Novaesium, alias Neuss

NGZ-Online, 24. September 2003

Graben oder parken

Sitzung des Planungsausschusses

Klaus D. Schumilas

Wohin die Reise in Sachen Omnibusbahnhof geht, ist auch nach der Sitzung des Planungsausschusses am Dienstag unklar. Sie endete letztlich mit einer Vertagung, die Diskussion soll nun auf Antrag von CDU und Bündnisgrünen in der nächsten Sitzung des Gremiums am 4. November fortgesetzt werden. Dann unter Beteiligung des Kulturausschusses und mit Stadtarchäologin Sabine Sauer und einem Vertreter der Bodendenkmalpflege als Gäste.

Kehlturm
Unklar bleibt, wie es mit dem Busbahnhof in einer Übergangszeit weiter geht. Die CDU will Parkplätze auf den Grabungsflächen, die Opposition wehrt sich. Den Kehlturm freilegen und deutlich herausstellen, ebenso die Stadtmauer - das ist die erklärte Absicht der Neusser CDU.
NGZ-Foto: A. Woitschützke

Weil noch keine Sitzung der gesamten Fraktion möglich gewesen war, sah sich die CDU Dienstag nicht in der Lage, tiefer über die Verwaltungsvorlage und das Thema zu diskutieren. Dass dennoch eine Stunde kontrovers gesprochen wurde, lag am Antrag, den die SPD auf den Tisch legte und die Christdemokraten herausforderte. Im Kern geht es darin um die Fortsetzung, Sicherung und Darstellung der archäologischen Grabungen auf dem Busbahnhof.

Für Lösungsbeispiele sollen andere Städte dienen. Ferner soll die Verwaltung Vorschläge unterbreiten, auf welche Art und Weise das Thema Bebauung wieder aufgegriffen werden könne. Ingo Stolz: "Wir befürchten, dass das Park-Provisorium zur Dauerlösung wird." Auf Zustimmung bei der CDU traf er nicht, die sich auf den Ratsbeschluss bezog, der nun "Punkt für Punkt" umgesetzt werden soll, so ihr Sprecher Heinz Hick. Die Verwaltung schlägt vor, auf dem heutigen Grabungsfeld 90 Parkplätze zu errichten.

Planungsdezernent Stefan Pfitzer verteidigte für seinen Chef, Bürgermeister Herbert Napp, den Vorschlag: "Es handelt sich um eine Vorlage für ein Provisorium, die sich strikt an den Ratsbeschluss hält. Nach Verlagerung des Greyhound-Cafés soll die Stadtmauer freigelegt und Gestaltungsvorschläge entwickelt werden. Dass die Verwaltung dies kann, hat sie mit dem gelungenen Hamtorplatz bewiesen." Wie man mit der historisch-archäologischen Bausubstanz umgehen solle, dafür könne man sich Anregungen in Städten wie Köln, Xanten, Trier oder Tongeren in Belgien holen.

Für die "90-Parkplätze-Planung" erntete Pfitzer Kritik: "Eine herzlose Planung. Ein Armutszeugnis für die Verwaltung", meinte Dietmar Pietsch (UWG). Für ihn liegt der Knackpunkt in der Diskussion in der Haltung der CDU, die unbedingt eine Tiefgarage auf dem Busbahnhof verwirklichen wolle. "Brauchen wir das fünfte Parkhaus wirklich? Seit zwei Jahren weigert sich die Verwaltung, eine Bedarfsanalyse herauszugeben." Sowohl Heinz Hick als auch Fraktionschef Dr. Bernd Koenemann machten klar: "Die CDU will eine Tiefgarage. Parkplätze, um die Erreichbarkeit der Innenstadt zu verbessern und zur Stärkung des Einzelhandels, sind notwendig."

Kritik kam aus Reihen der Opposition. Herbert Metz (FDP) sagte: "Zuschütten heißt vergessen." Vielmehr sollten die Grabungen in nördlicher Richtung ausgeweitet werden, so Ingeborg Arndt (Grüne). Der planungspolitische Sprecher und nach eigenen Angaben Hobby-Archäologe Ingo Stolz: "Der dritte Abschnitt muss sich zügig anschließen, dort werden wertvolle Funde erwartet." Das bezweifelt auch Heinz Hick nicht: "In den bisherigen Felder ist nichts Nennenswertes gefunden worden. Das wird im Bereich des Kehlturmes und der Stadtmauer, die frei gelegt werden sollen, ganz anders sein. Wir wollen die Geschichte unserer Stadt in ganz besonderer Weise sichtbar machen."

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