NGZ-Online, 4. August 2005
Mit neuem Schwung
Baustiftung für Erweiterung des Clemens-Sels-Museum
Helga Bittner
Nachdem die Gründung der Baustiftung für die Erweiterung des Clemens-Sels-Museum in den vergangenen Monaten ins Stocken geriet, soll das Vorhaben mit dem Amtsantritt von Peter Dering wieder forciert werden.
Der designierte Chef des Clemens-Sels-Museum, Dr. Peter Dering, würde sich auch einen „Bauchladen umschnallen und in der Stadt wie ein Marktschreier werben“ - wenn es darum geht, die Erweiterungspläne des Hauses am Obertor voranzutreiben. Ob es so weit kommen wird, mag dahin gestellt bleiben, aber dass er sich für die Umsetzung der Pläne des Kölner Architekten Gernot Schulz engagieren wird, ist für ihn völlig unstrittig, zumal da er von dem Entwurf ebenso überzeugt ist wie von der Annahme, dass „ein solches Projekt auf lange Zeit auch der Höhepunkt in der Region bleiben wird“.
Mit großen Erwartungen waren die Aktivitäten zur Gründung einer Baustiftung für die 15 Millionen Euro teure Erweiterung des Museums vor knapp zwei Jahren vom damaligen Kulturdezernenten Wilfried Kruse gestartet worden: der Förderverein des Museums hatte sogleich mit einer Spende von 20 000 Euro den Grundstock für das Stiftungskapital gelegt. Und auch die Übergabe des Kruse-Amts an die Clemens-Sels-Chefin Dr. Christiane Zangs ließt nicht unbedingt vermuten, dass die Pläne auf Eis gelegt werden könnten.
Allein, es kam ein wenig anders. Als Beigeordnete auch für die Schulen zuständig, hat sich Zangs in den ersten Monaten bautechnisch vor allem mit der Sanierung der Schulen beschäftigt; die Baustiftung geriet dabei ein wenig ins Hintertreffen und „ist nicht so präsent, wie wir das anfangs gehofft haben“, gibt sie zu. So steht auch die offizielle Gründung der Stiftung noch aus, „weil wir erst warten wollten, bis wir genug Kapital zusammen haben, dann, bis das Haus einen neuen Leiter hat“.
Während letzteres im September Realität wird, muss an der Erfüllung der erstgenannten Voraussetzung noch gearbeitet werden. Auch wenn das Kapital der zukünftigen Stiftung dank diverser Einzelstiftungen schon die 100 000 Euro-Marke erreicht hat, möchte Zangs noch mehr gesammelt wissen: „Eine Million Euro wäre schön“, sagt sie, dann könnte man sofort in die nächste Planungsphase einsteigen. Doch bevor es dazu kommt, muss noch in einem weiteren, im Grunde wohl dem wichtigsten Punkt „Klarheit erzielt werden“, wie Zangs sagt: Hält sich die neue Landesregierung an die Zusage der alten, die für den Erweiterungsbau 2,5 Millionen Euro avisiert hat?
Die Kulturdezernentin ist zwar guten Mutes, zumal „wir hinter Köln und Hagen auf dem dritten Platz stehen, und die Museumspläne in den beiden Städten bereits in Angriff genommen worden sind“, aber zählen wird letztlich nur die endgültige Zusage. Die Hoffnung, dass der Start für den Bau „auf irgendeine Weise“ ins Jahr 2007 fallen wird und damit zum 100. Jahrestag des Testaments von Pauline Sels passt, mit dem das Museum in Neuss überhaupt erst möglich wurde, mag sie jedenfalls nicht aufgeben.
So ist Zangs wie auch Gernot Schulz und überhaupt die ganze Museumsmannschaft die vergangenen Monate nicht untätig gewesen: Das Siegermodell aus dem Architektenwettbewerb ist inzwischen so überarbeitet worden, dass es sofort in die „Entwurfsplanung“ übergehen könnte. „Wir haben unsagbar getüftelt“, sagt Zangs lächelnd, „aber jetzt alle Eventualitäten abgeklopft“.
Brücke erwünscht
Die reichen von der Anlieferung großer Skulpturen für Ausstellungen in der unterirdischen Halle, für die extra ein Aufzug eingeplant wurde, über die Neuorganisation der Depots bis hin zur Verlegung des separaten Eingang für die Teilnehmer museumspädagogischer Aktionen, damit der Blick aus der Fensterfront des neuen Vortragssaales nur ins Grüne und nicht auf einen Weg schweifen kann. Die inhäusige Wand des Saales wird übrigens der Platz für die Stiftertafeln sein. Der Abstand zwischen den beiden geplanten Gebäuden ist jetzt größer, um einer alten Platane mehr Raum zu geben; die Grundrisse wurden teilweise verändert und Ausstellungsräume mit mobilen Wänden versehen.
Ganz neu ist die Einrichtung eines „VIP-Raums“ und einer Brücke, die den alten Deilmann-Bau zusätzlich zu dem unterirdischen Gang mit dem neuen Komplex verbinden soll - beides basiert auf einer Idee von Christiane Zangs. Den „VIP“-Raum versteht sie als „Bonbon“ für die im Verein organisierten Freunde und Förderer des Museums, die für den Raum alleiniges Zugangsrecht genießen und „sich dort über Kunst informieren und ins Gespräch kommen können“.
Allerdings plant sie auch, diesen Raum für besondere Veranstaltungen zu vermieten, „denn er wird dem Verein nicht gehören, sondern ihm vom Museum zur Verfügung gestellt“, sagt sie unmissverständlich. Die verglaste Brücke möchte Zangs durchsetzen („ist auch innerhalb des Kostenrahmens“), weil der Besucher das Museum dann in einem Rundgang erkunden kann.
„Ich halte es für ungünstig, wenn er vom oberen Stock des Deilmann-Baus aus die Dauerausstellungen sehen möchte, aber erst wieder runter gehen muss, um durch den unterirdischen Gang zur Wechselausstellungshalle wieder in dem neuen Komplex hochsteigen muss.“ Doch während bei sämtlichen anderen baulichen Veränderungen Einvernehmen mit dem Architekten erzielt wurde, muss sie für die Brücke bei Gernot Schulz noch werben. Sie ist zwar schon ins neue Modell hineingebaut, „aber eigentlich gefällt sie ihm nicht“.
INFO:
Wie alles begann
Nach einer 13-stündigen Sitzung hat sich am 6. Juni 2003 ein mit Fach- und Sachpreisrichtern besetztes Gremium beim Architekturwettbewerb für das Museum für den Entwurf der Kölner Büros van den Valentyn mit Gernot Schulz entschieden. Er setzte sich unter insgesamt 40 Entwürfen durch, die von eingeladenen und frei sich bewerbenden Architekten eingereicht wurden. |