Novaesium, alias Neuss

NGZ-Online, 22. Dezember 2005

Dering geht

Ein versierter Fachmann

Helga Bittner

Knapp vier Monate war er im Amt; jetzt hat der Kunsthistoriker Dr. Peter Dering seinen Vertrag als Chef des Clemens-Sels-Museum gekündigt - in einer "einvernehmlichen" Trennung zwischen ihm und der Kulturverwaltung.

Dering

Knapp sechs Monate ist es her, dass die Kulturdezernentin Dr. Christiane Zangs voller Freude verkündete, endlich den richtigen Nachfolger für ihren früheren Posten als Chefin des Clemens-Sels-Museum gefunden zu haben. Nach einmütigen Votum des Hauptausschusses war der Vertrag mit Dr. Peter Dering, vormals Chef auf Schloss Moyland und von dort im Unfrieden vor allem mit der Stiftung um die Familie van der Grinten geschieden, schnell unterschrieben - doch mit Ablauf der Probezeit im Februar kommenden Jahres ist er Makulatur.

Von Schloss Moyland zum Clemens-Sels-Museum
Nur ein Jahr war Dr. Peter Dering Chef des Museum Schloss Moyland, hatte indes in der kurzen Zeit einiges bewegt, zum Beispiel die allerorten heftig kritisierte enge "Moyland-Hängung" aufgebrochen und Ausstellungen organisiert, die gut besucht und in der Fachwelt positiv beurteilt worden waren. Zum Neuanfang in Neuss entschloss sich der 52-Jährige, als die Unstimmigkeiten mit der Stifterfamilie van der Grinten zu einer wachsenden Belastung wurden. "Ich sah da keine Zukunft mehr für mich und bin nur froh, dass ich freiwillig gegangen bin", sagte Dering bei seinem Amtsantritt in Neuss gegenüber der NGZ. Nach seinem Weggang geriet auf Schloss Moyland einiges in Bewegung: Ein Landrat trat zurück, und die Kritik an der Stifterfamilie wurde härter.

 
Dr. Peter Dering und die Stadt Neuss werden sich trennen, „einvernehmlich“, wie Zangs am Mittwoch betonte, und zwar sofort. Dering hat das Haus am Obertor bereits verlassen. Über die Gründe kann nur spekuliert werden, aber dahinter dürfte auf jeden Fall der Eindruck seitens der Kulturverwaltung stecken, dass Dering in der Praxis nicht das Engagement und die Präsenz als Chef zeigte, wie es von ihmerwartet wurde.

Zunächst wird die bisherige stellvertretende Leiterin des Museums, Dr. Gisela Götte, die übrigens in gut eineinhalb Jahren in Pension geht, den Chefposten kommissarisch übernehmen. Eine lange Vakanz in der Leitung des Clemen-Sels-Museum ist indes kaum zu erwarten und kann sich die Kulturverwaltung auch kaum erlauben, denn schließlich hat die Interimslösung mit Zangs als Kulturdezernentin und Noch-Chefin des Hauses schon lang genug gedauert.

Insofern ist auch nicht unbedingt zu erwarten, dass die Stelle erneut ausgeschrieben wird - das wäre dann das dritte Mal, und es würde wieder viel Zeit brauchen, bis die Bewerbungen eingelaufen, die Kandidaten aussortiert sind. Schließlich war schon die zweite Ausschreibung von Zangs nur mit viel Überredung in der Politik durchgesetzt worden, nachdem die Favoritin aus dem ersten Auswahlverfahren das Neusser Angebot doch abgesagt hatte.

Statt die Zweitplatzierte zu nehmen, wollte die Kulturdezernentin lieber eine neue Ausschreibung - aus der dann Dr. Peter Dering nach den Gesprächen zwischen den letzten fünf Bewerbern und dem Auswahlgremium mit Zangs, diversen Kulturpolitikern und Bürgermeister Herbert Napp als Wunschkandidat hervorging. Dering sei, so attestierte Zangs ihm vor sechs Monaten bei der Bekanntgabe der Personalie, "ein versierter Fachmann und eine starke Führungspersönlichkeit".

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