Tabula Peutingeriana
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Alltag in Novaesium
von Michael Gechter
I. Landwirtschaft - Nahrungsmittel V. Bekleidung
II. Eßgewohnheiten VI. Tracht und Sozialstruktur
III. Wohnungen VII. Literatur und Verweise
IV. Handwerk und Alltag    

Handwerk und Alltag


Das Leben in den Lagerstädten der Neusser Lager spielte sich auf der einzigen großen Straße ab. Es muß ein reges Wirtschafts- und Kneipenleben gegeben haben. Hier mischte sich dann die einheimische Bevölkerung mit den aus dem Lager herübergekommenen Soldaten. Der Handel im gesamten niedergermanischen Bereich war relativ einfach strukturiert. Trotz des großen Geldaufkommens in römischer Zeit wurde meist nur Tauschhandel getrieben. Die Bauern tauschten in den Lagervorstädten ihre Naturalien gegen die hier gefertigten Gebrauchsgüter. Wir können damit rechnen, daß in Neuss Tischler, Zimmerleute, Buntmetallschmiede, Schmiede, Töpfer, Ziegelbäcker, Seiler, Gerber und Drechsler ihre Werkstätten hatten Steinmetze sorgten für Schmuckelemente an Hausfassaden und für die Herstellung von Grabsteinen.

In Rasthäusern fanden die Reisenden Aufnahme. Durch diese und durch das Militär war ein gewisser Informationsfluß für die Bewohner dieser Siedlung gewährleistet.

Ein sehr wichtiger Faktor war, daß die Soldaten ständig im Besitz von Bargeld sein konnten. Die Soldaten waren der einzige Stand am Niederrhein, der regelmäßig Bargeld ausgezahlt bekam. Hierdurch waren sie in der Lage, sich Dinge zu kaufen, die sie nicht tauschen konnten, zum Beispiel Extraanfertigungen von Gewandschließen, Gürtelbeschläge usw.

Sicherlich gab es neben den Militärärzten auch Ärzte für die Zivilisten, die gleichzeitig Apotheker waren. In römischer Zeit gab es in den Kommunen weder Spitäler noch Krankenhäuser. Es gab nur Lazarette für die Soldaten. Insofern mußte der Arzt Hausbesuche machen und, wenn nötig, im Haus selbst Operationen durchführen.

Das Militär und auch die Provinzialen waren theoretisch in der Lage, zu schreiben und zu lesen. Auch am Niederrhein gingen die Kinder vom sechsten bis zum vierzehnten Lebensjahr in die Schule, wobei allerdings nur Elementarkenntnisse vermittelt wurden. Es wurde auf Wachstafeln, Papyrus oder auch auf Pergament geschrieben. Köln war die nächste größere Schulstadt. Dorthin konnten die Kinder der reichen Leute gehen, oder aber sie besuchten die noch berühmtere Schule in Trier.

Für die große Ansammlung von Menschen (ca. 12000), die in der zweiten Hälfte des l. Jahrhunderts in Neuss lebte, war das Freizeitangebot sehr wichtig. Es muß in Neuss ein Amphitheater und auch ein Theater gegeben haben. Diese haben wir bislang noch nicht gefunden. Im Amphitheater wurden Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe abgehalten. Wenn Theater gespielt wurde, dann war es nicht das klassische griechische, sondern es waren ganz einfache Volksstücke, die dem allgemeinen Publikumsgeschmack entsprachen. Wie auch heute noch kam dem fahrenden Volk besondere Bedeutung zu. Schausteller zogen von Garnisons- zu Garnisonsstadt, um auf den Märkten ihre Künste anzubieten. Es wurde sehr viel gespielt, besonders in den Kneipen. Man vergnügte sich mit Würfel- und Brettspielen. Die Brettspiele sind dem heutigen Schach und Dame vergleichbar.

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