NGZ-Online, 12. November 2003
Neues Profil etabliert
Dr. Christiane Zangs leitet das Clemens-Sels-Museum
Helga Bittner
Jedes Jahr mindestens fünf Ausstellungen, dazu jede Menge Führungen, Seminare, Vorträge - alle gleichermaßen engmaschig betreut und engagiert betrieben: Kein Wunder, dass Dr. Christiane Zangs etwas ratlos schaut, als sie nach besonders eindrücklichen Erlebnissen gefragt wird.
Vor genau fünf Jahren hat die Kunsthistorikerin ihren Job als Chefin des Clemens-Sels-Museum angetreten: "So eine lange Zeit, und wir haben so unsagbar viel gemacht", staunt sie fast mehr für sich selbst, aber sagt im nächsten Moment laut, woran sie sich noch sehr gut erinnert. "Als ich damals in Neuss anfing, war der Erweiterungsbau schon im Gespräch, und ich habe eigentlich gedacht, spätestens drei Jahre später steht er."
Dass das nun noch nichts geworden ist, findet sie in der Rückschau indes nicht weiter schlimm: "Manchmal brauchen Dinge Zeit, um zu reifen", sagt sie nachdenklich, "und ich denke, das ist bislang sehr gut gelaufen". Vor der Stabübergabe von Dr. Max Tauch hat sie sich intensiv mit der Tradition des Museums beschäftigt, "aber am besten gelingt das dann doch von innen", sagt sie lächelnd - und gibt zu, trotz ständiger Beschäftigung mit den verschiedenen Sammlungen des Clemens-Sels-Museum immer noch neue Facetten entdecken zu können.
Unter der Führung der 46-Jährigen hat sich nicht nur das Erscheinungsbild des Museums in Programmheften, Ausstellungsarchitektur und Foyershop stark verändert, auch konzeptionell hat Zangs dem Haus am Obertor eine ordentliche Frischzellenkur verpasst. Zum besonderen Profil des Clemens-Sels-Museum gehört nicht nur das Aufstöbern kunsthistorischer Nischen, sondern auch die Betonung von stadtbezogener und archäologischer Geschichte.
"Ich war in der glücklichen Lage, gleich zwei Stellen besetzen zu können", erzählt sie - und konnte damit sogar gleich drei Arbeitsfelder abdecken. Mit der Einstellung des Volkskundlers und Museumspädagogen Dr. Thomas Ludewig hat Zangs nämlich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: zum einen einen Fachmann für Stadtgeschichte gewonnen und zum anderen einen engagierten Nachfolger für die umtriebige Museumspädagogin Lotte Sturm gefunden.
Dr. Carl Pause ist als Archäologe für die Römische Abteilung zuständig - die exponatreichste Sammlung des Hauses und eine überaus bedeutende für das gesamte Bundesgebiet: "Immerhin ist Neuss eine der drei ältesten Städte Deutschlands." Ein Nebeneffekt - aber kein unwichtiger - ist für die Kunsthistorikerin die Chance, sich mit diesen Abteilungen auch von den Häusern der Nachbarstädte abgrenzen zu können: "Da gibt es genug Konkurrenz" stellt sie unmissverständlich klar. Dass kunsthistorische Ausstellungen dennoch ein wesentlicher Charakterzug des Clemens-Sels-Museum sind, weiß sie unter anderem mit Zahlen zu belegen: "Dafür geben wir das meiste Geld aus."
Mit Namen wie "Toulouse-Lautrec, Kogan oder die für 2004 geplante Ausstellungen mit Stillleben aus dem 19. Jahrhundert" unterfüttert sie die Antwort auch inhaltlich. Und was große Kunst betrifft, kann das Clemens-Sels-Museum selbst auf eine vorzügliche Sammlung zurückgreifen. "Es war eine kluge Entscheidung von Irmgard Feldhaus, sich nach dem Krieg auf den Symbolismus zu konzentrieren und damit dem Museum ein Besonderheit zu geben", sagt Christiane Zangs, das einzige Problem sei dabei nur, dass der Begriff Symbolismus vielen Menschen - anders als etwa Impressionismus oder auch Expressionismus - nicht viel sage.
Für die Wissenschaftlerin indes nur ein Grund mehr, sich dessen Vermittlung zu widmen - am liebsten natürlich im neuen Erweiterungsbau. |