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Clemens-Sels-Museum
 
Luftaufnahme des Clemens-Sels-Museum und des Obertors
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Die Geschichte der römischen Sammlung des Clemens-Sels-Museums läuft zeitlich naturgemäß annähernd parallel mit der allgemeinen Forschungsgeschichte und beginnt daher auch mit dem ersten Interesse an den in Neuss gefundenen römischen Artefakten. Im folgenden soll ein Textausschnitt aus dem von M. Tauch, dem ehemaligen Direktor des Clemens-Sels-Museums, verfaßten Heft "Clemens-Sels-Museum Neuss. Römische Abteilung, Schnell Kunstführer Nr. 1429, 2. Aufl. (München 1998) 2-5" diese Geschichte nachzeichnen:

"Wir kennen zwar nicht den genauen Zeitpunkt, an dem sich das Sammelinteresse an den Zeugnissen römischer Kultur zum ersten Mal regte. Aber immerhin hielt man bereits 1671 einen in Grimmlinghausen entdeckten Sandstein-Sarkophag für so bemerkenswert, daß man ihn in die Kurpfälzische Sammlung in Düsseldorf aufnahm, aus der er später in das Mannheimer Museum gelangte. Auch war das Bewußtsein römischer Ursprünge nie ganz verloren gegangen. So ließ Johann Schütz, Bürgermeister von 1596 bis 1630, auf einer von ihm gestifteten und mit dem Wappen der Stadt Neuss versehenen Monstranz (Abteilung Stadtgeschichte im Obertor) für sich die Bezeichnung "Senator" eingravieren. Und an anderer Stelle finden wir in Verbindung mit dem Neusser Stadtwappen die Aufschrift "Senatus populusque Nussiensis" - Senat und Volk von Neuss.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann man systematisch nach den Überresten römischer und mittelalterlicher Neusser Vergangenheit zu forschen. Mit zunehmendem, von der Romantik gefördertem Interesse an der Vergangenheit erschienen auch die ersten populären Schriften zur Neusser Stadtgeschichte: 1837 das Büchlein von W. Prisak "Der Neusser Leben und Treiben auf dem großen Gebiete der Weltgeschichte und im stillen Gehege christlicher Sitte, Bildung und Kunst" und 1840 von Fr. J. Löhrer die "Geschichte der Stadt Neuss von ihrer Gründung an bis jetzt, nach gedruckten und handschriftlichen Quellen verfaßt". Gleichzeitig damit zeigten sich Bestrebungen, mehr oder weniger zufällig gemachte Funde durch planmäßige Grabungen zu ergänzen und somit ein Bild römischer Vergangenheit anhand sachlicher Quellen zu gewinnen. Die treibende Kraft dieser Bemühungen war der Neusser Kreisphysikus Hermann Jäger, der als Regimentsarzt beim 4. kombinierten Landwehr-Reserve-Regiment in Neuss diente. Zusammen mit mehreren bekannten und angesehenen Bürgern gründete er 1839 die "Gesellschaft zur Veranstaltung von Nachgrabungen auf gemeinschaftliche Kosten", später kurz "Altertumsverein" genannt. Jedes Mitglied verpflichtete sich zur Zahlung von jährlich zwei Talern, die zu Ausgrabungen verwendet werden sollten.

Bereits unter den ersten Funden, die am 9. und 10. Dezember 1839 in etwa 20 Minuten Entfernung vom Obertor an der Kölner Straße zutage traten, befand sich ein "rother, gut erhaltener Wasserkrug". Wenige Tage später, am 14. Dezember 1839, geben uns die erhalten gebliebenen tagebuchartig geführten Aufzeichnungen Nachricht über eine "rothe Opferschale von Siegelerde", die, wie der Stempel "OF. CALVI" auswies, in der Officina (Werkstatt) des Caivus entstanden war. Neuss zählte zu dieser Zeit etwa 8000 Einwohner. Im Gegensatz zum benachbarten Köln, wo, wie die Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinland 1844 kritisch bemerken, Reste der Römerzeit damals "mit der in Cöln hergebrachten Gleichgültigkeit unbeachtet" blieben, fanden die in der kleinen Stadt am Niederrhein zutage tretenden Dokumente römischer Vergangenheit aufmerksame Beachtung. Eine bürgerschaftliche Eingabe bei Friedrich Wilhelm IV. von Preußen bewirkte, daß dieser dem noch jungen Verein einen jährlichen Zuschuß in Höhe von 100 Talern für Grabungen und Studien in Aussicht stellte. Er verband hiermit die Auflage, die Ergebnisse öffentlich zugänglich zu machen. Dem kamen Verein und Stadt nach, und in einem Brief des Generaldirektors der Königlichen Museen in Berlin, Geheimrat von Olfers, wird 1845 die entsprechende Gründung eines Neusser "Städtischen Museums" bestätigt. "Ist erst der Anfang gemacht", lautet aus Berlin die Aufmunterung zum weiteren Ausbau, "so wird man bald sehen, welches Interesse eine solche zugängliche, gut geordnete Sammlung Einheimischen und Fremden gewährt."

Der Tod des Vereinsgründers Jäger am 3. November 1848 lahmte zunächst weitere Initiativen. In den folgenden Jahren ist zwar immer noch von Funden aus Neusser Boden die Rede, das Fehlen einer engagierten Persönlichkeit jedoch verurteilte den Altertumsverein zur Untätigkeit und ließ das inzwischen im Rathaus untergebrachte Museum in einen Dornröschenschlaf versinken. Erst 1877 bildete sich auf Anregung des Landrats Kaspar Joseph von Heinsberg erneut ein "Verein für Altertumskunde und Geschichte". 49 Bürger wurden Mitglied - auch dies ein Zeichen dafür, daß nach wie vor ein regsames Interesse an den Dingen der Vergangenheit bestand. Ein materieller Förderer erwuchs dem Verein und den Sammlungen in Dr. Clemens Sels, der bereits im jugendlichen Alter eine Privatsammlung begründet hatte und in ihr alte Münzen, Waffen, Keramiken, Gläser, Skulpturen, Gemälde und Möbel zusammentrug. Sels begann 1878 mit Genehmigung der Neusser Stadtverordnetenversammlung, die in städtischem Besitz befindlichen Objekte zu sichten und zu verzeichnen. Gleichzeitig stellte er eine Reihe eigener Stücke dem Museum zur Verfügung. Andere Bürger folgten diesem Beispiel. Die Stadt selbst mochte da nicht zurückstehen; ab 1880 gab sie einen jährlichen Zuschuß von 100 Mark zum Ausbau der Sammlungen.

Das Interesse der Neusser Bevölkerung an der römischen Vergangenheit ihrer Stadt wurde besonders geweckt, als 1887 Konstantin Coenen in einer Versuchsgrabung begann, den Nachweis für das in Grimlinghausen vermutete Römerlager zu erbringen. Bis 1900 zogen sich die umfangreichen Erdarbeiten hin. Die Kosten für das ganze Unternehmen beliefen sich auf 70000 Mark. Das Ergebnis waren nicht nur zahllose Funde, die zu einem großen Teil in das damalige Provinzialmuseum (heute Rheinisches Landesmuseum) nach Bonn gelangten, sondern auch erstmals auf wissenschaftlicher Grundlage erstellte Pläne eines römischen Legionslagers. Bis heute bilden die damals gewonnenen Erkenntnisse einen unverrückbaren Meilenstein in der Geschichte der römischen Siedlungs- und Eroberungspolitik.

Am 25. Dezember 1893 starb Dr. Clemens Sels. Es blieb ihm somit erspart, den Brand des Obertores in der Nacht vom 17. zum 18. Juni 1900 miterleben zu müssen. Hier hatten inzwischen die Museums-Sammlungen, die zu diesem Zeitpunkt 1470 Inventarnummern umfaßten, eine dauerhafte Unterbringung gefunden. Das Feuer führte zu erheblichen Verlusten. Erst 1906 waren die Wiederaufbauarbeiten beendet. Der gerettete Teil der Objekte, um einige Ankäufe vermehrt, erhielt erneut sein Domizil im ersten Geschoß des alten Turmes. Ein Aufruf in der Neuss-Grevenbroicher Zeitung wandte sich an die Bürger, "welche selbst Sammlungen besitzen, dieselben, wenigstens zeitweise, unter Vorbehalt ihres Eigentumsrechtes, dem Museum und dadurch der Öffentlichkeit" zuzuführen.

Schneller und mit größerem Erfolg als erhofft ging diese Bitte in Erfüllung. Als man das Testament der am 27. April 1908 verstorbenen Witwe des Sammlers Clemens Sels eröffnete, fand man darin ein großzügiges Vermächtnis: Pauline Sels geborene Hofstadt, selbst keine Neusserin, sondern aus Erkelenz stammend, vermachte der Stadt Neuss "als unteilbares Vermächtnis den Betrag von 250000 Mark zum Bau eines städtischen Museums".

Damit waren Stadt und Altertumsverein mit einem Schlag aller Sorgen um die angemessene Unterbringung und Präsentation der umfangreichen Sammlungen enthoben. Der Bauplatz wurde durch Abbruch des alten städtischen Kaufhauses in unmittelbarer Nachbarschaft des historischen Zeughauses, der einstigen Observantenkirche, geschaffen; im August 1912 konnte das neue Gebäude eröffnet werden.

Der Erste Weltkrieg brachte eine unfreiwillige Zäsur in der hoffnungsvoll aufblühenden Entwicklung, erfreute sich doch das Museum bei allen Schichten der Bevölkerung großer Beliebtheit. Erst 1922 öffneten sich die Türen erneut für das Publikum. In den folgenden Jahren wurde die Inventarisation der römischen und fränkischen im Museum befindlichen Sammlungsstücke vorangetrieben. Diese verdienstvolle Arbeit, die zugleich mit einer fotografischen Dokumentation verbunden war, gibt auch heute noch eine Vorstellung von dem leider im Zweiten Weltkrieg so sehr dezimierten Bestand. Damals, 1927, heißt es in einem Bericht des Düsseldorfer Stadtanzeigers, das Neusser Museum sei der größten Beachtung wert, berge es doch römische Funde, wie sie diesseits der Alpen in keinem Museum zu finden seien. Sicherlich eine übertriebene Feststellung. Dennoch macht sie den Rang deutlich, den man der Sammlung auch überregional zubilligte.

Altes Museum. Luftaufnahme
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Eine bereits in den 20er Jahren beabsichtigte Neuaufstellung wurde auch in den 30er Jahren diskutiert. Der Ausbruch des Krieges 1939 machte allen Überlegungen ein Ende. Die Bomben, die 1944 und 1945 bei zwei Luftangriffen das alte Museumsgebäude am Markt zerstörten, trafen neben vielen anderen Stücken auch den nicht ausgelagerten Bestand der Römischen Abteilung. Was übrig blieb, gelangte abermals ins Obertor. 1950 konnte - nunmehr unter dem Namen seines Stifters Clemens Sels - das Museum hier wieder eröffnet werden. Die römischen Objekte fanden eine ansprechende Präsentation im zweiten Turmgeschoß. Nach und nach füllten sich viele Lücken durch Grabungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die in den fünfziger Jahren im Bereich des ehemaligen Römerlagers begonnen hatten. Durch vertragliche Vereinbarungen war der Verbleib der wichtigsten Fundstücke in Neuss rechtzeitig gesichert worden. So konnte schließlich bei der Eröffnung des Museumsneubaus 1975 der Öffentlichkeit eine "Römische Abteilung" im Unterschoß des Gebäudes präsentiert werden, die mit der Vielfalt ihrer Objekte ein anschauliches Bild von den vor 2000 Jahren erfolgten Ursprüngen dieser Stadt vermittelt.

1984 wurde eine behutsame Erneuerung und Ergänzung vorgenommen. Anlaß bot die 2000-Jahrfeier der Stadt Neuss und in Verbindung damit die Erinnerung daran, daß 16 v.Chr. erstmals römische truppen auf das Gebiet des heutigen Neuss gelangt waren."

Aktualisiernd sei dem Text von M. Tauch noch hinzugefügt, daß am 24. Juli diesen Jahres die Dauerausstellung der Römische Abteilung in einer neuen, modernen museumspädagogischen Maßstäben entsprechenden Konzeption wieder eröffnet wurde und eine wesentliche Erweiterung des Museums in Planung ist.

Clemes-Sels-Museum

Adresse:
Clemens-Sels-Museum
Am Obertor
41460 Neuss
Telefon 02131/904141
Fax 02131/902472
E-Mail: museum@stadt.neuss.de
Geöffnet: Dienstags bis Samstags von 11 bis 17 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr.
www.clemens-sels-museum.de
www.neuss.de/neuss/kultur/einrichtungen/csm

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