NGZ-Online, 26. April 2001

Um Symbolisten-Sammlung beneidet

Museumstag am 20. Mai

Sebastian Lange

So manches Mal passiert es Dr. Christiane Zangs, dass sie von Fachkollegen im Ausland auf das Clemens-Sels-Museum angesprochen wird: "Gab es in Neuss nicht damals diese Max Ernst-Ausstellung?" oder "Haben sie nicht diese große Symbolisten-Sammlung?".

"Richtig" - kann die Direktorin des Museums da nur antworten. Clemens-Sels-Museum, das ist auch im Ausland ein Begriff. So gab es dort unter der Leitung von Dr. Irmgard Feldhaus, die 36 Jahre lang Museumsdirektorin war, die erste Max Ernst-Ausstellung, die überhaupt in einem Museum zu sehen war. Vorher hatte es nur Ausstellungen in Galerien gegeben. Und die Sammlung symbolistischer Kunst mit Werken von Künstlern wie Burne-Jones, Moreau oder Redon ist wohl die bedeutendste in Deutschland - auch ein Verdienst von Feldhaus, die die Sammlung durch Zukäufe gezielt aufgebaut hat. Bilder von Vertretern des Symbolismus spiegeln die mystische Welt der Phantasie und des Traums wider. Werke aus dem Clemens-Sels-Museum wurden sogar schon bis nach Tokio ausgeliehen, kürzlich fragte das venezianische Museum "Palazzo Grassi" an, ob denn nicht eine Ausleihe von Burne-Jones-Bildern möglich sei.

Aber die Symbolisten sind nur ein kleiner Teil des Museums-Inventars. Zu sehen sind archäologische Funde aus der Römerzeit, eine stattliche Glassammlung, deren Ursprünge ebenfalls bis zu den Römern zurück reicht, eine Schmuck- und Uhrensammlung, sakrale Goldschmiedekunst, auch eine umfangreiche Porzellansammlung ist zu finden. "Das Museum ist die Schatzkammer der Stadt", sagt Zangs, "doch leider kennen noch immer viele Neusser das Haus gar nicht." Daher legt die Direktorin viel Wert darauf, dass die Kunst den Bürgern in Sonderausstellungen, Führungen oder Workshops vermittelt wird. Die Geschichte des Museums hängt eng mit der Stadtgeschichte zusammen. Schon 1839 wurde der "Neußer Altertumsverein" gegründet, der sich zum Ziel setzte, die römische Vergangenheit der Stadt zu erforschen. Zunächst wurde die Sammlung in der "Höheren Lehranstalt" neben dem Zeughaus untergebracht. Wegen Platzmangel wanderte sie 1856 ins Rathaus.

Nachdem die Bemühungen des Vereins ein wenig eingeschlafen waren, wurde er 1877 neu gegründet. Museumswart wurde der Apotheker Dr. Clemens Sels. Die Sammlung machte eine echte Odyssee mit: 1889 zog sie um ins Obertor, nach einem Brand und der Vernichtung wertvoller Kunstgegenstände gab es einen Umzug wieder ins Rathaus, dann noch einmal ins Gymnasium, und schließlich, 1906, wurde sie ein zweites Mal ins Obertor überführt. Clemens Sels starb 1893. Als 1908 Pauline Sels, seine Witwe, starb, vermachte sie der Stadt 250.000 Mark, was heutzutage vom Geldwert her wohl einige Millionen wären. Das Geld, so bestimmte sie in ihrem Testament, sollte für den Bau eines städtischen Museums, nach Möglichkeit "in Form eines griechischen Tempels", verwendet werden. Gleichzeitig empfahl sie der Stadt dann auch direkt einen Standort: "Die Stelle des heutigen alten Zeughauses".

Das alte Zeughaus wollte die Stadt dann aber doch nicht abreißen. Dennoch: Der griechische Tempel wurde 1909 errichtet, und zwar am Markt, an der Stelle, an der heute die Geschäftsräume der Commerzbank zu finden sind. Der zweite Weltkrieg bedeutete dann aber das Ende des Baus, der den Besuchern mit seiner klassischen Würde Respekt einflößen sollte: Fliegerbomben legten das Gebäude in Schutt und Asche. 1950, schon unter der Leitung der damals erst 30jährigen Irmgard Feldhaus, wurde es neu eröffnet - im Obertor. 1973 wurde dann der heutige Bau errichtet. Gelegenheit, das Museum kennen zu lernen, gibt es am 20. Mai, am "Internationalen Museumstag". An diesem Tag ist der Eintritt frei, geöffnet ist von 11 bis 17 Uhr. Am Abend zuvor, wird von 19 bis 24 Uhr die "Museumsnacht" veranstaltet. "Da wird es einige Überraschungen geben", sagt Zangs - man darf also gespannt sein.

Weitere Informationen zur Forschungs- und Sammlungsgeschichte: Forschung und Museum

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