NGZ-Online, 9. Juli 2003
Mehr Licht, mehr Platz und größere Ordnung
Dauerausstellung der Römischen Abteilung
Ganz ohne Nachtschicht wird es wohl nicht gehen. In etwa zwei Wochen soll die Römische Abteilung im Clemens-Sels-Museum wieder eröffnet werden, doch danach sieht es zurzeit noch nicht aus.
Über den ganzen Raum verstreut liegen Plastikplanen mit Farbklecksen herum, leere Colaflaschen geben mit Farbtöpfen, Werkzeug aller Art und einem Staubsauger ein Still-Leben der besonderen Art ab, aber immerhin stehen schon einige Vitrinen an ihrem Platz, sind gar gefüllt mit Gefäßen, Wände gestrichen und Objektträger gebaut. Über 20 Jahre hatte sich die Römische Abteilung im Untergeschoss des Clemens-Sels-Museum resistent gegenüber jeder Veränderung gezeigt - bis der der Archäologe des Hauses, Dr. Carl Pause, sich zusammen mit den Designern Nils Kemmerling und Jörg Ahrens daran machte, die Schau neu zu konzipieren.
"Zuerst haben wir einen Kassensturz gemacht", sagt Pause, "geschaut, was wir haben und dann gefragt: Was ist das Besondere und was wollen wir erzählen?" Die Geschichte des Coenenlagers natürlich, denn für alles, was davor lag oder danach kommt, fehlt der Platz. Rund ein Prozent des Bestandes, so schätzt Pause, wird in der Ausstellung vertreten sein, wobei der Wissenschaftler aber auch betont, dass die Fundsachen nicht allein Schaucharakter haben, sondern der Forschung dienen. "Viele Objekte wiederholen sich", erzählt er, "so dass man auch nicht alle zeigen muss."
Aber: Jedes Stück sei eine Akte, "und weil wir wahrscheinlich in einigen Jahrzehnten überhaupt keine intakten Fundstellen mehr vorfinden werden, ist jede auch wichtig". Vermerkt natürlich in der Datenbank des Museums. Da lange Jahre per Hand inventarisiert wurde, hat Pause manche Überraschung erlebt. "Dieser Pott hier zum Beispiel", sagt er und nimmt eine Tonkanne aus der Vitrine, "wurde 1934 als römisch identifiziert, ist aber fränkischen Ursprungs". Die Fundstelle, der Sporthafen, ließe also darauf schließen, dass sich dort einen Grabstätte befindet, weil die Kanne eine typische Beigabe gewesen sei.
Wenn Pause sich nicht völlig sicher ist, befragt er auch Kollegen - und hat so herausgefunden, dass ein als Gefäß erfasstes Fundstück von 1990 gar kein Gefäß ist, sondern ein Schröpfkopf, "der einzige hier weit und breit", wie er sagt. Ein Foto in einem Buch über römische Medizin hat ihm da weiter geholfen. Für die Neukonzeption haben Pause, Kemmerling und Ahrens das Untergeschoss kräftig gelichtet. Wände wurden herausgenommen, hell gestrichen, neues Licht wird installiert, die Vitrinen neu beleuchtet.
In allen Veränderungen haben sich die beiden Designer jedoch an dem Charakter der Schau orientiert, für die Wand hinter der militärischen Ausrüstung das Rot der Soldatentuniken gewählt oder elegantes Blau für die Vitrinen mit den kostbaren Gläsern. Alle Exponate werden zudem so präsentiert, dass sie für Kinder gut sichtbar sind. Die drei mussten indes mit einem begrenzten Etat umgehen, denn auch wenn die Schau als Dauerausstellung angelegt ist - in einigen Jahren könnte sie wieder aufgelöst und neu zusammengestellt werden. Wenn nämlich das Erdgeschoss des Hauses der Römischen Abteilung zugeschlagen wird und das Foyer in den Erweiterungsbau verlegt wird. "Wir rechnen jedenfalls damit", sagt Pause. |