NGZ-Online, 19. Mai 2006
Kostbares Erbe
Simon Hopf
Wer war Titus Celsinius Cumius? Ein frommer Mann, so viel steht fest. Vielleicht bewohnte er eine der "villae rusticae", eines der Güter im Umkreis der Legionslager Novaesium und Durnomagus.
Dort, wo vor Jahrhunderten das Dorf Gohr entstand, war zu römischer Zeit nur halbwegs gebändigte Wildnis, feucht und morastig. Hier und da entsprang eine Quelle, schlängelte sich ein Wasserlauf.
Eine von Naturgeistern bevölkerte Landschaft, davon war Titus Celsinius Cumius fest überzeugt. Jenen Nymphen setzte er irgendwann einen Weihestein: "NYMPHIS T. CELSINIUS CUMIUS V(otum) S(olvit) L(ibens) M(erito)" - Den Nymphen hat T(itus) Celsinius Cumius (diesen Altar geweiht) und sein Gelübde gern und angemessen erfüllt.
Nun steht das Altärchen im Kreiskulturzentrum Sinsteden, zusammen mit weiteren Fundstücken aus dem Rhein-Kreis Neuss. Kostbarkeiten, die zurückgekehrt sind. Denn bislang befanden sie sich im Rheinischen Landesmuseum Bonn.
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Dr. Gabriele Uelsberg, Direktorin des Rheinischen Landesmuseums, zeigt Landrat Dieter Patt ein Ziegelbruchstück, auf dem der Abdruck einer Katzenpfote zu erkennen ist.
Foto: Michael Reuter |
Am Donnerstag wurde die Präsentation eröffnet. Die in mehreren Vitrinen zu sehenden Ausstellungsstücke geben einen lebhaften Eindruck vom täglichen Leben der Altvorderen. Und die gingen genau so gern in die Kneipe, wie es der Rheinländer heute noch tut: Aus Dormagen stammt eine 15 Liter fassende Amphore, die der Wirt Iulianus als sein Eigentum kennzeichnete.
Die Schau vergegenwärtigt die jahrtausendelange Besiedlungsgeschichte unserer Region. Von der Mittelsteinzeit bis in die Frankenzeit im 8. Jahrhundert reichen die gezeigten Beispiele, die - wie das Pflugmesser aus römischer Zeit - immer wieder Bezüge zur Landwirtschaft erkennen lassen; andererseits wiederum repräsentieren sie - wie der bei Hemmerden gefundene Satyrkopf - die Kunst der Bildhauerei.
Für Museumsleiterin Dr. Kathrin Wappenschmidt stehen die Exponate deshalb in spannender Beziehung zu den beiden Sammlungsschwerpunkte des Hauses. "Sie sind eine Bereicherung."
Zunächst für ein Jahr sollen die um detaillierte Erläuterungstafeln ergänzten Relikte in Sinsteden zu sehen sein. Die weitere Umgebung besitzt, nicht zuletzt aufgrund des Tagebaus und neuer Baugebiete, für Archäologen einen guten Klang. "Hier boomt's", beschreibt Dr. Gabriele Uelsberg, Direktorin des Rheinischen Landesmuseums, den Ruf des Rhein-Kreises als Fundstätte.
Aktionen wie jetzt in Sinsteden hat es in der Vergangenheit schon in Garzweiler gegeben. Diese Rückführung von Kulturgütern geschieht jedoch unter bestimmten Auflagen: "Es muss gewährleistet sein, dass sie für die Zukunft erhalten bleiben", so Dr. Uelsberg, die seit Januar 2005 das Landesmuseum leitet.
Vom Depot in die Vitrine, damit verfolgt die Kunsthistorikerin auch ein persönliches Anliegen: "Dass Wissen um die Vergangenheit muss wieder stärker zum tragen kommen."
Landrat Dieter Patt gibt sich seitens des Kreises zuversichtlich, "dass wir noch einiges zurückholen können". Im Rahmen dieses Konzepts nennt er auch die Villa Erckens in Grevenbroich. Patt spricht bereits von einer Vernetzung. Darin eingebunden sein sollen auch Wissenschaft und Forschung; Gespräche mit der Uni Düsseldorf laufen. |