II 11, 14) nennt er auch den Ort
Nouaísion oder Nauaísion als fünfte Stadt des
dritten Klimas Germaniens. Wie auch bei der Bestimmung anderer
Orte verlegt er diesen fälschlicherweise ins freie Germanien:
Länge 31° 50', Breite 51° 10'.
Römische Wegekarten
Itineraria hießen, grob vereinfacht, die antiken
Reisekarten bzw. Reiseführer für das Gebiet des römischen
Imperiums, die sowohl für zivile als auch für militärische
Zwecke wichtig waren. Gleich Handbüchern waren in ihnen die
Richtungen der wichtigsten Straßen mit ihren Abzweigungen und
den daran liegenden Orten oder Raststätten verzeichnet. Hinzu
kamen Angaben der Entfernungen zwischen einzelnen Orten, über
Flüsse und andere landschaftliche Gegebenheiten in römischen
Meilen (milia passum). Im zivilen Bereich waren v.a. Kaufleute
und andere Reisende sowie in der Spätantike besonders Pilger an
diesen Informationen interessiert. Für das Militär hatten sie
die Funktion von Marschkarten. Für Bewegungen in oder durch
feindliches Gebiet war die Kenntnis der geographischen
Bedingungen unentbehrlich. Der römische Schriftsteller Vegetius
(Ende 4. Jh.) unterschied zwischen Itineraria adnotata
(verbale Wegbeschreibungen) und Itineraria picta
(bildhafte Darstellungen). Geographische Grundlage für die uns
bekannten römischen Wegekarten war die berühmte Weltkarte des
Vipsanius Agrippa, die er für eine Säulenhalle auf dem Marsfeld
in Rom geplant hatte und nach seinem Tode, 12 v. Chr., im
Auftrage von Augustus fertiggestellt wurde.
- Für die heutige Kenntnis der Topographie des römischen
Reiches bildet das sog. Itinerarium Antonini (Itinerarium
provinciarum Antonini Augusti), die besterhaltene schriftliche
Version eines Straßenverzeichnisses, eine wichtige Quelle, auch
wenn dort im einzelnen Ungenauigkeiten, Verwechslungen und
andere Fehler vorkommen. Es handelt sich wahrscheinlich um ein
Militärdokument. In seiner handschriftlich überlieferten Form
stammt es aus dem Anfang der diokletianischen Zeit (284-305) und geht wohl
auf eine Vorlage aus der Regierungszeit Caracallas (211-217) zurück.
Zusammen mit ihm ist auch ein Itinerarium maritimum Antonini
Augusti erhalten, das v.a. Entfernungen zwischen den
Hafenstädten und Inseln des Mittelmeers verzeichnet.
Das Interarium gibt an, daß Novaesio 9 leugae von Gelduba und 5 leugae von
Burungo (Itin. Ant. 255, 2) sowie 18 m.p. (leugae) von Calone und 16 m.p.
(leugae) von Colonia Aggripina (Itin. Ant. 370, 5) entfernt gelegen hätte.
- Um 700 entstand durch einen anonymen Geographen von
Ravenna eine in fünf Büchern eingeteilte Kosmographie, die
wahrscheinlich auf ein in der l. Hälfte des 5. Jahrhunderts
hergestelltes Straßen- und Routenverzeichnis zurückgeht. Unter den am Rhein gelegenen civitates wird auch Novesio aufgeführt (Anon. Rav. IV 24).
- Eine ungefähre Vorstellung von der Darstellungsweise der
Itineraria picta bietet die Tabula Peutingeriana.
Es handelt sich dabei um die Kopie einer römischen Straßenkarte,
deren Ursprung etwa im 2./3. Jh. zu suchen ist und deren Original
später (im 4. Jh.?) überarbeitet wurde. Eine Handschrift dieser
Karte aus dem 12./13. Jh. hat Konrad Celtis entdeckt, der sie im
Jahre 1508 dem Augsburger Ratsherrn Konrad Peutinger vermachte.
1737 wurde sie von der Wiener Hof- bzw. Nationalbibliothek
erworben, wo sie bis heute aufbewahrt wird. Die Karte besteht in
einer Pergamentrolle und setzte sich ursprünglich aus 12
Segmenten zusammen, deren erstes (Marokko, Spanien, ein großer
Teil von Britannien) verloren gegangen ist. Die erhaltenen 11
Segmente erfassen die antike Welt bis nach Indien. In ihrer
heutigen Form ist die Peutingersche Tafel ein 6,82 m langer und
34 cm breiter Streifen.
Entsprechend der Form der Handschrift sind die Meere auf einen
einfachen Streifen beschränkt, das Festland wurde gegen Westen
und Osten ausgedehnt, Italien und Griechenland sozusagen nach
rechts zurückgefaltet und waagerecht dargestellt. Das
Straßennetz mit den Entfernungen (römische Meilen, leugae
in Gallien, Parasangen in Persien) und den Stationen bildet das
Gerippe der Karte. Die Ortschaften sind durch Vignetten
dargestellt, die ihrer administrativen Rolle entsprechen.
Flüsse, Gebirge und Wälder sind nachträglich und in der damals
üblichen Weise eingetragen. Im Segment II sind die Legionslager
und Kastelle des Niedergermanischen Limes wiedergegeben,
darunter auch Novesium, das 14 (leugae) von Asciburgio und 16 (leugae) von
Agrippina entfernt gewesen wäre.
Literatur:
- Knoll, W. (Hrsg.): Paulys Realencyclopädie der Classischen Altertumswissenschaft IX 2 (1916) 2308-2363 s.v. Itinerarien (W. Kubitschek)
- Hornblower, S.; Spawforth, A. (Hrsg.): The Oxford Classical Dictionary3 (Oxford 1996) 775 s.v. itineraries (N. Purcell).
- Cancik, H.; Schneider, H. (Hrsg.): Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike 5 (Stuttgart 1998) 1181 f. s.v. Itinerarae (J. Burian).
- Brodersen, K.: Terra Cognita. Studien zur römischen Raumerfassung (Hildesheim u.a. 1995).
- Cuntz, O. (Hrsg.): Itineraria Romana I: Itineraria Antonini Augusti (Stuttgart 1929).
- Pinder, M.; Parthey, G. (Hrsg.): Ravennatis Anonymi Cosmographia et Guidonis Geographica (Aalen 1962).
- Prontera, F. (Hrsg.): Tabula Peutingeriana. Le antiche vie del mondo, Biblioteca di geographia antiqua 3 (Florenz 2003).
- Weber, E.: Die Tabula Peutingeriana, Antike Welt 15 (1984) 2-8.
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