Tabula Peutingeriana
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Eine kurze römisch-germanische Geschichte
 
I. Die ersten Kontakte V. Die Errichtung des Limes
II. Caesar am Rhein VI. Franken und Alamannen
III. Die augusteischen Feldzüge VII. Literatur und Verweise
IV. Vom Militärbezirk zur Provinz    

Franken, Alamannen und das Ende des Limes


Völkerwanderung
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Seit dem Beginn des 3. Jahrhunderts kam es wiederholt zu Einfällen unterschiedlich großer germanischer Verbände vor allem aus dem Elbe- und Saalegebiet nach Obergermanien und Rätien, die später (erste Erwähnung 289) in den römischen Quellen Alamanni ("Menschen insgesamt, Menschen irgend-welcher Art") genannt wurden. Ziel dieser Gruppen war sicherlich nicht Landnahme und Ansiedlung in römischem Gebiet, sondern Raub und Plünderung. Die Römer sahen diesen Überfällen, die vor allem nach 233 zunahmen, natürlich nicht tatenlos zu. So unternahm Caracalla 213 einen größeren Feldzug gegen die Germanen, und im Frühjahr 235 startete der von den Truppen gerade zum Kaiser ausgerufene Maximinus Thrax eine umfangreiche Offensive jenseits des Rheins, die ihn tief in germanisches Hinterland brachte.

Doch all diese Maßnahmen hatten letztlich keinen Erfolg, zumal die römischen Truppen mehr und mehr auch durch innerrömische Konflikte beansprucht wurden. Zwar gelang es Gallienus um die Mitte des 3. Jahrhunderts noch einmal, die Reichsgerenzen an Rhein und Donau einigermaßen zu konsolidieren, doch als er 259/60 große Truppenteile für den Kampf gegen verschiedene Usurpationsversuche von den Grenzen abziehen mußte, nutzen germanische Verbände diese Situation aus und brachen in breiter Front in rechtsrheinisches Gebiet, insbesondere in die Decumates agri (Dekumatland), ein. Ob mit dieser Überwindung des obergermanisch-raetischen Limes tatsächlich von dessen Ende auszugehen ist, wie in der älteren Forschung meist angenommen wird, wurde gerade in den letzten Jahren zu Recht angezweifelt. Einerseits sind auch nach diesen Einfällen römische Abwehrmaßnahmen in diesem Bereich überliefert, die gegen Ende des 3. und besonders in der zweiten Hälfte des 4. Jhs. zeitweise sogar zur Stabilisierung der Lage führten. Zum anderen sind in den villae rusticae und vici kaum entsprechende Zerstörungshorizonte zu finden. Insgesamt weisen die archäologischen Funde statt auf eine gewaltsame Besetzung der rechtsrheinischen Gebiete eher auf einen schrittweisen Abzug des römischen Militärs hin.

Imperium Romanum z.Zt. der Soldatenkaiser
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Etwa zeitgleich mit diesen Geschehnissen, um 256/57, drangen auch erstmals Franken an Mittel- und Niederrhein in römisches Provinzgebiet vor. Die erst vor wenigen Jahren aufgedeckten Massengräber beim Kastell Gelduba (Krefeld-Gellep) geben ein erschreckendes Zeugnis von den Vorgängen. Eine relativ ruhige Zeit trat dann um 260 bis 274 mit der Errichtung des sogenannten Gallischen Sonderreiches mit der Hauptstadt CCAA (Köln) ein, deren Kaiser zusammen mit der einheimischen Aristokratie den einfallenden Germanen erfolgreich Widerstand leisten konnten. Unter anderem wurde die Rheingrenze durch neue Wehranlagen verstärkt. Nach dem Ende des Gallischen Sonderreiches unter Aurelian 273 kam es wieder zu einem massiven Eindringen der Franken nach Gallien. Unter anderem wurde das Bonner Legionslager zerstört und die CUT (Xanten) 274 überrannt. Letztlich blieb die Verteidigung der Provinzen aber erfolgreich.

Im Zuge der Stabilisierungsmaßnahmen des Diokletian (284-305) und seiner Verwaltungs- und Provinzreform wurden die germanischen Provinzen in kleinere Einheiten geteilt: Das Rheinland gehört nun zur Provinz Germania secunda mit der Hauptstadt CCAA (Köln) und ist Teil der Diözese Gallien.

Die Auseinandersetzungen am Niederrhein hielten aber an, und Mitte des 4. Jahrhunderts fielen fränkische Verbände noch einmal mit besonderer Wucht in das Rheingebiet ein: Im Dezember 355 wird Köln zerstört. Nach der Rückeroberung der Germania secunda in den folgenden Jahren unter dem Caesar Iulianus, einem Vetter des Constantius II., und dem Ausbau der Grenzbefestigungen wurden Teile der Franken in dem Gebiet zwischen Waal, Maas und Schelde als Föderaten angesiedelt. Auch stellten sich in der Folgezeit und vor allem im 5. Jahrhundert zahlreiche fränkische Führer mit ihren Truppen in römischen Dienst. Auf diese Weise kam es in diesen Gebieten verstärkt zu einem Einsickern rechtsrheinischer Siedler und deren Integration in die romanische Bevölkerung. Dennoch blieben auch Überfälle in dieser Zeit nicht aus. 411 wird der spätantike Limes von den Römern aufgegeben. Spätestens mit dem Einfall fränkischer Verbände 454 in die linksrheinischen Gebiete sowie der Belagerung und Einnahme von Köln endet die Herrschaft Roms am Rhein.

Die Rheinlande im Jahr 496
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Das gilt zumindest in politischer Hinsicht, denn die kulturellen Traditionen lebten in der gallo-römischen Bevölkerung, die ja von den Germanen nicht verjagt oder gar ausgerottet wurde, fort. Infolge der Zuwanderungen seit dem 4. Jahrhundert kam es immer mehr zu einer Vermengung der Romanen mit und schließlich Assimilierung in einen germanischen Teil. Gewiß, das für die Versorgung der römischen Siedlungen charakteristische und wichtige System der villa rustica endete, nach Aussage der archäologischen Befunde, gegen Ende des 4. und zu Beginn des 5., mancherorts sogar bereits Ende des 3. Jahrhunderts. Auch ist insgesamt seit dem 3. Jahrhundert in der Germania secunda ein wirtschaftlicher Rückgang zu beobachten, da sich die Bevölkerung von den starken Zerstörungen durch die Germaneneinfälle letztlich nicht erholte. Allerdings läßt sich weder in der Bewirtschaftung des Nutzlandes, noch in der Besiedlung der vici oder der urbanen Zentren ein genereller Bruch nachweisen. Auch im Handwerk, etwa in der Keramik- oder Glasproduktion, ist keine scharfe Zäsur, beispielsweise anhand der typologischen Entwicklung, zu erkennen. Im Gegenteil, es wurden darüber hinaus sogar die römische Verwaltungsordnung, die Münzprägung sowie die Heeresorganisation übernommen und auch Latein blieb weiterhin Amtssprache. Man muß sich klarmachen, daß die rechtsrheinischen Germanenverbände ja nicht über den Rhein kamen, um die römische Zivilisation auszulöschen, sondern um an ihr teilzuhaben, allerdings unter ihrer eigenen Suprematie.

Germanenreiche nach 476
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Ein Ergebnis dieser Entwicklung von weitreichender historischer Bedeutung war die Taufe des Frankenkönigs Chlodwig in Reims 498 oder 499 nach seinem Sieg über die Alemannen, wahrscheinlich 496 oder 497 in der Ebene beim vicus Tolbiacum, dem heutigen Zülpich. Zusammen mit weiteren militärischen Erfolgen in den Jahren kurz nach 500 über die Alemannen und Westgoten gelang ihm dadurch die Einigung der verschiedenen fränkischen Verbände unter seine Führung und die Errichtung eines fränkischen Königreichs - gleichsam die Geburtsstunde Frankreichs. Wichtiger im gegebenen Zusammenhang ist allerdings der Taufakt, womit sich Chlodwig als König der Franken offiziell zum katholischen Christentum bekannte, dem bereits in dieser Zeit der Großteil der gallo-römischen Bevölkerung angehörte, und sich somit demonstrativ in die vorhandene römische Tradition stellte. Damit ist nun aber bereits das erste Kapitel der frühmittelalterlichen Phase des Rheinlandes angeschnitten worden, folglich eine andere Geschichte, als jene, die hier erzählt werden soll.

Der niedergermanische Limes (engl.)
Die Germanen (H. Ament)
Völkerwanderung (G. Wirth)
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