Die skizzierte Vielfalt ist nicht nur Ausdruck mangelnder Riege des vorhandenen Münzbestandes durch den Staat, sie ist vor allem ein Ergebnis der Unterversorgung mit Kleingeld der verschiedenen Wertstufen. Diese Situation führte zu anderen für die Frühzeit typischen Erscheinungen. Einmal schuf man sich weithin kleinere Münzwerte durch Halbierung, ja gelegentlich Viertelung größerer Stücke, zum anderen wurde in großem Umfange nachgeprägt. Beide Erscheinungen waren jedenfalls teilweise offiziell geduldet; denn wir finden solche Stücke zahlreich gerade in Militärlagern. Beide Erscheinungen begegnen schon unter Augustus (+14n.Chr.). Die Sitte der Halbierung endete unter Tiberius, die Nachprägung unter Nero, doch kursierten solche Exemplare noch in abnehmender Zahl bis zum Jahrhundertende.
Münzkontrolle und "Selbstreinigung"
Auf die Dauer konnten die Verantwortlichen dem Wildwuchs nicht tatenlos zusehen, zumal auch Münzfälscher am Werk waren. Privater oder öffentlicher Kontrolle wegen wurden Punzen (kleine verschiedengestaltige Marken) auf die manchmal gefütterten Silbermünzen (mit unedlem Kern) aufgedrückt, staatliche Überprüfung bezeugen Gegenstempel (meist tief eingeschlagene Kontermarken) wie BON(um) = gut, PRO(batum) = geprüft und gebilligt, während andere Schlagmarken ihre Funktion nicht eindeutig erkennen lassen. Daneben werden manche irregulären kleineren Münzen (vor allem die keltischen Kleinerze und die halbierten Stücke) infolge von arger Vernutzung und Preissteigerungen, die ihre Funktion überflüssig machten, "ihren Kredit verloren" haben und so aus dem Verkehr geschwunden sein. Ein Übriges wurde dadurch bewirkt, daß mit den 70er Jahren n.Chr. eine regelmäßige und - wie es scheint - ausreichende Versorgung mit kleinen Münzwerten erfolgte. Erst in den Notzeiten des 3. und 4. Jahrhunderts n.Chr. traten dann wieder Nachprägungen auf.
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