Markomannen, elbgermanischer Stamm aus der Gruppe der Sueben, der seit dem 1. Jh. v. Chr. im Maingebiet seßhaft war. Markomannen sind erstmals im Heere des Ariovist 58 v.Chr. bezeugt. Von den Römern unter Drusus 9 v.Chr. besiegt, wanderten der Stamm nach dem von den keltischen Bojern verlassenen Böhmen aus. Dort bildeten sie unter ihrem König Marbod (8 v.Chr. - 19 n.Chr.) den Mittelpunkt eines mächtigen Stammesbundes, dem Quaden, Langobarden, Semnonen und Hermunduren angehörten. Der Stammesbund war nur locker gefügt, seiner Stärkung stand die Opposition des Sippenadels entgegen. Viele Grabfunde, u.a. Fürstengräber, belegen ihr hochstehendes Kunsthandwerk, das weit nach Norden wirkte. Bereits für das 1. Jh. n. Chr. ist mit der Abqanderung markomannischer Stammesteile nach Mähren zu rechnen.
Ein Krieg gegen die Cherusker unter Arminius 17 n.Chr. und Marbods Sturz 19 n.Chr. beendeten die Machtstellung der Markomannen, die unter römischen Einfluß gerieten. Das Abhängigkeitsverhältnis zu Rom, durch Kämpfe 89 und 92 n.Chr. unterbrochen, dauerte bis zu den großen Markomannenkriegen unter Marcus Aurelius 166-180 n.Chr., in denen die zwischen oberer Elbe und Donau wohnenden Markomannen 170 n.Chr. zusammen mit den Quaden tief in das römische Reich, sogar bis nach Oberitalien vorstießen. Darstellungen dieser Kämpfe sind auf den Reliefs der 42 m hohen Marc-Aurel-Säule in Rom erhalten. Die Markomannen unternahmen im 3. und 4. Jh. mehrere Einfälle über die Donau nach Noricum und Pannonien, Teile von ihnen wurden dort auch angesiedelt. Nach dem 4. Jh. wurden sie kaum noch genannt und gingen in den germanischen Stämmen Böhmens auf, die vielleicht den Kern der Bajuwaren bildeten. Andere Stammsteile siedelten sich, den archäologischen Zeugnissen nach zu schließen, im Rhein-Main-Gebet an.
Quelle: H. Brunner - K. Fessel - F. Hiller (Hrsg.), Lexikon Alte Kulturen 2 (Mannheim 1993) 620 und Lexikon der Antike. Digitale Bibliothek Bd. 18 - (c) Directmedia 2000 |