NGZ-Online, 28. Dezember 2004
Bodenschätze im Rhein-Kreis
Münzen, Knochen, Gräberfelder und Schmuckstücke
Cordula Schmitz
Münzen, Knochen, Gräberfelder und Schmuckstücke: Das alles haben Archäologen im vergangenen Jahr über den gesamten Rhein-Kreis Neuss verteilt, entdeckt. Die zahlreichen Fundestücke belegen, dass der Rhein-Kreis auch in der Jungsteinzeit und im Altertum bereits eine bevorzugte Gegend für Menschen war, um sich dauerhaft anzusiedeln.
Zusammengefasst sind nun alle aktuellen Funde im neuen Jahrbuch des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege mit dem Titel "Archäologie im Rheinland". In der Nähe von Garzweiler wurde zum Beispiel dank einer neueren Methode, dem Magnetometerbild, das ganze Ausmaß einer neolithischen Siedlung sichtbar. Das Areal, dass durch die Magnetik nachgewiesen wurde, ist mit sechs Hektar deutlich größer, als bisher angenommen. Die gesamte Fläche hätte durch eine Grabung niemals erfasst werden können. Auf eine Besonderheit stießen die Forscher an der östlichen Seite des Plateaus. Dort wurden die Grundrisse von vier Häusern entdeckt.
Der spitzbübische Kopf eines Satyr kam bei einer Grabung nach einem "Zwischenturm" des Neusser Legionslagers zu Tage. Dort fand man den bemerkenswerten Fund in einem altertümlichen "Schutthaufen". Ursprünglich entstammt das Fabelwesen "Satyr" der griechischen Mythologie. Er besaß einen männlichen Oberkörper und einen tierischen, meist einem Bock ähnlenden Unterkörper. Die Vermutung, der gefundene Kopf gehöre zu einer Satyr-Figur, äußerten die Ausgräbern aufgrund der spitzen Ohren der Figur.
Eine besonders interessante Entdeckung machten die Ausgrabungsspezialisten in Rommerskirchen. In einem römischen Gräberfeld fanden sie mehrere Brandbestattungen. Eines der Gräber war für die Verhältnisse der frühen römischen Kaiserzeit besonders prächtig ausgestattet. Die Grablege Nummer vier enthielt einen großen runden Teller aus "Terra -Sigillata", einem Material, das am ehesten mit dem heutigen Terracotta zu vergleichen ist. Eine Überraschung barg das beigelegte Glasgefäß.
Die Archäologen fanden ein Unikat. Auf dem Behälter ist eine Szene aus einem Wagenrennen zu sehen. Bis jetzt war der Fachwelt dieses Motiv nur auf Trinkgefäßen bekannt. Die Überrreste des Toten hatte man in einem Kästchen deponiert, der Schlüssel steckte auf dem Schlüsselloch. Der Tote sollte das kunstvoll gearbeitete Kästchen auch im Jenseits noch nutzen können.
Vom Gelände her scheint die Lage des Gräberfeldes sich an dem alten Verlauf des Gillbach zu orientieren. Die Experten vermuten, dass es drei "Belegungsphasen" des altertümlichen Friedhofes gegeben haben muss. Dies lässt sich aufgrund der verschiedenen Bestattungsformen, die sich zeitlich einordnen lassen, schließen. Die Qualität der Beigaben lässt darüber hinaus darauf schließen, dass sich in dieser ländlichen Region eine relativ wohlhabende Bevölkerungschicht aufgehalten hat. |