NGZ-Online, 6. März 2006
Sehr römisch: Neuss
Einblicke in die Anfänge
Christoph Kleinau
Die römische Geschichte der Stadt Neuss wird zum Markenzeichen: Auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin wollen NTTG und Verkehrsverein den Messebesuchern einen Einblick in die Anfänge der Stadt geben.
Die städtischen Wirtschaftsförderer und der Bürgermeister müssen sich in schöner Regelmäßigkeit von der Politik Fragen zur Sinnhaftigkeit einer Beteiligung an der Immobilienmesse „Mipim“ in Cannes oder der „Expo Real“ in München gefallen lassen. Der „Abteilung Fremdenverkehr“ für die Stadt jedoch wird diese Frage so nicht mehr gestellt, wenn sie zur „ITB“ fährt, der „Internationalen Tourismus-Börse“ in Berlin.
"Auf der ITB trifft sich die Welt", wirbt die Messe für sich, "auf der ITB trifft man die Fachbesucher, die Agenten und Reiseveranstalter", ergänzt Tourismus-Managerin Isa Dheus von der Neusser Tagungs- und Tourismus GmbH (NTTG). Und auch denen präsentiert sich die Stadt Neuss vom Mittwoch bis Sonntag, 8. bis 12. März, sehr römisch.
Einblick in die Anfänge der Stadt
"Wir wollen etwas präsentieren, was mit dem Selbstverständnis der Neusser zu tun hat", erklärt NTTG-Geschäftsführerin Dr. Christiane Zangs das zentrale Thema für dieses Jahr. Deshalb überrascht die NTTG die Messegäste mit einem Einblick in die Anfänge der Stadt, die, wie Zangs hervorhebt, eine der drei ältesten in Deutschland ist. Ein zugkräftiges Argument, das sich aus der Stadthistorie ergibt.
Ein Alleinstellungsmerkmal, das sich schon von außen an dem neuen Stand ablesen lassen wird, den die Stadt - im Verbund mit Köln, Bonn, Düsseldorf und dem Rhein-Kreis Neuss - zwischen dem der "Welt-Hockeystadt" Mönchengladbach und dem des Bergischen Landes in der NRW-Halle aufschlagen wird. Novaesium wird dort zu lesen stehen. Ein Begriff, wie Dr. Carl Pause vom Clemens-Sels-Museum betont, den in Deutschland so gut wie jeder kennt, der sich mit römischer Geschichte befasst.
Denn das Römerlager neben der Zivilsiedlung mit diesem Namen, einst Heimat der VI. römischen Legion, ist das einzige vollständig ausgegrabene. Dieser Satz hat auch 100 Jahre nachdem Constantin Koenen das Lager im heutigen Grimlinghausen entdeckt und freigelegt hat, noch Bestand. Teile der virtuellen Rekonstruktion dieses Lagers, ausgekoppelt aus der DVD des Museums, werden am Stand gezeigt.
Ein brandneuer Flyer des Museums mit Informationen über Noveasium, das "Koenen-Lager", antike Exponate im Museum und die "Kybele-Kultstätte" hat auf der ITB Premiere. Außerdem gibt das Museum als Partner bei der ITB in diesem Jahr einige Ausstellungsstücke mit nach Berlin.
Ein Einzelstück allerdings steuert die Plange-Mühle bei: die Nachbildung einer römischen Getreidemühle, mit der die römischen Legionäre ihre Rationen zu Mehl verarbeiteten. Mit einfachen Ausstellungsstücken wie diesen soll auch ein Band zwischen der Stadtgeschichte und der Gegenwart geknüpft werden, in der das Thema Lebensmittelherstellung in Neuss unter dem Schlagwort „Food-City“ diskutiert und weiterverfolgt wird.
Legionäre auf Wache
Die Handmühle werden die Messebesucher ausprobieren können, wenn Freitagmittag die Fachbesucher ihre Arbeit getan haben und sich die ITB für die Bevölkerung öffnet, die oft von der Suche nach einem Ferienziel in die Berliner Messehallen gezogen wird.
Ab dann treten auch zwei Legionäre der I. Römer-Kohorte Opladen, die vor drei Jahren schon einmal neben dem Obertor biwakierten, ihren Dienst an. Zweimal am Tag werden sie Vorführungen zur Demonstration ihrer Waffen und Ausrüstung geben und ansonsten tun, was Soldaten zu allen Zeiten am wenigsten gern taten - Wache schieben.
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