Novaesium, alias Neuss

NGZ-Online, 5. November 2003

"Bedeutsame Funde"

Archäologen: Grabungen auf Busbahnhof

Klaus D. Schumilas

Stadtgeschichte auf engstem Raum Neuss. "Denkmäler sollen der Öffentlichkeit im Rahmen des Zumutbaren zugänglich gemacht werden." Ein Zitat von Martin Vollmer-König aus dem Denkmalschutzgesetz, das der Fachmann des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege in Bonn Dienstag an den Anfang seiner Stellungnahme zum Grabungsverlauf auf dem Areal des Busbahnhofs stellte.

Sein Vortrag beeindruckte die Mitglieder des Planungs- und Kulturausschusses ebenso wie der von Stadtarchäologin Sabine Sauer. Der Antrag der CDU-Mehrheitsfraktion, eine Entscheidung über den weiteren Fortgang der Ausgrabungen und damit der Umgestaltung des Areals auf die Ratssitzung am 14. November zu verschieben, war daher nur auf den ersten Blick eine "Flucht", wie UWG-Ratsherr Dietmar Pietsch den Christdemokraten vorwarf.

Die gemeinsame Sitzung beider Ausschüsse am Dienstag markierte letztlich das (noch unausgesprochene) Aus der geplanten Tiefgarage und ein (ebenso noch nicht formuliertes) Ja für den weiteren Fortgang der archäologischen Grabungen auf dem so genannten Grabungsfeld 3 im Norden des Busbahnhofs, wo heute noch die Platanen stehen. Denn dort, in zwei bis drei Meter Tiefe, verbirgt sich ein größeres römisches Gebäude aus dem 2./3. Jahrhundert.

Erste Reste des Mauerwerkes konnten bis jetzt auf einer Länge von 25 Meter frei gelegt werden. Unter anderem, so Sabine Sauer, ließen sich einige römische Tubulaturziegel bergen, die auf eine Wandheizung des Gebäudes schließen lassen. Dieses römische Gebäude erstreckt sich noch in den Grabungsabschnitt 3, wo eigentlich eine Tiefgarage vorgesehen ist. Dort, so die Archäologen, werden außerdem die Fundamente der Sepulchrinerinnenkirche aus dem 17. Jahrhundert, klosterzeitliche Beinhäuser und Bestattungen erwartet.

Denkmal-Pfleger Vollmer-König: "Auf engstem Raum haben sich in repräsentativer Weise die einzelnen Epochen der Neusser Stadtgeschichte von der Antike bis zur Neuzeit erhalten." Aus seiner Sicht Funde, die "absolut erhaltungs- und präsentationswürdig sind". Die Politik ist in die Pflicht genommen. Denn: Sie kann, muss aber nicht weiter graben. Vollmer-König: "Eine Grabungserlaubnis ist keine Verpflichtung. Aber ich würde gerne sagen: Die Stadt muss weiter graben. Ich halte es in der Sache für geboten." Die ersten Signale aus der Politik deuten am Abend schon auf einen Verzicht auf die Tiefgarage und auf die Fortsetzung der Grabungen in Feld 3 hin.

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