NGZ-Online, 21. Januar 2005
Küchenreste aus der Eisenzeit
Geschichte von Zons und Stürzelberg
Chris Stoffels
Die Kochkünste aus einer Küche in einem kleinen Gehöft vor 2 500 Jahren im unwirtlichen Sumpfland bei St. Peter beschränkten sich wesentlich auf Rispen- und Kolbenhirse. Diese Erkenntnis über unsere Eisenzeit-Ahnen bilden einen Teil des zehnten - und letzten - Bandes der Blätter zur Geschichte von Zons und Stürzelberg.
Herausgeber Jost Auler aus Stürzelberg stellte ihn Donnerstag zusammen mit Verleger Stefan Kronsbein aus Krefeld vor. Was 1981 mit dem Band über den Heckhof begann, hat der 46-jährige Historiker und Archäologe, über 24 Jahre mit wissenschaftler Qualität und zunehmend hohem Unterhaltungswert konserviert. Auch der letzte Band ist lesenswert, lenkt den Blick auf ungelöste Geheimnisse unserer Geschichte, berichtet über neue Forschungen, stellt Zusammenhänge zu archäologischen Forschungen dar.
Eine Beilklinge, die bei Nachtigalll gefunden wurde, stellen Jost Auler und die Neusser Archäologin Sabine Sauer als einen der seltenen Funde aus der Bronzezeit dar. Solche Absatzbeilklingen sind Zufallsfunde, da die Klingen meist eingeschmolzen wurden. Die spannende Geschichte der Wappen am Rheinfelder Hof von Helmut Heiles, neben dem Geschichtsverein für Dormagen, Zons, Nievenheim einem der Sponsoren des Buches, verfolgte Kreisarchivar Dr. Karl Emsbach und stieß dabei auf geheimnisvolle Wegen auf die Kölner Patrizierfamilie Kocks, und deren Haus in der Nähe des Gürzenich, von dem eines der Wappen stammt.
Die Geschichte der Pfarre Heilige Familie in Horrem arbeitet Reimund Haas auf, den römischen Straßen in und um Dormagen widmet der Neusser Archäologe Michael Kaiser seinen Beitrag. Professor Hans-Georg Kirchhoff, mittlerweile emeritiert, untersuchte die Römisch-fränkische Kontinuität im Raum Dormagen. Auf eine bislang wenig bekannte Chronik aus Zons stieß Thomas Schwabach: Josef Hugo (1739 -1823) verfasste seine Notizen zum "Zonser Ursprungck", laut Auler "vermutlich die erste Stadtchronik der ehemaligen Zollfeste".
Christan Wiltsch schließlich arbeitete in einem Aufsatz dieMedizin-Geschichte Dormagens bis ins Jahr 1820 auf, schilderte die Barbiere und Wunderheiler, deren Wirken eher abschreckte denn heilte, berichtet über die ersten Ärzte in Dormagen, die beschwerlichen Wege zu den Apotheken, das Schicksal der Hebammen, und erzählt von den Leprosehäusern, deren Bewohner von der Bettelei leben mussten. Den Abschluss bildet eine Rezension von Professor Klaus Ewe aus Mainz über die Zonser Ziegeleien.
Jost Auler wird sich in Zukunft mit seinem Verlag "archaeotoposn Buchverlag" dem Verlegen von Büchern widmen. Als erstes Projekt plant er die Herausgabe eines historischen Kochbuchs "Kochen durch die Epochen". Einige Bände der Geschichtsblätter sind vergriffen, Auler hat aber noch einige Komplett-Exemplare aller zehn Bände. Die Bücher sind in den Dormagener Buchhandlungen vorrätig.
Blätter zur Geschichte von Zons und Stürzelberg, Band X, Verlag Stefan Kronsbein, Krefeld 2005, ISBN 3-935526-08-3, 6 Euro |