Marius, Gaius, geb. in Cereatae bei Arpinum 158/57 v.Chr., gest. in Rom 13. 1. 86 v.Chr., römischer Konsul (107, 104-100, 86), Feldherr und Anführer der Popularen im 88 v.Chr. ausgebrochenen Bürgerkrieg.
Als junger Mann diente er unter Scipio Africanus dem Jüngeren in Spanien, wo er sich bei der Eroberung von Numantia 134 v.Chr. durch Tapferkeit auszeichnete. 119 v.Chr. war er Volkstribun, 115 v.Chr. Prätor, und 114 v.Chr. verwaltete er als Proprätor die Provinz Hispania Ulterior. 109 v.Chr. begleitete er als Legat den Konsul Quintus Caecilius Metellus nach Afrika in den Krieg gegen den numidischen König Jugurtha. Im Folgejahr bewarb er sich für 107 v.Chr. um das Konsulat, das er schließlich auch gegen Metellus’ Wunsch – Marius entstammte "nur" dem Ritterstand und nicht wie Metellus der Nobilität – erhielt; zuvor hatte er in Rom heftig gegen Metellus intrigiert. Außerdem wurde ihm 107 v.Chr. der Oberbefehl in Numidien übertragen, obwohl ursprünglich Metellus mit der Fortführung des Jugurthinischen Krieges beauftragt worden war. 105 v.Chr. brachte Marius mit Unterstützung seines Quästors Lucius Cornelius Sulla den Krieg zu einem erfolgreichen Ende, und im folgenden Jahr feierte er seinen Sieg in einem Triumphzug, in dem er auch den gefangenen Jugurtha mitführte.
Aufgrund seines militärischen Erfolges in Numidien hielten die Römer Marius als einzigen für fähig, auch mit den Gefahren fertig zu werden, die von Seiten der Germanen drohten, und wählten ihn für 104 v. Chr. und die folgenden vier Jahre jeweils wieder zum Konsul. Marius’ erste große Leistung in seiner zweiten Konsulatszeit war die Vollendung seiner bereits im Jugurthinischen Krieg in Ansätzen eingeleiteten Heeresreform. Dadurch wurde nicht nur die Schlagkraft der Armee erhöht, sondern auch der Übergang vom freiwilligen Bauernheer zum Berufsheer vollzogen wurde, das in den Bürgerkriegen der späten Republik zum wesentlichen Machtfaktor in den Händen reicher, einflußreicher Politiker wurde. Dabei löste er das nach timokratischem Prinzip aufgebaute Milizheer, dem die häufigen Feldzüge des 3. und 2. Jhs. v.Chr. durch Ruinierung der ländlichen Unterschicht, aus der sich die Masse der Legionare rekrutiert hatte, die Grundlage entzogen hatten, durch ein Heer berufsmäßiger, auf Staatskosten bewaffneter Söldner ab. Er gab den Zensus als Kriterium der Rekrutierung auf und bot damit dem Proletariat eine Existenzmöglichkeit in Form des Wehrdienstes.
Unter Marius schlugen die reformierten römische Truppen die Teutonen 102 v.Chr. bei Aquae Sextiae (Aix in der Provence) und die Kimbern 101 v. Chr. bei Vercellae (Vercelli, westlich von Mailand). Um seine Veteranen durch Landzuweisungen zu versorgen, verbündete er sich 103 v.Chr. mit dem Volkstribunen Lucius Appuleius Saturnius, der in diesem Jahr ein erstes dementsprechendes Ackergesetz durchsetzen konnte; dieses und ähnliche Gesetzesvorhaben stießen jedoch auf den erbitterten Widerstand des Optimaten Metellus, unterdessen der schärfste Gegner des Marius.
Nach Ablauf seines sechsten Konsulatsjahres zog sich Marius vorerst aus der Öffentlichkeit zurück, u.a. deshalb, weil er 100 v.Chr. eine schwere politische Niederlage erlitten hatte, als er einen Senatsbeschluss (Verhängung des Ausnahmezustandes) gegen seinen Verbündeten Saturninus und dessen Anhänger hatte durchführen müssen. Erst knapp zehn Jahre später trat er als Feldherr im Bundesgenossenkrieg (91-89 v.Chr.) wieder in Erscheinung.
88 v. Chr. trug der Volkstribun Sulpicius Rufus Marius das Kommando im Krieg gegen König Mithridates VI. von Pontus an, obwohl das Kommando bereits rechtmäßig an Sulla vergeben worden war. Sulla war sowohl als Optimat wie auch aufgrund der Tatsache, dass er sich für den eigentlichen Sieger im Jugurthinischen Krieg hielt, ein erbitterter Gegener des Marius. Die Feindschaft zwischen Marius und Sulla bzw. Popularen und Optimaten entlud sich nun im Bürgerkrieg: Sulla marschierte nach Rom, nahm die Stadt und ließ Marius und dessen Anhänger ächten; Marius floh nach Afrika. Nach Sullas Abmarsch nach Osten kehrte Marius 87 v.Chr. zurück, eroberte zusammen mit Lucius Cornelius Cinna Rom zurück und ließ sich für 86 v Chr. zum Konsul wählen. Er und Cinna übten in grausamen Proskriptionen blutige Rache an den Anhängern Sullas und annullierten alle Gesetze, durch die Sulla die Herrschaft des Senats wieder herstellen wollte. Marius starb am 13. Januar 86 v.Chr. in Rom zu Beginn seines siebten Konsulatsjahres.
Quelle: H. Brunner - K. Fessel - F. Hiller (Hrsg.), Lexikon Alte Kulturen 2 (Mannheim 1993) 619; Microsoft Encarta Enzyklopädie 2004 und Lexikon der Antike. Digitale Bibliothek Bd. 18 - (c) Directmedia 2000
Literatur:
- W. Volker, Quantum bello optimus, tantum pace pessimus. Studien zum Mariusbild in der antiken Geschichtsschreibung, Habelts Dissertationsdrucke: Reihe Alte Geschichte 39 (Bonn 1995).
- R. Evans, Gaius Marius. A political biography (Pretoria 1994).
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