Novaesium, alias Neuss

NGZ-Online, 21. August 2004

Neun Hinweise auf den Drachen

Dormagen als Drachentöterstadt des Nibelungenliedes

Chris Stoffels

Vor einigen Monaten berichtete die NGZ über die Forschungsergebnisse des Dortmunder Nibelungen-Experten Ralf Konneckis. Er war vor allem von der Betrachtung des Ortsnamens und der geschichtlichen Tatsachen her zu der Auffassung gelangt, Siegfried habe den Drachen Fafnir in Dormagen getötet.

Durnomagus. Graphische Rekonstruktion (Detail)
Das spätrömische Lager Durnomagus war möglicherweise der Schauplatz eines der blutigsten Kapitel des Nibelungemnliedes: der Tötung des Drachen Fafnir. Das belegt der Historiker Ralf Konickis anhand von neun Punkten.
NGZ-Foto: NGZ-Foto: H. Jazyk

Der Historiker und Skandinavist weitete seine Forschungen aus. Jetzt stellt er neun Gründe vor, die seine Vermutung belegen, dass die blutige Drachentötung der Nibelungen-Saga in Dormagen geschah. Damit könnte Dormagen der Schauplatz einer der berühmtesten Szenen des frühmittelalterlichen Sex- and Crime-Dramas gewesen sein.

Ralf Koneckis: "Dormagen besitzt als Ort der nordischen Überlieferung gleich neun Argumente aus untereinander unabhängigen Fachbereichen für die bisher vergeblich gesuchte Gnitalheide, auf der nach der Thidrek-Saga Sigurd / Siegfried den Drachen Fafnir erschlug." Zunächst, so Koneckis, habe der frühere römische Name Dornomagus die gleiche Bedeutung wie das keltische Gnitaheide, nämlich Geröllebene.

Unter Sprachexperten ist das offenbar nicht unumstritten, es wird zum Beispiel von Kelten-Experte Christian Wiltsch in entsprechenden Leserbriefen in der NGZ angezweifelt. Doch Koneckis hat weitere gute Gründe: "Das in der Liederedda beschriebene Schatzhaus des Fafnir gleicht der Bauweise eines römischen, nicht aber eines germanischen Hauses."

Die in Dormagen aus spätrömischer Zeit gefundenen metallischen Beschläge, Keller und weitere Stücke lassen auf römische Bauwerke schließen. Durnomagus hatte ein so genanntes "Fahnenheiligtum". Das bedeutet: Dort wurde die Truppenkasse des Lagers aufbewahrt, dort lag mithin eine erhebliche Menge an Goldmünzen und anderer Schätze.

Nach der Überlieferung aus der Sage dürfte es sich um 32 000 Goldmünzen oder 144 Kilo Gold gehandelt haben. Das entspricht in etwa den zwei beschrieben Kisten. Die Goldströme der Römer führten damals über den Rhein, und somit an Dormagen vorbei. Zu dem alternativen Standort im Sauerland führte kein Goldweg. In Fafnirs Schatzhaus lag der Überlieferung zufolge eine Paradeausrüstung mit Goldbrünne, Aegishelm und dem Schwert Hrotta.

Der Aegishelm lässt sich sprachlich mit dem römischen Kriegerhelm oder „Schreckerhelm“ übersetzen. Bei diesem Helm aber denkt der Althistoriker am ehesten an den einen spätrömischen Maskenhelm. Der Drache Fafnir wird in der Edda noch als Kriegsmann geschildert, der einem römischen Draco, einem Fähnrich mit Drachenstandarte zuzuordnen ist. Solche Dracos waren auch in Dornomagus stationiert.

Das Landschaftsbild des spätrömischen Lagers passt auf die Beschreibungen in der nordischen Saga wie in dem Nibelungenlied. Schließlich lässt sich laut Koneckis die Lage Dormagens genau inmitten des Bereichs Arnheim-Xanten-Nijmwegen, dem vermuteten Reich Sigmunds und Hialpreks, bei dem Sigurd mit Erzieher Reginn aufwuchs, und der Eifel, wo die Herrschaft der Niflungen vermutet wird, einordnen.

Als vorerst neuntes und letztes Argument führt Ralf Koneckis an, dass die Anzahl der Tagesreisen nach der Thidrekssaga zwischen Sigurds Aufenthaltsort und Fafnir vermutetem Schatzhaus mit den tatsächlichen Gegebenheiten für Dormagen beziehungsweise Durnomagus übereinstimmen.

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