Eburonen, Volksstamm in der Provinz Gallia Belgica, dessen Siedlungsgebiet zwischen Maas und Rhein lag und die nördlichen Ardennen, die Eifel und die Bördenlandschaften umfaßte. Caesar weist sie den Germani Cisrhenani zu (Caes. Gall. 2,4), als deren bedeutendster Stamm sie galten; sie waren Klienten der Treverer im Süden.
Unter ihren Führern Ambiorix und Catavolcus fügten die Eburonen den Truppen Caesars im Jahre 54 v. Chr. eine der schwersten Niederlagen zu. Die Rachefeldzüger der Römer in den folgenden Jahren führten zur vollständigen Zerschlagung des Stammes, eine Ausrottung ist aber unwahrscheinlich. Ein Teil der Eburonen wurde von anderen Stämmen, den Tungri und Ubii, absorbiert, wobei letztere unter der Statthalterschaft des Agrippa (seit 38 v. Chr.) auch in das ehemalige Stammesgebiet der Eburonen umgesiedelt wurden. Es wird vermutet, daß auch die Sunici Reste der Eburonen bildeten.
In der Mitte des Gebiets der Eburonen (in mediis Eburonum finibus) lag, so Caesar (Gall. 6,23,3 f.), das castellum Atuatuca. Die häufig vorgeschlagene Identifizierung des Ortes mit dem heutigen Tongeren in Belgien, dem ehemaligen Hauptort der späteren Tungrer (civitas Tungrorum), ist unsicher und entsprechend in der Forschung umstritten. Dazu H. v. Petrikovits: "Tongeren liegt aber nicht etwa in der Mitte, nicht einmal 'inmitten' der Eburonen, sondern links der Maas, also bestenfalls am äußersten Westrand ihres Gebietes. Wir sehen bei diesem Sachverhalt nur zwei Lösungsmöglichkeiten: entweder ist die Angabe Caesars über die Gebietsausdehnung und die Lage ihres castellum falsch, oder Aduatuca (Tongern) lag nicht im Eburonengebiet, ist also nicht mit dem von Caesar angeführten Eburonen-Aduatuca identisch. Die einheimische Vorgängersiedlung des kaiserzeitlichen Aduatuca (Tongeren) müßte dann im Aduatukergebiet gelegen haben, also am ehesten das b.G. 2,29,2 f. genannte oppidum egregiae natura munitum der Aduatuker gewesen sein, das auch den Ortsnamen führte, wie aus dem Namen der in die Ebene verlegten Nachfolgesiedlung zu erschließen ist. Dann wären aber die Wohnsitze der Aduatuci hier und nicht etwa zwischen Lüttich und Namur gelegen, wie man vermutet hat."[ 1 ]
Durch archäologische Untersuchungen lassen sich allerdings an mehreren Orten im Raum zwischen Maas und Rhein Siedlungsabbrüche um die Mitte des 1. Jahrhunderts nachgeweisen, die mit den römischen Angriffen gegen die Eburonen in Zusammenhang gebracht werden können: so in der Höhenbefestigung "Alter Burg" bei Kreuzweingarten (Kreis Euskirchen), der Anlage von Kreuzau-Winden (Kreis Düren) und der Siedlung von Niederzier im Bereich des Braunkohletagebaus Hambach I.
Literatur:
- H. Beck - H. Jankuhn - R. Wenskus (Hrsg.), Reallexikon der germanischen Altertumskunde 6 (Berlin 1986) 348-350 s.v. Eburonen (G. Neumann)
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- H.-E. Joachim, Die Eburonen - Historisches und Archäologisches zu einem ausgerotteten Volksstamm caesarischer Zeit, in: G. v.Büren - E. Fuchs (Hrsg.), Jülich: Stadt - Territorium - Geschichte, Festschrift zum 75jährigen Jubiläum des Jülicher Geschichtsvereins 1923 e.V., Jülicher Geschichtsblätter 67/68, 1999/2000 (Kleve 2000) 157-170.
- W. Eck, Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum, Geschichte der Stadt Köln Bd. 1 (Köln 2004) 37-45.
- H. Galsterer, Des Éburons aux Agrippiniens, in: Cahiers du Centre G. Glotz 3, 1992, 107-121.
- F. Schön, Eburones, in: Der Neue Pauly 3 (Stuttgart 1997) 864.
- M. Leglay, Eburones, in: Der Kleine Pauly 2 (Stuttgart 1967) 190.
[ 1 ] H. v. Petrikovits, Germani Cisrhenani, in: H. Beck - H. Jankuhn - R. Wenskus (Hrsg.), Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 1 (Berlin 1986) 92 f.
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