NGZ-Online, 13. Juni 2008
Zeugnisse des antiken Lebens
Sie sind die stummen Relikte einer längst vergangenen Epoche: die 2005 in Rommerskirchen gefundenen römischen Sarkophage.
Nach sorgfältiger Restaurierung haben sie jetzt eine neue Heimat im Kulturzentrum Sinsteden gefunden.
Etwa eineinhalb Tonnen wiegt der Steinsarkophag, der vor drei Jahren eher zufällig im Rahmen einer Straßenverlegung zusammen mit drei weiteren Bestattungen nahe Rommerskirchen gefunden wurde.
Nach der aufwändigen Restaurierung der beiden Stein- und Bleisarkophage im Rheinischen LandesMuseum Bonn sind die 2000 Jahre alten Totenschreine jetzt zusammen mit einem Teil der Beigaben und den geborgenen menschlichen Überresten nach Rommerskirchen zurückgekehrt. Zu sehen sind sie ab sofort im Kulturzentrum Sinsteden.
|
Die Rommerskirchener Funde sind jetzt im Kulturzentrum ausgestellt: Dr. Kathrin Wappenschmidt, Landrat Dieter Patt, Dr. Gabriele Uelsberg und Bürgermeister Albert Glöckner. |
Landrat Dieter Patt sprach wohl für viele der Versammelten, als er zu Beginn der Ausstellungseröffnung auf das parallel stattfindende Europameisterschaftsspiel zwischen Deutschland und Kroatien zu sprechen kam und gemeinsam mit der Leiterin des Rheinischen LandesMuseums Bonn, Dr. Gabriele Uelsberg, den Vorschlag unterbreitete, die liebevoll restaurierten Funde und Leihgaben an einem anderen Wochenende in gebührender Art und Weise detaillierter zu präsentieren.
„Außerdem“, so Patt, „ist in den Vitrinen ja ohnehin noch etwas Platz und wir werden das Kulturzentrum sicherlich noch weiter ausbauen.“ Einen großen Schritt haben auch die Kuratoren des Landesmuseums, Dr. Morten Hegewisch und Dr. Susanne Willer gemacht, die sich mit der Gestaltung der Ausstellung befassten.
„Die Vorbereitungen dauerten etwa ein halbes Jahr“, so Hegewisch, der eigens für die Eröffnung mit einem Team von Experten nach Sinsteden gekommen war. „Um den Steinsarkophag in diesen Raum zu bekommen, mussten die Türrahmen herausgeschlagen und anschließend erneuert werden“, berichtete der Volontär im Rheinischen Landesmuseum.
Dass sich der enorme Aufwand im Vorfeld gelohnt hat, beweisen die jetzt in fünf Vitrinen gezeigten prächtigen Gläser, Keramikgefäße und Bronzefunde, die sowohl 1987 im Rahmen der Ausgrabung eines römischen Landhauses in Nettesheim, als auch bei der Auffindung der Bestattungen im Jahr 2005 von den Archäologen geborgen werden konnten.
Stücke aus privaten Sammlungen ergänzen das Bild und geben Einblicke in das Leben der Siedler im heutigen Gemeindegebiet im 3. Jahrhundert nach Christus.
„Für mich sind die Funde, die unsere Restauratoren Stück für Stück aus den mit Löß voll gespülten Sarkophagen bargen, Relikte die uns noch heute nach 2000 Jahren über einen Ausschnitt aus dem Leben des oder der Toten berichten“, schwärmte Gabriele Uelsberg, für die der Fund aus dem Jahr 2005 eine der größten Sensationen der Archäologie im Rheinland überhaupt bedeutet.
Im Gegensatz zu den inzwischen vergangenen menschlichen Überresten einer Frauenbestattung sind die Knochen eines vielleicht 30 bis 40 Jahre alten, überdurchschnittlich großen Mannes erstaunlich gut erhalten.
Ob es sich bei dem Toten eventuell um einen Angehörigen des Volksstammes der Ubier gehandelt hat, oder ob er tatsächlich römischer Abstammung war, ist weiterhin unklar.
Daneben ist auch die römische villa rustica in Nettesheim ein Schwerpunkt der Ausstellung. Anhand von Grabungsbefunden fertigte die Grafikerin Natascha Vogt eine zeichnerische Rekonstruktion an. |