Novaesium, alias Neuss

Porträt des Nero
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Nero, Claudius Drusus Germanicus Caesar, geb. 15. 12. 37, gest. 9. 6. 68, römischer Kaiser seit 13. 10. 54. Als Sohn des Senators Cn. Domitius Ahenobarbus und der Agrippina minor hieß er ursprünglich L. Domitius Ahenobarbus, wurde 50 von seinem Stiefvater Claudius adoptiert und 53 mit dessen Tochter Octavia verheiratet. Nach der Vergiftung des Claudius durch Agrippina konnte Nero mit Hilfe der Prätorianer den Thron besteigen.

Es sind zwei Phasen seiner Regierung zu unterscheiden. Bis 62 ließ sich der junge Kaiser von dem Prätorianerpräfekten Sex. Afranius Burrus und seinem ehemaligen Lehrer Seneca d. Ä. im senatsfreundlichen Sinne beeinflussen, Finanzwesen und Rechtsprechung wurden reformiert, Koloniegründungen intensiviert. Dem Machtkampf innerhalb der kaiserlichen Familie fielen 55 Neros Stiefbruder Britannicus und 59 seine ehrgeizige Mutter Agrippina zum Opfer. Nach dem Tode des Burrus zog sich Seneca von der Staatsführung zurück. Mit dem neuen Gardepräfekten Ofonius Tigellinus begann 62 die despotische Willkürherrschaft. Um Poppaea Sabina heiraten zu können, ließ Nero Octavia verbannen und ermorden. Zugleich begannen wieder Prozesse wegen Majestätsbeleidigung, um den Besitz reicher Senatoren konfiszieren zu können. Bauten und Spiele verschlangen riesige Summen. Die 65 aufgedeckte Pisonische Verschwörung war der Ausdruck der Opposition vor allem Senatorischer Kreise gegen das hellenistische Herrschertum. Seneca, Lucanus, Petronius u.a. wurden zum Selbstmord gezwungen. In den Sommer 64 fällt der große Brand Roms, der 10 von 14 Stadtdistrikten vernichtete. Um den gegen ihn erhobenen, doch wohl unbegründeten Verdacht der Brandstiftung von sich abzulenken, beschuldigte Nero Juden und Christen dieser Tat (1. Christenverfolgung). Bei dem großzügigen Wiederaufbau der Stadt ließ der Kaiser mit ungeheurem Aufwand die Palastanlage 'Goldenes Haus' errichten. Seit 64 trat er öffentlich als Wagenlenker, Sänger und Schauspieler auf. Den Höhepunkt erlebte sein künstlerischer Dilettantismus auf der Reise nach Griechenland 66-68, wo er sich als Sieger an den Festspielorten feiern ließ.

Der Partherkrieg des Cn. Domitius Corbulo 58-63 bestätigte die römische Oberherrschaft über Armenien, dessen König 66 von Nero in Rom gekrönt wurde. Die Erhebung der Boudicca in Britannien wurde 61 unterdrückt, doch der 66 ausgebrochene Aufstand in Judäa dauerte über des Kaisers Tod hinaus. Die weitverbreitete Unzufriedenheit führte 68 zum Aufstand des C. Iulius Vindex in Gallien und zur Erhebung des Galba in Spanien. Nach dem Abfall der Prätorianergarde und der Ächtung durch den Senat beging Nero in einer Villa bei Rom Selbstmord. Mit ihm endete die iulisch-claudische Dynastie.

Die senatorische Tradition verurteilte Nero als Tyrannen und schmückte seine Grausamkeiten legendär aus (Tacitus, Sueton, Cassius Dio). Dagegen muß er in breiten Kreisen auch beliebt gewesen sein, dreimal trat ein falscher Nero auf. Die Christen sahen in ihm den ersten Verfolger, z.T. auch den Antichristen überhaupt (Lactantius).

Quelle: Lexikon der Antike. Digitale Bibliothek Bd. 18 - (c) Directmedia 2000

Literatur:

  • Bergmann, M.: Der Koloß Neros, die Domus Aurea und der Mentalitätswandel im Rom der frühen Kaiserzeit, Trierer Winckelmannsprogramme 13 (Mainz 1994).
  • Cizek, E.: L' époque de Néron et ses controverses idéologiques, Roma aeterna 4 (Leiden 1972).
  • Eck, W.: Nero, in: Der Neue Pauly 8 (2000) 851-855.
  • Grant, M.: Nero. Despot, Tyrann, Künstler, 3. Aufl. (München 1983).
  • Griffin, M. T.: Nero. The end of a dynasty (London 1984).
  • Herrmann, H.: Nero. Eine Biographie (Berlin 2005)
  • Holland, R.: Nero. The man behind the myth (Stroud 2002).
  • Malitz, J.: Nero (München 1999).
  • Shotter, D. C.: Nero (London 1997).
  • Waldherr, G.: Nero. Eine Biografie (Regensburg 2005).

Weitere Informationen im Internet:

  • Nero (54-68 A.D.): De Imperatoribus Romanis: An Online Encyclopedia of Roman Emperors (David J. Coffta, Canisius College)

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