Novaesium, alias Neuss

NGZ-Online, 22. Januar 2003

Neusser Architektengruppe übt Kritik

Bebauungspläne für den Omnibusbahnhof

-schum

Am kommenden Dienstag werden die Planungsexperten der Neusser Fraktionen die "Baustelle" in Angriff nehmen: Erstmals geht es in einem politischen Gremium um die konkrete bauliche Veränderung des Omnibusbahnhofs, wenn der Planungsausschuss sich mit dem vorliegenden Modell des Neusser Architektur-Büros Ingenhoven & Ingenhoven beschäftigt.

Noch wird an dieser Stelle kräftig nach historischen Spuren gegraben, in den nächsten ein, zwei Jahren sollen dort 37 Eigentumswohnungen entstehen. So sieht es der Modellentwurf vor. Im Unterschied zu ursprünglichen Vorstellungen, die als "Kasernenbebauung" bezeichnet wurden, geht es nun um eine aufgelockerte Bebauung. Kernpunkte sind acht unterschiedliche Einzelhäuser, die so angeordnet sind, dass zum einen drei kleine, öffentliche Plätze entstehen ("Theaterplatz", "Platz an der Münze", "Platz am Kehlturm"), zum anderen aber auch abgeschlossene Höfe, die nur von den Bewohnern genutzt werden können.

Zwischen den acht Einzelhäusern mit Putzfassade werden öffentliche Wege angelegt, die zum Beispiel einen Durchgang von der Münze zum Landestheater über eine kleine Fußgängerbrücke erlaubt. Die Geschosshöhe liegt bei drei Geschossen (plus Staffelgeschoss) entlang der Hymgasse sowie vier Geschossen (plus Staffelgeschoss) zum Europadamm hin. Vertreter von CDU und SPD äußerten sich dem Vernehmen nach einer ersten Vorstellung des Entwurfes positiv.

Inzwischen sind aber auch kritische Töne (auch aus CDU-Kreisen) zu hören. Aus Fachkreisen liegt eine schriftliche Stellungnahme vor: Die Neusser Architekten Rudolf Küppers, Leonie Otten, Georg Penker, Karl-Hans Pfleiderer und Otto Saarbourg haben sich in der vergangenen Woche an die Mitglieder der Ratsfraktionen gewandt, "auch wenn wir von einer Reihe von Verantwortlichen als lästige ,Bedenkenträger' betrachtet werden". Sie beanstanden die städtebauliche Qualität des Entwurfs und vermissen einen für die Bürgerschaft nutzbaren Platz.

Ihren Vorstellungen nach wäre eine Verbindung zum Landestheater per Tunnel sinnvoll, "um damit Oberstadt und Altstadtkern wieder attraktiv über Platzfolgen miteinander zu verbinden", heißt es in dem Schreiben. Jetzt sei eine "Störung der städtebaulich so wichtigen Stadtsilhouette vom Hafen aus" zu befürchten und eine "geschlossenere Bebauung sinnvoller".

Die Neusser Architektengruppe regt an, sich am Beispiel von Maastricht zu orientieren und den Rat von unabhängigen und überregionalen Fachleuten einzuholen, "vielleicht sogar den von den Holländern".

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