NGZ-Online, 4. September 2002

Vorrang für wertvolle Bodenfunde

Neue Pläne für Omnibusbahnhof vorgestellt

-schum

Wie die "Baustelle" Omnibusbahnhof einmal aussehen wird, das steht derzeit völlig in der Sternen. Pläne werden gezeichnet, Modelle gebaut und müssen verworfen werden. Keiner weiß nämlich, was die Archäologen noch alles aus der Tiefe des Raumes an die Oberfläche holen werden.

Die jüngsten Funde haben gerade in der CDU-Mehrheitsfraktion zu einem Meinungsumschwung geführt. Die bis dato aktuellen Planungen, die das federführende Architekturbüro Ingenhoven & Ingenhoven im Auftrag der städtischen Tochter Neusser Bauverein vorgelegt hatte, sind vom Tisch. Auf Einladung der CDU stellten Bauverein und das Architekten-Duo einem kleinen Kreis ein modifiziertes Modell vor.

Kernpunkte:
  • die Bebauung wird aufgelockerter als bislang vorgesehen,
  • die Stadtmauer wird herausgearbeitet und gut sichtbar bleiben,
  • die Blickverbindung zwischen Landestheater und Quirinusmünster bleibt erhalten,
  • die Pläne für eine Tiefgarage werden nicht aufgegeben.

Gerade letzter Punkt sorgt zwischen den Fraktionen für Streit. Weil von einigen Politikern mit Verweis auf die nicht ausgelasteten Parkhäuser der Bedarf angezweifelt wird, ferner der notwendige Zuschuss, den die Stadt zu leisten hat, bei immerhin 2,5 Millionen Euro liegt. "Das ist aber finanziell darstellbar", ist CDU-Fraktionsvorsitzender und "Gastgeber" der Runde, Dr. Bernd Koenemann, überzeugt. Die als zweigeschossig vorgesehene Tiefgarage soll in Richtung Hymgasse liegen, so dass es auch keine Berührungspunkte zu den Grabungen geben wird.

Wann die neuen Bauverein-Pläne einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert werden, ist ungewiss. "Wir müssen erst die weiteren archäologischen Grabungen abwarten", sagt Koenemann. "Davon ist die Platzgestaltung abhängig." Nach den bisherigen Funden, die, so Koenemann, "nicht so wertvoll waren, dass sie an dieser Stelle verbleiben müssen", wird die vorgesehene Umgestaltung des Omnibusbahnhofes nicht entscheidend beeinträchtigt. "Aber die Archäologen werden bis zu Rheinsohle graben. Mal sehen, was sie noch finden", hält sich der CDU-Fraktionschef erst einmal zurück.

Denn: "Je nach Qualität der Funde müssen wir alles in Frage stellen." Eine Haltung, die sich durch einen Besuch der Ausgrabungen auf dem Gelände des ehemaligen Omnibusbahnhofs vor knapp vier Wochen verändert hat. Denn eines ist für Koenemann klar: "Wertvolle Funde sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden." Nach dem jetzigen Stand glaubt er allerdings, dass die geschichtsträchtigen Grabungen am Hamtorplatz wesentlich ergiebiger ausfallen. "Wie ich von Fachleuten hörte, sind die Funde wertvoller und an dieser Stelle auch der Öffentlichkeit besser zu zeigen." Damit dürfte auch klar sein, dass die bisher vorgesehene Umgestaltung, derzeit auf einer großen Schautafel detailliert zu sehen, Makulatur ist.

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