NGZ Online, 16. April 2010
Hochburg für Archäologen
Sebastian Meurer
Bei der Landesausstellung "Fundgeschichten" im Römisch-Germanischen Museum sind auch spektakuläre Funde aus Rommerskirchen zu sehen. Manfred Hundt, Beauftragter für Bodendenkmäler, war bei den Grabungen dabei.
Dass es am Gillbach die besten Böden weit und breit gibt, dient nicht nur den örtlichen Landwirten als Argument gegen die Umgehungsstraße B 477n. Auch für die Archäologen ist der Boden beziehungsweise das, was er frei gibt, von hohem Wert.
Schon seit der Steinzeit lebten hier Menschen, und während der bis ins fünfte Jahrhundert währenden Römerzeit war das Gebiet des heutigen Rommerskirchen von einem Netz römischer Gutshöfe (villae rusticae) durchzogen. Spektakuläre Funde aus den vergangenen Jahren verhelfen der Gemeinde derzeit über den Kreis der Experten hinaus zu gehöriger Prominenz.
Bei der im März eröffneten und noch bis zum 14. November dauernden Landesausstellung "Fundgeschichten" im Römisch-Germanischen Museum in Köln werden die wichtigsten Funde der Ausgrabungen in den vergangenen fünf Jahren präsentiert.
Ergiebige Grabungen
Mit dabei ist die Rekonstruktion des Haarnetzes einer vornehmen Römerin, das im Vorfeld des Baus der Umgehungsstraße 59n in Gill in einem Sarkophag gefunden wurde, der nur gut zweieinhalb Meter unter der Erdoberfläche verborgen war. Auch die womöglich noch spektakulärere Ausgrabung von 600 fränkischen Gräbern am Nettesheimer Weg während der Jahre 2005 bis 2007 wird bei der Ausstellung dokumentiert.
Dass im Bereich von Gill Funde aus römischer Zeit gemacht werden würden, hat Manfred Hundt (73) keineswegs überrascht: "Seit den 70er Jahren war klar, dass hier etwas zu finden sein müsste", erzählt der Beauftragte für Bodendenkmäler der Gemeinde. Keramik und Baumaterial aus römischer Zeit war hier keine Seltenheit. Zudem sind die Böden am Gillbach weitgehend frei von Steinen: "Wenn Sie dann noch ein paar Ziegel finden, sind Sie schon fast in der Römerzeit", sagt Hundt.
Lebhaft erinnert sich der Hobby-Archäologe an die Ausgrabung des Sarkophags. Neben einem Blei- wurde auch ein Holzsarg entdeckt. In dem Sarkophag befand sich die Asche einer etwa 25-jährigen Frau, neben der die Reste ihres Kopfschmucks lagen, zu dem auch das Haarnetz gehört. Die Umstände der Bestattung weisen darauf hin, dass die Frau überaus begütert war.
Um die kostbaren Fundstücke zu schützen, schob Hundt gemeinsam mit Thomas Ibeling, der für die Grabung verantwortlich zeichnete, Wache: "Einer schlief im Bauwagen, der andere im Zelt." Derartige Vorsichtsmaßnahmen haben ihren Grund: In Weilerswist etwa haben Grabräuber Funde zerstört. Auch sonst sind mit Metalldetektoren ausgerüstete Jäger und Sammler auf Feld und Flur den Experten ein Gräuel. |