NGZ-Online, 3. Januar 2006
"Kein Mangel an Ideen"
Voll des Lobes über die Mannschaft des Museums
Helga Bittner
Dr. Peter Dering , der seinen Posten als Leiter des Clemens-Sels-Museum vor Ablauf der Probezeit gekündigt hat; verwahrt sich gegen den Eindruck, nicht genug Engagement gezeigt zu haben.
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"Zwischen der Kulturdezernentin und mir herrschte kein gleichberechtigter Umgang, wie ich es gewohnt war", sagt Dr. Peter Dering und begründet seine vorzeitige Kündigung als Leiter des Clemens-Sels-Museum mit einer "Zerrüttung des Verhältnisses". |
"Es gab unterschiedliche Vorstellungen über die eigenständige Führung des Hauses." So umschreibt Dr. Peter Dering die Gründe für seine Kündigung als Leiter des Clemens-Sels-Museum.
Seinen Worten nach hat Dering sich mit den Mitarbeitern des Clemens-Sels-Museum sehr gut verstanden: "Für mich gehört es zur modernen Führungsstärke, mit den Menschen zu reden", sagt er, er habe immer schon Wert auf Teamarbeit gelegt und deswegen die ersten Wochen seiner Probezeit auch genutzt, lange Gespräche mit den Mitarbeitern zu führen. Aber: "Die Richtung habe ich dennoch bestimmt, auch wenn ich die Mitarbeiter zu eigenen Entscheidungen animiert habe."
Ohnehin ist der Kunsthistoriker, der im September die Nachfolge von Dr. Christiane Zangs am Obertor antrat, sie aber in ihrer Funktion als Kulturdezernentin zugleich als Vorgesetzte bekam, voll des Lobes über die Mannschaft des Museums. Trotz Appenzell, sagt er, wo er bereits im Museum Liner hervorragende Erfahrungen mit den Mitarbeitern gemacht habe, wisse er nun: "So ein gutes Team habe ich noch nie gehabt."
Besonders die Museumspädagogik des Hauses sei auf "allerobersten Niveau", könne sich jederzeit mit anderen, auch wesentlich größeren Museen messen. Die "vertrauensbildenden Maßnahmen" für das Betriebsklima führt Dering denn auch als einen Punkt ins Feld, um den Eindruck zu widerlegen, er habe nicht genug Engagement gezeigt.
Die ersten drei Monate seiner Probezeit für die Planung, die zweiten drei für die Umsetzung - so habe er sich seine Arbeit eingeteilt, sagt er, und fügt ganz entschieden hinzu, dass man ihm einen Mangel an Ideen sicher nicht nachsagen könne, "höchstens die mangelnde Fähigkeit, das zu tun, was andere wollen". Ein Museum lebe grundsätzlich von zwei Dingen: von den Wechselausstellungen und der eigenen Präsentation.
Der erprobte Ausstellungsmacher und versierte Kunstfachmann wollte mit Blick auf die beiden Schwerpunkte des Clemens-Sels-Museum - konzeptuelle Farbmalerei und Symbolismus - die Felder vergrößern: "Die Farbmalerei wollte ich nicht mehr nur aufs Konzeptionelle beschränken, sondern überhaupt Farbe als Thema präsentieren und deswegen zum Beispiel auch einen Maler wie Gotthard Graubner zeigen - aber mit seinen ungewöhnlicheren Arbeiten, den Aquarellen."
Am liebsten hätte er die Ausstellung noch für dieses Frühjahr organisiert, "aber Graubner ist noch bis Ende Januar in China, so dass mir die Zeit zu knapp war". So sei es dann in Absprache mit Dr. Gisela Götte zu der "auch sehr schönen" Klinger-Ausstellung gekommen. Das zweite große Thema des Museums, der Symbolismus, muss nach Derings Auffassung stärker mit der Gegenwart verknüpft werden - etwa mit Hilfe von Ausstellungen von zeitgenössischen Arbeiten wie denen der Japanerin Leiko Ikemura, die dem Symbolismus nicht fern sind.
Eine Idee übrigens, die einen zweiten Aspekt in Derings Hauskonzept abdeckt: den Brückenschlag zu anderen Institutionen. Für die Ikemura-Ausstellung, so sagt er, habe er schon bei der Langen Foundation angeklopft; andere Ereignisse in der Stadt inspirierten ihn zu konkreten Themen: "Shakespeare in der bildenden Kunst - das wär’ doch was zum Shakespeare-Festival." Grundsätzlich habe er nach dem Motto geplant: Lieber nur ein Highlight im Jahr, aber das herausragend und mit einem sehr guten Katalog und von überregionaler Bedeutung.
Auch mit dem Haus selbst habe er sich intensiv beschäftigt. erklärt er, sich "genauestens überlegt, die bestehende Hängung neu zu ordnen". Wand für Wand sei er vorgegangen, sagt er, wollte die Bilder neu ordnen, die Wände eventuell farbig streichen. Aber "auf die Zielgerade" habe man ihn nicht mehr einbiegen lassen. Für die Änderung der Lichtverhältnisse im und am Museum ("Das Haus ist viel zu dunkel") hat er immerhin noch neue Lampen für Innen und Außen ordern können. |