Novaesium, alias Neuss

NGZ-Online, 23. Dezember 2005

"Nachfolger aufbauen"

Clemens-Sels-Museum

Helga Bittner

Nach der Kündigung von Dr. Peter Dering als Leiter des Clemens-Sels-Museum drehen sich die Reaktionen in der (Kultur)Politik um mögliche Regelungen für eine Neubesetzung des Postens.

Clemes-Sels-Museum
Große Einigkeit herrscht in der Politik darüber, dass die Führungskrise im Clemens-Sels-Museum schnell beendet werden muss. Zunächst wird die bisherige Stellvertreterin Dr. Gisela Götte das Haus am Obertor kommissarisch führen.
Foto: CSM

"Ich hätte es mir anders gewünscht - für alle." Nicht nur Bürgermeister Herbert Napp zeigte sich Donnerstag betroffen von der Tatsache, dass Dr. Peter Dering als Leiter des Clemens-Sels-Museum seinen Vertrag zum Ende der Probezeit am 28. Februar gekündigt hat. Der Schritt habe ihn überrascht, gibt er zu, und: "Ich finde es sehr schade", sagt er, schränkt aber gleichzeitig ein, sich dazu nur bedingt eine eigene Meinung erlauben zu können.

Er sei nicht gerade ein ausgewiesener Museumskenner, aber vertraue voll und ganz auf „die Fachlichkeit der Kulturdezernentin“. Und wenn er dann davon spricht, dass selbst intensive Bewerbungsgespräche und schriftliche Darlegungen letztlich nur "Momentaufnahmen" seien, schwingt wohl auch Verständnis dafür mit, dass eine Personalentscheidung sich auch als falsch herausstellen kann. Für den Bürgermeister ist jetzt wichtig, dass mit Dr. Gisela Götte der Leiterposten "kurz- bis mittelfristig, ob kommissarisch oder wie auch immer, kompetent besetzt ist".

Sein Ziel ist es, spätestens zur Pensionierung der Kunsthistorikerin und langjährigen stellvertretenden Museumsleiterin in eineinhalb Jahren einen „nahtlosen Übergang“ zu einem neuen Chef hinzubekommen: "Wir können die Stelle in dieser Zeit ausschreiben und die Bewerbungen in Ruhe prüfen." Karlheinz Irnich, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Rat der Stadt und Mitglied des Kulturausschusses, erscheint hingegen eine erneute Ausschreibung wenig sinnvoll.

"Wenn man das nicht tun muss, sollte man es auch lassen". sagte er Donnerstag und spricht sich dann dafür aus, aus dem vorhandenen Bewerberkreis einen geeigneten Kandidaten zu suchen. Irnich wie auch sein politisches Pendant bei der SPD, Hartmut Rohmer, waren grundsätzlich über die Unstimmigkeiten zwischen Dering und dem Kulturdezernat informiert, wurden indes von Derings Schritt zum jetzigen Zeitpunkt dann doch überrascht. Irnich kann sich nun gut vorstellen, dass Gisela Götte das Museum bis zu ihrer Pensionierung leitet und "und in dieser Zeit ein geeigneter Nachfolger aufgebaut wird".

Die anderen Kandidaten aus den früheren Bewerbungsverfahren seien schließlich auch nicht schlecht gewesen, ergänzt er. Grundsätzlich, so Irnich weiter, "bedauere ich es sehr, dass es zu dieser Trennung kommen musste". Ihm täte es Leid um Christiane Zangs, die diese Entscheidung zu tragen habe und auch um Peter Dering, der sich sicher einiges von seinem neuen Posten erwartet habe. "Aber ich vertraue Dr. Zangs", betont der CDU-Politiker, der zudem davon ausgeht, dass der Schritt vielleicht schwer, aber richtig sei, weil "beide Seiten übereinstimmend" die Trennung vereinbart hätten.

Auch Hartmut Rohmer als kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und Vorsitzender des Kulturausschusses lehnt eine neue Ausschreibung ab. Er hatte sich schon eindeutig gegen die zweite Ausschreibung für den Posten gewandt. Wenn es nach Rohmer gegangen wäre, hätte nach dem Rückzug der Wunschkandidatin die Zweitplatzierte den Posten bekommen. In einem Schreiben vom 13. Mai an den Bürgermeister, das nach Rohmers Worten ohne Antwort geblieben ist, hatte er seine Kritik an dem Verfahren geäußert und sich als Konsequenz an dem zweiten Auswahlverfahren nicht mehr beteiligt.

"Der jetzige Scherbenhaufen hätte sich vermeiden lassen, wenn sich die Verwaltung im ersten Auswahlverfahren im Februar dieses Jahres an ihre eigenen Entscheidungsgrundsätze gehalten hätte", sagt er und fordert nun: "keine neue Zeit verzögernde und kostenaufwendige Ausschreibung, sondern primär Rückgriff auf die im Februar als geeignet bewertete Bewerberin".

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