Ist Dormagen das geheimnisvolle Raena?Erwähnt Saga Dormagen als Militärstützpunkt? Chris Stoffels Die Ausgrabungen neben dem Rathaus an der Kölner Straße brachten es zutage: Dormagen war auch nach der römischen Blütezeit zumindest bis ins fünfte Jahrhundert hinein militärischer Stützpunkt. Der Nordik-Forscher, Sagenspezialist und Autor Ralf Koneckis wagt jetzt die Hypothese, dass Dormagen jenes geheimnisvolle Raena war, aus dem König Didrik mit 8.000 Soldaten zur Schlacht bei Gregenborg gezogen war.
Mit den jüngsten Grabungen zwischen Rathaus und Ring-Kaufhaus muss die Dormagener Geschichte neu geschrieben werden: Durnomagus war nach den Erkenntnissen des Archälogen Dr. Michael Gechter nicht nur Stützpunkt der römischen Kavallerie, sondern militärische Basis bis weit in die Zeit der Völkerwanderung hinein. Doch diese Zeit liegt weitgehend im Dunkeln: Das Interesse der Römer galt ab der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts mehr Nordgallien, und auch die Geschichtsschreiber wie Ammian und Zosimus wandten sich eher den damaligen Brennpunkten der Weltgeschichte zu als den weniger spektakulären Entwicklungen am Rhein. Eine der raren bekannten Quellen, die dennoch berichtet, ist die Thidreks-Saga, eine mittelalterliche Zusammenfassung von Helden-Geschichten, die "nach dem Tod Kaiser Konstantins" (307 bis 337) beginnt, wie es im Vorwort heißt. Erschienen ist die altwestnordische Quelle um 1250. Ein profunder Kenner dieser Materie ist Ralf Koneckis (50), vielen noch bekannt als Eishockey-Spieler und -Trainer in Dortmund und Berlin. Mit dem Sport verdiente er sich das Geld für ein Skandinavistik-Studium: Er erlernte die altnordischen Sprachen, wurde Stadtarchivar und arbeitet heute als Autor mit dem Spezialgebiet Sagen. Er liest die Thidreks-Saga im Urtext. Durch die NGZ aufmerksam geworden auf die Dormagener Ausgrabungen, verglich er die Erkenntnisse der Archäologen mit seinen Forschungen zur Thidreks-Saga. Sie beschreibt in vielfältiger Form "fast chronikartig" den Zeitraum von fünf Generationen und schildert detailliert die vielfältigen kriegerischen Auseinandersetzungen der von den Römern eingesetzten germanischen Föderaten am Niederrhein. "Was die Wertung dieser Quelle erschwert, ist die Mischung aus historischer Wiedergabe und literarischer Fabulierung", so Koneckis. Dennoch vermutet der Sagen-Forscher aus Dortmund, dass jenes geheimnisvolle Raena, das in der Saga erwähnt wird, Dormagen sein könnte. In der Quelle heißt es unter anderem: "Nun reitet König Didrik hinaus aus seiner Stätte Raena, und er hat VIII Tausend Männer." Gemeint mit Koneckis zufolge wohl eher 800 Männer, "denn es lässt sich nachweisen, dass die Zahlenangaben in späteren Überlieferungsgeschichten oft verzehnfacht wurden". Bis zu 1.000 Soldaten umfassten die Lager im Rheintal, darunter Dormagen. Den deutlichsten Hinweis aber deutet Koneckis in dem Ortsnamen "Raena". In der schwedischen Leseart bedeute das "Room" und heißt "Stätte". Dies könnte auf eine bedachten "militärischen Zeltplatz", so wie ihn die Archäologen in Dormagen vermuten, hindeuten. Möglicherweise ist mit dieser Bezeichnung laut Koneckis aber auch das Gebiet bei Haus Bürgel gemeint. Haus Bürgel, seit der Rheinverlagerung im 14. Jahrhundert zum rechtsrheinischen Monheim gehörig, ist spätrömisch. "Raena" könnte "Rheinaue" meinen, das "Room" mit "Römer-aue" gleichzusetzen sein. "Nach meiner Einschätzung wurde die Schlacht bei Gregenborg zwischen 390 und 450 geschlagen." Gregenborg bedeutet Koneckis zufolge das Lager Krefeld-Gelduba, in dem zwischen 275 und 320 vor allem griechisch (Gregen) sprechende Soldaten, die in Ägypten stationiert waren, ihren Dienst versahen. Als "bemerkenswert" sieht es Koneckis auch an, dass Haus Bürgel um 430, überrannt wurde. Koneckis stützt sich auf Hypothesen: "Ob sich in Dormagen eine entsprechende militärische Bewegung nachweisen lässt, werden glückliche Umstände im Fundmaterial vielleicht einmal zeigen können." Als eine weitere Quelle sieht er aber auch die Sagen an. Doch aus dem Dormagener Raum sind keine bekannt. Sie auch: |
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