Tabula Peutingeriana
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Landwirtschaft und Ernährung
von Karl-Heinz Knörzer
I. Agrarsituation in römischer Zeit IV. Arbeitsweisen & Lebensbedingungen
II. Bevölkerung & Siedlungsweise V. Erzeugnisse & Ernährung
III. Anbauverfahren & Geräte VI. Literatur & Verweise

Landwirtschaftliche Arbeitsweisen

Zur Bestellung der Kornfelder wurde der Boden gepflügt. Danach glättete man die Schollen mit einer Egge und harkte dabei die Unkrautwurzeln heraus. Die Getreideaussaat erfolgt durch Ausstreuen mit der Hand. Schließlich wurden die Körner flach eingeeggt.

Zur Ernte benutzte man kurze Handsicheln, welche die Halme dicht über dem Boden abschnitten. Gedroschen hatte man auf einem festen Platz außerhalb der Siedlung und erhielt dabei die Körner durch Zerschlagen der Ähren. Um die Körner von der Spreu und von leichteren Unkrautsamen abzutrennen, worfelte man sie, indem man sie mit einer Schaufel in die Höhe warf, damit der Wind die leichtere Spreu forttragen konnte. Nur bei den Spelzenweizen (Dinkel, Emmer, Einkorn) blieben nach dem Dreschen die Körner in ihren Ährchen von Spelzen eingeschlossen. Um sie aus der Umhüllung zu lösen, war ein weiterer Arbeitsgang erforderlich. Auf dem Hof röstete man sie schwach bei etwa 60° C in Kuppelöfen (Darren) und konnte dann die Körner durch Klopfen oder Mahlen aus den brüchig gewordenen Spelzen befreien.

Getreidemühle
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Für die Bereitung von Mehl oder Graupen gab es Mühlen aus Vulkantuffstein. Die Graupen dienten zur Bereitung von Suppen oder Breispeisen. Aus Mehl stellte man Brot oder Fladen her, der in besonderen Öfen gebacken wurden.

Außer Getreide wurden Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen, Linsen) und Ölfrüchte (Lein, Leindotter) feldmäßig angebaut. Gemüse und Gewürze des täglichen Bedarfs pflanzte man in hausnahen Krautgärten.

Die Versorgung mit Fleisch, Milch und Fellen sicherten größere Viehherden, welche die meiste Zeit des Jahres im Freien weideten und gehütet und gemolken werden mußten. Für die im Winterzeitweilig erforderliche Stallfütterung mußten im Sommer Vorräte beschafft werden. Seit der Römerzeit gab es im Rheinland zu diesem Zweck Wiesen, die einmal im Jahr mit langgestielten Sensen geschnitten wurden. Bei der Heutrocknung bediente man sich hölzerner Rechen und Gabeln. Neben der Wiesenmahd kann auch die Laubheugewinnung von Waldbäumen noch eine Bedeutung gehabt haben.


Lebensbedingungen der niederrheinischen Bauern in römischer Zeit

Die einheimischen Bauern werden auch unter der römischen Besatzung ihre Landwirtschaft zunächst noch in herkömmlicher Weise betrieben haben. Sie sorgten in erster Linie für den eigenen Bedarf, mußten aber bald auch Steuerabgaben leisten. Erarbeiteten sie Überschüsse, konnten sie im Tauschhandel Geräte, Kleidung usw. erwerben. Andererseits waren sie bei Mißernten der Hungersnot ausgeliefert. Das neue römische Verkehrsnetz und die Möglichkeit des Fernhandels erleichterten den Güteraustausch und halfen, solche Gefahren zu vermindern.

Die militärische Sicherung der Rheingrenze gab der Bevölkerung Schutz vor germanischen Überfällen und bescherte ihr zwei friedliche Jahrhunderte. Das römische Recht sorgte für den inneren Frieden im Zusammenleben der Menschen. Man arrangierte sich mit der meist toleranten Besatzung.

Während dieser Zeit der Romanisierung übernahm die Landwirtschaft fortschrittliche Techniken und lernte neue Landnutzungsweisen wie z. B. den Obstanbau kennen. Die neuen Städte und Garnisonen hatten einen großen Bedarf an Lebensmitteln, der durch Lieferungen aus der einhei-mischen Produktion gedeckt wurde. Die Landwirtschaft blühte auf und gelangte zu einem gewissen Wohlstand. Erst im vierten Jahrhundert kam es mit den immer häufiger werdenden Frankeneinfällen zum Niedergang der Entwicklung.

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