n-tv.de, 25. Juli 2003
Gebildete Legionäre
Archäologische Sensation
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"Apronius" hieß der Besitzer dieses Tellers. "Aproni" steht für "des Apronius". |
Dass "Legionär" und "Legastheniker" vom Ursprung her nicht in Verbindung gebracht werden können, das beweist jetzt zweifelsfrei eine Ausstellung des Clemens-Sels-Museums in Neuss. Ab dem Wochenende zeigt das Haus rund 450 archäologische Neuentdeckungen, darunter einige, die den hohen Bildungsgrad des römischen Militärs im rheinischen Teil des Imperiums beweißen: Unter den Fundstücken befinden sich zahlreiche beschriftete Scherben – Bruchstücke des tönernen Essgeschirrs der Soldaten. Sie tragen die Namen ihrer Besitzer und wurden, so die Wissenschaftler, auch von ihnen selbst markiert.
"Rund zwei Drittel der Legionäre konnten lesen", interpretierte der Archäloge Carl Pause die Funde und spricht schon vom "Soldaten als Kulturträger". Überhaupt nur ein einziger antiker "Legastheniker" konnte identifiziert werden. Er schrieb das Wort "Classis" (Flotte) mit einem "s" zu wenig.
Neben diesen Scherben fanden die Forscher unter anderem Werkzeuge, Schmuckstücke und einige große Bronzescheiben mit wilden Löwenköpfen. Möglicherweise genau die Feldzeichen, die nach der Überlieferung des Geschichtsschreibers Tacitus die Neusser Legionäre nach einer verheerenden Niederlage weggeworfen hatten. |