Novaesium, alias Neuss

Neuss-Grevenbroicher Zeitung, 9. April 2009

Keramikkunst und Schlachtfelder

Die neuesten „Zeitsprünge“ des Geschichtsvereins beleuchten viele Aspekte der Römerzeit im Rheinland

Sebastian Meurer

2008 waren sie nicht erschienen, daher firmiert die neueste Auflage der vom Geschichtsverein Dormagen herausgegebenen „Zeitensprünge“ als letzte Neuerscheinung des vergangenen Jahres. Nachdem die vorigen Bände dem Kloster Knechtsteden und den Nibelungen gewidmet waren, untersucht der druckfrische Band 7 mit dem Titel „Limes – Lager – Landwirtschaft“ das römische Leben in den Nordwestprovinzen des einstigen Weltreichs.

Wie Sascha Wichmann, stellvertretender Vorsitzender des Geschichtsvereins, gestern bei der Vorstellung des Bandes in der City-Buchhandlung betonte, haben sich die Herausgeber diesmal dafür entschieden, „den Rahmen zu erweitern und ein breiteres Spektrum abzudecken“ – was sich auch bei den Autoren widerspiegelt, deren Palette vom „Nachwuchswissenschaftler bis zum erfahrenen Archäologen“ reicht.

Trierer Keramik
Viel Geschick bewisen die alten Römer im Kunsthandwerk, wie diese Funde aus Trier zeigen. Neben einem „Spruchbecher“, einem fassförmigen Becher und einem „Götterbecher“ wurde auch eine Flasche mit Vogeldekor gefunden.

2000 Jahre nach der multimedial in Erinnerung gebrachten Niederlage des römischen Statthalters Varus im „saltus Teutoburgensis“ – der wohl nicht mit dem heutigen Teutoburger Wald identisch ist – beleuchten die „Zeitsprünge“ mit dem Bataveraufstand eine weitere bedeutende kriegerische Auseinandersetzung von Germanen und Römern. Ereignet hat sie sich 69/70 n.Chr., wobei der Geschichtsverein mit Dr. Christoph Reichmann einen bedeutenden Archäologen als Autor gewinnen konnte. Anders als bei der Varus-Schlacht gibt es hier keine wissenschaftlichen Zweifel daran, dass die Bataverschlacht sich tatsächlich im Bereich des heutigen Krefelder Stadtteils Gellep zugetragen hat. Archäologische Funde stützen die Darstellung, die der römische Historiker Tacitus nur wenige Jahrzehnte später vom Verlauf der Schlacht gegeben hat.

Martin Schmidt, der sich zunächst mit dem Kloster Knechtsteden beschäftigte, widmet sich den „Limestürmen am Obergermanisch-Rätischen Limes“, der sich mit 900 Wachtürmen sowie jeweils 60 größeren und kleineren Kastellen vom mittelrheinischen Rheinbrohl bis an die Donau erstreckte und die Demarkationslinie des römischen Reichs zu den Germanen bildete.

Aus der Feder von Dr. Monika Weidner stammt der Beitrag über die Verzierungstechniken römischer Feinkeramik vom Rhein. Auch sie ist eine ausgewiesene Expertin, hat sie doch an der Universität Trier über dieses Thema promoviert. Entlang des Rheins entfaltete sich in römischer Zeit ein schwunghafter Handel mit Feinkeramik, die auch durch die „Vielfalt der angewendeten Verzierungstechniken“ ebenso „beeindruckt“, wie durch „die Qualität und Originalität einiger Dekorvariationen“, wie die Autorin schreibt.

Während sich Dr. Ursula Heimberg mit der römischen Landwirtschaft am Rhein beschäftigt, widmet sich Simone Martini am Beispiel einer damaligen Erntemaschine dem hohen technologischen Standard, den die Römer bei ihren landwirtschaftlichen Arbeiten erreichten. Die Neusser Stadtarchäologin Sabine Sauer schließlich berichtet von der Ausgrabung einer römischen Herberge auf dem Gelände des früheren Neusser Busbahnhofs.

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