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Germanisches Ehepaar in typischer Kliedung des frühen 1. Jhs. n. Chr. (nach P. Connolly) |
Die Bekleidung der provinzialrömischen Bevölkerung am Niederrhein war relativ einfach. Sowohl die Männer- als auch die Frauenkleidung bestand aus einem Hausgewand und einem Mantel für draußen. Die Soldaten waren ähnlich gekleidet. Sie trugen eine Tunika und darüber den Soldatenmantel.
Die Männer waren mit dem gallischen Kittel bekleidet, der gegürtet oder auch ungegürtet getragen werden konnte. Dieser Kittel bestand aus einem zusammengenähten Stück Tuch mit Öffnungen für den Hals und für die beiden Arme. Beim Mann reichte dieser Kittel bis zum Knie, selten tiefer. Die Seiten- und auch die Ärmelteile waren wie bei einem T-Shirt zusammengenäht. Die Halsöffnung war umstickt.
Normalerweise bestand dieser Kittel oder Rock aus Wolle. Reichere Leute konnten sich eine bessere Wollqualität leisten und meistens wurden diese Kittel bzw. Röcke dann auch eingefärbt. Bei den Farben handelte es sich um Naturfarben, d.h. wir können verschiedene Braun- und Grüntöne sowie ein Blaugrau annehmen. Im römischen Rheinland wurden von Männern vereinzelt Halstücher getragen, vor allem von Bauern. Diese Halstücher gehörten auch zur Soldatentracht. Draußen trugen die Männer über den Kitteln den gallischen Kapuzenmantel. Dieser Mantel hüllte den ganzen Körper bis zu den Knien ein. Er war vorne zu schließen. Die Kapuze konnte sowohl angewebt als auch nachträglich angenäht worden sein. Der Mantel bestand aus einem dichten Wollgewebe, dem heutigen Loden ähnelnd, da es wasserabweisend sein mußte. Bauern und Jäger trugen manchmal ein Cape mit Kapuze. Dies reichte bis zu den Ellbogen herab. Es bestand meist aus Wolle, manchmal auch aus Leder. Für Bauern und für Jäger gab es noch Gamaschen, die aus mehrfach gewickelten Stoffbahnen bestanden.
Die Frauen trugen ein Unterkleid, das im Schnitt der Tunika ähnelte. Darüber wurde als Obergewand eine Tunika bzw. ein Kittel getragen. Letzterer war im Schnitt dem der Männer vergleichbar, reichte aber bis zu den Knöcheln hinab. Der Frauenmantel war im Schnitt halbmondförmig und konnte über den Kopf gezogen werden. Vorne wurde er zusammengesteckt. Die klassischen, italischen Bekleidungsstücke wie Toga und Tunika fehlten in der provinzialen Bekleidung am Niederrhein. Sie sind auf Grabsteinen vereinzelt nachzuweisen. Wir können sie eventuell für Teile der Oberschicht annehmen.
Im Haus wurden einfache Pantoffeln oder eine Art Hüttenschuhe getragen. Letztere bestanden aus einem Stück Leder und waren nicht genagelt. Außerhalb des Hauses wurden geschlossene Schuhe (carbatinae), die den heutigen Halbschuhen vergleichbar sind, getragen. Diese waren genagelt. Die Nagelung war wichtig, damit die verschiedenen Sohlen des Schuhes zusammengehalten werden konnten. Daneben gab es auch knöchelhohe, geschlossene Stiefel.
Die Soldaten trugen eine einfache kurze Tunika und den viereckigen Soldatenmantel (sagum). Dieser wurde auf der rechten Schulter durch eine Gewandschließe (Fibel) zusammengehalten. Beides, Tunika und Sagum, bestanden aus Wolle. Die Tuniken der Auxiliarsoldaten waren naturfarben, die der Legionssoldaten waren mit Krapp rot gefärbt. Die Kleidungsstücke der Offiziere waren aus besserer Wolle und auch kräftiger eingefärbt.
Die Soldatenstiefel (caligae) bestanden im l. Jahrhundert aus einer einfachen genagelten Sohle, die mit mehreren Riemen über dem Fuß geschnürt wurde. Darin trugen die Soldaten Fußlappen oder Strümpfe. Wegen des rauhen Klimas am Rhein mußte diese Schuhbekleidung im Laufe der Zeit geändert werden, so daß wir ab Anfang des 2. Jahrhunderts feststellen können, daß die römischen Soldaten am Niederrhein geschlossene Stiefel trugen, die bis zu den Knöcheln reichten. |