NGZ-Online, 7. Januar 2003
Jeder Beitrag ist ein Mosaikstein
Halten sich die Jahrbücher in Stadt und Kreis?
Carsten Greiwe
Die Herausgabe eines Jahrbuches ist eine stete Herausforderung. Seine Kontinuität ist zugleich ungemein unzeitgemäß. Es ist der kurze Konsum, der heute anregt. Populär sind historische Bücher wie "Nüss henger de Bahn". Die Straßennamen kennt jeder und der Aha-Effekt sichert das Interesse des breiten Publikums. Wer aber soll heute noch einen beinahe zwanzig Seiten umfassenden Artikel über "Die Zuckerfabriken in Elsen und Wevelinghoven" lesen?
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Gefärdete Art: das Jahrbuch für den Kreis Neuss. Im kommenden Jahr scheint es gesichert, doch was kommt danach? Das städtische "Neusser Jahrbuch" geht ebenso einer ungewissen Zukunft entgegen. NGZ-Foto: A. Woitschützke |
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Auch die acht Seiten über "Die Restaurierung der Malereien in der Westapsis von Knechtsteden" wendet sich offensichtlich an einen sehr ausgewählten Leserkreis. Das Jahrbuch für den Kreis Neuss ist auf seine Weise erfreulich unzeitgemäß. Es ist zugleich eine Notwendigkeit. Ein Kulturraum wie der unsrige Rhein-Kreis Neuss bedarf einer fundierten historiographischen Tätigkeit. Wie Mosaiksteine bilden die einzelnen Untersuchungen ein Gesamtbild.
Zwischenzeitlich hatte es aber den Anschein, als dass der Kreisheimatbund die Herausgabe des Jahrbuches wegen Geldmangels würde einstellen müssen. Kulturdezernent Tilmann Lonnes: "Ich gehe davon aus, dass auch im kommenden Jahr der Kreisheimatbund einen Zuschuss bekommt, der es ermöglicht, das Jahrbuch weiterhin herauszugeben." Damit könnte dem jetzt edierten vierten Band wenigstens noch ein fünfter folgen.
Das Jahrbuch 2003 enthält keinen speziellen Schwerpunkt. In 24 Beiträgen werden die unterschiedlichsten Themen aus dem Kulturraum an Rhein, Erft und Gilbach ausgebreitet. In vier Aufsätzen kommt jedoch dem Kloster Knechtsteden eine besondere Bedeutung zu. Bemerkenswert ist sicher auch der Beitrag von Susanne Niemöhlmann über den Maler Ernst Mollenhauer. Dass es auch im kommenden Jahr ein Kreis-Jahrbuch geben wird, soll nicht bedeuten, dass es damit auf Dauer gesichert wäre.
Das ältere "Neusser Jahrbuch" ist zu Weihnachten, seinem angestammten Termin, jedenfalls nicht erschienen. Dr. Gisela Götte vom Clemens-Sels-Museum kündigte aber an, dass für das Frühjahr mit seinem Erscheinen zu rechnen ist. Der Museumsverein, der das Neusser Jahrbuch seit einiger Zeit herausgibt, hat sein Engagement auf diesem Gebiet allerdings eingestellt. Eine Neuregelung steht noch aus. Ob beide Jahrbücher zu halten sind, erscheint fraglich. Eine Zusammenlegung könnte eine Fortführung sichern.
Vor diesem Hintergrund ist das ungebrochene Engagement des Geschichtsvereins Meerbusch bemerkenswert. Dieser hat 2002 sein 19. Geschichtsheft vorgelegt und zeigt damit Durchhaltevermögen. Auch die Herausgabe von Briefen der Auswanderer aus unserem Raum ist geglückt, um die sich besonders Robert Rameil verdient gemacht hat. |