Tabula Peutingeriana (Ende 12. Jh.): Ausschnitt aus dem Segment II
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Ammianus Marcellinus
 

Der spätantike Historiker Ammianus Marcellinus erwähnt die civitas Novesium im Zusammenhang mit den Feldzügen des Iulianus Apostata in den Jahren kurz nach der Mitte des 4. Jhs.

Seit 250 zogen die rechtsrheinischen Franken immer wieder auf römisches Provinzgebiet, teils sickerten sie friedlich ein, teils drangen sie kriegerisch über den Rhein. Als fränkische und alemannische Verbände um die Mittes des 4. Jhs. erneut in das linksrheinische Gebiet einfielen und 355 auch Köln eroberten, versuchte der Caesar Iulianus auf Weisung des Kaisers Constantius II. die verlorenen Gebiete zurückzuerobern, was ihm auch in mehreren Kriegszügen zwischen 355 und 358 gelang. Da die Provinz dadurch aber ausgelaugt war und die Ernährung der römischen Schutztruppen zum Problem wurde, mußte Iulianus im Jahre 359 zunächst die Getreideversorgung aus Britannien sichern, um so eine geeignete Basis für weitere Feldzüge zu schaffen und die Rheingrenze weitgehend zu sichern.

Biographie

Ammianus Marcellinus (geb. ca. 330 vermutlich in Antiocheia/Syrien, gest. um 400) war wohl der bedeutenste lateinische Historiker der Spätantike. Er war von Geburt Grieche, wie er im biographischen Schlußsatz sagt (31,16,9), und kam aus einer vornehmen Familie. Seine sog. Res gestae werden als eines der letzten großen Geschichtswerke der Antike angesehen. Ammianus' Leben ist jedoch fast nur aus seinem Werk bekannt, wo er eigene Erlebnisse mit in die Berichte einflechtet. Mit etwa 20 Jahren, während der Regierung Constantius II., diente er bereits in der Eliteeinheit der protectores domestici unter dem magister equitum Ursicinus und nahm an dessen Feldzügen in Norditalien, Gallien, Germanien und Mesopotamien teil. In Gallien war es denn auch, wo er dem Caesar Iulianus begegnet sein dürfte, den er später in seinem Werk verherrlichte. In den Jahren nach seiner Teilnahme an dem Persienfeldzug des Iulianus' (363) unternahm er weite Reisen zu den Schauplätzen seines Geschichtswerkes (31,7,16), u.a. ans Schwarze Meer, nach Ägypten und Griechenland. Die Jahre nach der Mitte der 80er Jahre verbrachte er in Rom, wo er seine Historien vollendete. Hinweise in den letzten Büchern deuten darauf hin, daß er noch um 395 an den Res gestae gearbeitet hat. Um 400 dürfte er gestorben sein.

Ammianus gehörte zum Kreis der Neuplatoniker um den Rhetor Libanios. Sein Werk umfaßte ursprünglich 31 Bücher. Im Schlußwort (31,16,9) teilt Ammianus den chronologischen Umfang seiner Aufzeichnungen mit: vom Prinzipat des Kaisers Nerva bis zum Tode des Valens in der Gotenschlacht bei Adrianopolis, also von 96 bis 378. Damit setzt er das Werk des Tacitus bis auf seine eigene Zeit fort und übertrifft dieses sogar noch an Umfang um ein Buch. Auch in der Verbindung von Reichsgeschichte und Kaiserbiographie folgt Ammianus seinem Vorgänger. Von den ursprünglich 31 Büchern sind allerdings nur die Bücher 14-31 erhalten, die sich mit den Ereignissen der Jahre ab 353 befassen. Der historische Stoff ist, wie bei Tacitus, im allgemeinen nach Art der Annalistik chronologisch geordnet. Die Sprache ist ein Spätlatein, das mit Gräzismen durchsetzt ist.

Literatur:

  • M. Fuhrmann in: K. Ziegler - W. Sontheimer (Hrsg.), Der kleine Pauly I (1964) 302-304 s.v. Ammianus Marcellinus.
  • J. F. Matthews in: S. Hornblower - A. Spawforth (Hrsg.), The Oxford Classical Dictionary, 3. Aufl. (1996) 73 f. s.v. Ammianus Marcellinus.
  • K. Rosen, Ammianus Marcellinus, in: O. Schütze (Hrsg.), Metzler-Lexikon antiker Autoren (Stuttgart 1997) 33-35.

Weitere Informationen im Internet:

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Res gestae XVIII 2, 3-6

3. quo fidenter ad haec patranda digresso ipse anni tempore oportuno ad expeditionem undique milite convocato profectus id inter potissima mature duxit implendum, ut ante proeliorum fervorem civitates multo ante excisas introiret receptasque conmuniret, horrea quin etiam exstrueret pro incensis, ubi condi possit annona a Brittannis sueta transferri. et utrumque perfectum est spe omnium citius. 3. Als dieser [der Tribun Hariobaudes] voller Zuversicht aufgebrochen war, um seinen Auftrag durchzuführen, marschierte Julian selbst in günstiger Jahreszeit ab, nachdem die Truppen von überall her zu dem Feldzug zusammengezogen worden waren. Dabei glaubte er, eine Aufgabe vor allen Dingen rechtzeitig bewältigen zu müssen, nämlich vor Ausbruch heftiger Kämpfe längst zerstörte und verwaiste Städte aufzusuchen und, soweit sie zurückgewonnen waren, neu zu befestigen, auch Getreidespeicher anstelle der verbrannten anzulegen, in denen man das Getreide eingelagern konnte, das gewöhnlich aus Britannien geliefert wurde. Beide Vorhaben wurden schneller ausgeführt, als alle erwartet hatten.
4. nam et horrea veloci opere surrexerunt alimentorumque in isdem satias condita, et civitates occupatae sunt septem: Castra Herculis, Quadriburgium, Tricensimae, Novesium, Bonna, Antennacum et Bingio, ubi laeto quodam eventu etiam Florentius praefectus apparuit subito partem militum ducens et commeatuum perferens copiam sufficientem usibus longis. 4. Denn die Getreidespeicher wurden in schneller Arbeit errichtet und in ihnen genügend Nahrungsmittel gelagert. Auch wurden sieben Städte besetzt: Castra Herculis (Druten?), Quadriburgium (Qualburg?), Tricensima (Vetera?), Novaesium (Neuss), Bonna (Bonn), Antennacum (Andernach) und Vingo (Bingen). Dort erschien durch einen glücklichen Zufall plötzlich auch der Präfekt Florentius. Er brachte einen Teil der Truppen und eine hinreichende Menge an Getreide mit, die für lange Zeit ausreichte.
5. Post haec inpetrata restabat adigente necessitatum articulo receptarum urbium moenia reparari nullo etiam tum interturbante, idque claris indiciis apparet ea tempestate utilitati publicae metu barbaros oboedisse, rectoris amore Romanos. 5. Nach diesen Erfolgen drängten die Verhältnisse dazu, die Mauern der wiedergewonnenen Städte wiederherzustellen, zumal gerade damals kein Feind störte. Aus klaren Anzeichen wurde deutlich, daß in jener Zeit die Barbaren aus Furcht, die Römer aus Liebe zu ihrem Feldherrn dem Wohl des Staates förderlich waren.
6. reges ex pacto superioris anni aedificiis habilia multa suis misere carpentis et auxiliarii milites semper munia spernentes huius modi ad obsequendi sedulitatem Iuliani blanditiis deflexi quinquagenarias longioresque materias vexere cervicibus ingravate et fabricandi ministeriis opem maximam contulerunt. 6. Die Könige schickten gemäß dem Abkommen des vergangenen Jahres auf ihren eigenen Wagen reichlich Material zum Bau von Häusern, und die Soldaten der Hilfstruppen, die sonst stets derartige Dienste als unter ihrer Würde stehend betrachteten, ließen sich durch Julians freundliches Wesen zu diensteifrigem Gehorsam umstimmen und schleppten auf ihren Schultern Balken von 50 Fuß Länge und noch längere, ohne zu murren. Auch leisteten sie bei den Bauarbeiten große Hilfe.

Text und Übersetzung nach:
W. Seyfarth, Ammianus Marcellinus. Römische Geschichte II, Schriften und Quellen der Alten Welt Bd. 21, 2, 3. Aufl. (Berlin 1975) 8-11

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