Novaesium, alias Neuss

3sat.online, 25. August 2004

Archäologen entdeckten römische Raststätte am Rhein

400 Quadratmeter großes Gebäude ruhte auf Schieferplatten aus der Eifel

Grabung Omnibusbahnhof
© dpa
Eine antike Raststätte an der römischen Fernstraße von Xanten nach Köln haben Archäologen in Neuss entdeckt. Bisher sei etwa die Hälfte der massiven Fundamente des Gebäudes frei gelegt worden, das aus dem 3. Jahrhundert n.Chr. stamme, erklärte die Neusser Stadtarchäologin Sabine Sauer. Da das etwa 400 Quadratmeter große rechteckige Gebäude auf Schieferplatten als Fundament und Tuff-Quadern aus der Eifel gemauert war, scheide eine private Nutzung des teuer zu errichtenden Gebäudes aus.

Auch ein Verwaltungsgebäude habe es in der zivilen dörflichen Siedlung (vicus) nahe des Neusser Legionslagers nicht gegeben. Den Komfort der Raststätte, die unter dem heutigen Neusser Busbahnhof gefunden worden ist, unterstrichen auch die Nebengebäude "für Heizung und Sanitär", sagte Sauer.

Grabung Omnibusbahnhof
© dpa
In der holzarmen Epoche des 3. Jahrhunderts sei die Heizanlage technisch bewusst "eher wie ein Energiesparhaus modernster Ausführung" gebaut worden. Reizvoll war offenbar die Lage der Raststätte an einer Stichstraße direkt am Hang des Rheinufers mit Blick auf den Strom. So sei der komfortable Rastplatz wohl nicht nur von den Reisenden auf der Überland-Straße längs des Rheins, sondern auch von Händlern, Beamten und Schiffern auf dem Strom genutzt worden, vermutet die Stadtarchäologin. Die Stürme der Zeit und Franken-Überfälle hätten dem stabilen Gebäude nichts anhaben können, bis es irgendwann in der Spätantike "friedlich zusammengebröselt" sei, haben die Ausgräber herausgefunden.

Zahlreiche Scherbenfunde aus dem 9. Jahrhundert seien der Beweis, dass die Ruine im Frühmittelater als Steinbruch genutzt worden ist. Die römischen Baumaterialien waren dann für eine frühe Version des stolzen Quirinus-Münsters in der rheinischen Stadt neu verwandt worden.

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