Novaesium, alias Neuss

WZ-Newsline, 20. August 2003

Grevenbroich: Tausende Stunden fürs Castrum

Inge Hüsgen

Der Wevelinghovener Künstler Heinz Birkenheuer baute das Neusser Römerlager Novaesium aus Karton nach. Demnächst werden noch Mini-Legionäre "einziehen".

Heinz Birkenheuer

Heinz Birkenheuer mit seinem Modell des Neusser Römerlagers: In jahrelanger Arbeit perfektionierte der Wevelinghovener das Castrum Novaesium im Maßstab 1:200. Um die Ausdehnung der Anlage zu verdeutlichen, sollen noch Zinnfiguren hinzugefügt werden.

Grevenbroich. Ein Häusermeer im Miniformat: Auf 3,5 mal vier Metern Fläche baute der Wevelinghovener Künstler Heinz Birkenheuer das Neusser Römerlager Novaesium nach. Begonnen hatte alles im Jahr 1984, als Birkenheuer zur Neusser 2000-Jahr-Feier für das Clemens-Sels-Museum die Ankunft der römischen Legionäre an der Erftmündung rekonstruierte. Die Truppen hatten dort eine Anlage für 6000 Mann errichtet, die bis um 95 nach Christus bestehen blieb.

"Die eigentliche Idee zu einem Modell des Lagers kam Ende der Neunziger von Kulturamtsleiter Harald Müller", erinnert sich Heinz Birkenheuer, "ich war gleich mit Feuer und Flamme dabei." Fortan durchblätterte er in der Freizeit Grabungszeichnungen des heute überbauten Areals und "zimmerte" aus Passepartout-Karton Hunderte von Mini-Gebäuden. "Die Arbeitsstunden zähle ich gar nicht mehr", schmunzelt Birkenheuer.

Bei seiner Arbeit wurden ihm bald die Dimensionen der Anlage richtig bewusst. Denn selbst der Nachbau im Maßstab 1:200 drohte schnell den Platz im Wohnzimmer zu sprengen: "Bald bedeckten die fertigen Teile meinen ganzen Fußboden."

Indes lagen zwar die Neusser Pläne auf Eis, aber der Grevenbroicher Museumsdirektor Bodo Schwalm holte Birkenheuers Modell 2001 in seine Römerausstellung. "Von ihm stammt auch die Idee, das gesamte Mini-Lager auf eine große Bühnenplatte mit einem Grundriss der Anlage zu stellen", erinnert sich der Wevelinghovener.

Die Gebäudemodelle schweben heute auf etwa fingerlangen Kunststoffpfeilern über dem Grundriss. Nach der Ausstellung bot Birkenheuer sein Werk der Neusser Telekom an. Mit Erfolg: Seit etwa zwei Jahren steht es im Forum des Telekom-Schulungszentrums in Gnadental an der Humboldtstraße, direkt auf dem ehemaligen Lagergelände.

Genau genommen ist das Papp-Lager immer noch nicht ganz fertig. Es fehlen etwa 20 Prozent der Original-Bebauung. Aber so soll es auch bleiben, findet Heinz Birkenheuer, "denn alles Wichtige ist dabei, und eine exakte Rekonstruktion würde den Betrachter nur verwirren." So hat er auch bei vielen Gebäuden auf die Bedachung verzichtet, um den Besuchern Einblick in die Raumaufteilung zu verschaffen. Demnächst soll allerdings eine Legion aus sechs Millimeter kleinen Zinnfiguren "einziehen". Birkenheuer verspricht: "So wird die riesige Ausdehnung der Anlage noch deutlicher."

Die Telekom bietet an jedem ersten Mittwoch im Monat eine Gratis-Führung zum Lagermodell an. Heinz Birkenheuers Recherchen stehen im Internet unter www.castrum-novaesium.de

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