Ein Zeugnis der historischen LageBedeutsame Fundamente des Hamtores bleiben sichtbar Klaus D. Schumilas Georg Penker lässt den Blick über das Areal schweifen und sagt im Brustton der Überzeugung: "Das wird einmal ein spannender Platz." Was der federführende Neusser Architekt meint, erschließt sich dem schlichten Blick des Betrachters durch den Bauzaun nicht auf Anhieb: Ein Teil des Hamtorplatzes ist rund ein Meter tief freigegraben und lenkt den Blick auf Mauerreste. Mal gut, mal weniger beeindruckend erhalten. Dass diese Funde von Stadt-Archäologin Sabine Sauer und ihrem Team aus dem 13. Jahrhundert stammen, ist ihnen nicht unbedingt anzusehen. Wer künftig auf dem umgestalteten Hamtorplatz verweilt, wird dies sicher glauben. Denn die Planungs- und Kulturpolitiker haben sich entschlossen, die historischen Funde nicht einfach wieder zuzuschütten oder vor den Augen der Öffentlichkeit zu verhüllen. Sie sollen in die bisher vorgesehene Gestaltung des Areals so integriert werden, dass sie dauerhaft sichtbar ein Zeugnis der historischen Lage des Hamtorplatzes sind. Sabine Sauer war überrascht, dass direkt unter der Asphaltschicht "ungewöhnlich gut erhaltene Fundamente von Stadtmauer und Hamtor zu Tage kamen". Sie erlaubten detaillierte Erkenntnisse über den mittelalterlichen Aus- und Umbau der Neusser Stadtmauer. Sichtbar sind nun die Fundamente des Hamtors, einem ehemals zweigeschossigen Haustor mit einem großen Rundbogenportal. Sauer: "Die neuesten archäologischen Untersuchungen haben gezeigt, dass das rund 16,5 Meter lange und neun Meter breite Tor in zwei Torkammern unterteilt war. Es bestand ebenso wie der große Wehrgangbogen aus Basalten und Tuffen." Das Hamtor hatte im hohen Mittelalter eine wichtige Bedeutung. Ein Teil des Fernhandels nach Nordwesten, nach Flandern und Brabant lief über dieses Tor in die heutige Büttger Straße, einer alten, schon seit römischer Zeit bestehenden Wegeverbindung. Wie die Funde nach Ansicht der Verwaltung sichtbar und in die Umgestaltung des Hamtorplatzes integriert werden sollen, erklärte Planungsdezernent Stefan Pfitzer den Mitgliedern beider Ausschüsse am Mittwoch vor Ort: Stadtauswärts gesehen sollen die historischen Steine ins Pflaster integriert werden und den Verlauf der Torkonstruktion anzeigen. Auf der linken Seite sollen die Überreste bis auf 90 Zentimeter aufgemauert werden. Dass dafür historische Steine aus benachbarten Grabungen verwendet werden, versteht sich für die Leiterin der Bodendenkmalpflege Sabine Sauer von selbst. "Wenn die Steine nicht reichen, werden wir Eifel-Tuff-Steine aus der Nähe von Mayen hinzunehmen." Das Ganze wird mit Erläuterungstafeln populärwissenschaftlich ins rechte Licht gerückt. Dafür sollen auch die Neusser Heimatfreunde ins Boot geholt werden, um die Darstellung im historischen Gesamtkontext abzurunden. Meinte CDU-Ratsherr Carsten Greiwe und erntete keinen Widerspruch. Für Ingo Stolz (SPD) wird der neu gestaltete Hamtorplatz "zur Erhöhung der Urbanität beitragen". Ob Kultur oder Planung, die Politiker waren sich einig: So machen wir's. Voraussichtlicher Start soll im kommenden Frühjahr nach Beendigung der Grabungen sein. Wer sich selbst vor Ort ein Bild machen möchte, hat dazu am Sonntag zwischen 14 und 16 Uhr anlässlich des Tages des offenen Denkmals die Gelegenheit. Danach werden die wertvollen Funde verhüllt. |
|
[ Fenster schließen ] |