NGZ-Online, 27. Februar 2003
Streifzug durch die Historie von Gohr und Broich
Besiedlung begann vor 12.000 Jahren
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"Innerhalb des Stadtgebietes haben besonders in Gohr spannende Dinge stattgefunden", erklärte der Vorsitzende des Dormagener Geschichtsvereins, Jost Auler, den Teilnehmern der Exkursion. Bei strahlendem Sonnenschein lud der Geschichtsverein Dormagen in Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Geschichtsverein Gohr und Broich zu einer historischen Ortsbegehung ein.
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Die Gohrer Pfarrkirche St. Odilia, ein Kleinod rheinischer Kirchenbaukunst, war Ausgangspunkt des historischen Rundgangs mit dem Geschichtsverein für Dormagen, Nievenheim und Zons, der rund um Gohr führte.
NGZ-Foto: H. Jazyk |
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Dabei wurden viele neue Aspekte von bekannten Dingen oder Stellen hervorgehoben. Zum Beispiel erfuhren die Teilnehmer, dass es im Gebiet von Gohr und Broich etwas gab, was eher in Ostfriesland zu vermuten ist: nämlich eine ausgeprägte Torfstecherei. Die Wanderung startet an der Pfarrkirche St. Odilia, die im 12. Jahrhundert erbaut wurde, Richtung Broich. Hier konnte noch der große Höhenunterschied der Bergdörfer erkannt werden, bei dem die Höhe der einzelnen Terrassen über 20 Meter auseinander liegen kann.
"Gohr hatte dadurch eine prädestinierte Lage und ist einer der ältesten Besiedlungspunkte im Stadtgebiet", berichtete Siegfried Jungverdorben, Vorsitzender des Gohrer Geschichtsvereins. Gerade durch den Höhenunterschied waren die ersten Siedler kaum von Überschwemmungen betroffen. Einblicke ins damalige Leben gab Archäologe Jost Auler an seinem "Lieblingsplatz in Dormagen" am Reiterhof Schleifer in Broich. An der Ausgrabungsstätte "Gohr 6" waren über 1.500 Feuersteinartefakte gefunden worden, die von einer frühen Besiedlung um 10.000 vor Christus schließen lassen.
"Über die Menschen, die hier gelebt haben, sind wir relativ gut informiert", erklärte Auler. Demnach gab es drei bis vier Behausungen, die in einem Halbkreis an den damaligen Urwald angrenzten. Die Menschen waren Jäger und jagten Rothirsche, angelten Hechte und sammelten Haselnüsse. War aber das Wild dezimiert und das Feuerholz knapp, zogen sie weiter.
Ebenso interessant wie die Geschichte der ersten Siedlung war das spätrömische Quellheiligtum - gelegen zwischen dem Christinenhof und dem Wald. Dieses wurde im 19. Jahrhundert mit Nymphensteinen und Münzen entdeckt, wobei der genaue Standpunkt heute nicht mehr bekannt ist. Die Funktion dieses Heiligtums ist mit den heutigen Wegkreuzen zu vergleichen: Es war Ort der Religion an dem den Göttern gedankt und an dem sie verehrt wurden. |