Kritiker meinen: "Alles wird unter der Erde versteckt"Initiative will Bodendenkmale vor Überbauung schützen -nau Die Stadt Neuss rühmt sich ihrer mehr als 2000-jährigen Stadtgeschichte, doch sie geht mit den Relikten aus allen Epochen recht rüde um. Davon sind Helmut Wessels und Richard Paassen überzeugt. Und das wurmt sie. Zu den Plänen zum Umgang mit den Grabungsfunden am Hamtor hatten sie noch geschwiegen, doch das drohende Schicksal der Bodendenkmäler, die seit März auf dem Omnibusbahnhof freigelegt werden, treibt sie auf die Barrikaden. Mit einer Unterschriftenaktion wollen sie verhindern, dass die einmaligen Funde in dieser Keimzelle des mittelalterlichen Neuss am Ende weggebaggert oder zugeschüttet werden. Und die Resonanz auf ihre Aktion finden beide schon ganz beachtlich. Sie sind aber auch nicht allein. Auch bei den Schützen, bei den im City-Treff organisierten Händlern oder im Verkehrsverein haben sich in der Vergangenheit Viele gegen eine Überbauung des Platzes ausgesprochen. "Der Platz liegt an einer für die Stadt bedeutsamen historischen Stelle", unterstrich der Verkehrsvereins-Vorsitzende Hako Maier, warum er den Ratsbeschluss zur Bebauung "eine absolut städtebauliche Fehlentscheidung" nennt. Diese Stimmen verbinden mit ihrem Widerstand andere Motive als zum Beispiel Eva und Dirk Bremer. Sie gehören zu denen, die sich der Kampagne von Wessels und Paassen angeschlossen haben. "Während viele Städte, wie zum Beispiel Xanten und Trier, stolz auf ihre Vergangenheit sind und ihre historischen Plätze in das Stadtbild integrieren, wird in Neuss alles unter der Erde versteckt", schimpft Dirk Bremer mit Blick auf die Zukunft für die Funde am Hamtor. "Oder es fällt direkt dem Bagger zum Opfer." Das eine findet Richard Paassen ebenso schlimm wie das andere. "Dokumentiert und versiegelt für kommende Generationen heißt doch nur: Folie und Stahlgitter drauf und einbetonieren", kritisiert er. Ihm schwebt deshalb für den Omnibusbahnhof eine andere Lösung vor: eine parkähnliche Anlage, in der die Bodendenkmäler in irgendeiner Form zu sehen sind. Denn: "Es kann nicht angehen, dass sich die Stadt ihrer Geschichte rühmt - und von der ist nirgendwo etwas zu sehen." Was, so fragt er, wolle man denn den Kindern dieser Stadt von der Geschichte ihrer Stadt noch zeigen, oder gar den Touristen? Er, so Paassen, wolle jedenfalls nicht zusehen, wie die Spuren der Vergangenheit für alle Zeiten vernichtet werden, nur um "einem Wohn- und Geschäftshaus Platz zu machen, das vielleicht zu einem Großteil leer steht." Die Unterschriftenlisten liegen aus bei Confessio am Markt, in der Floristwerkstatt in der Krämerstraße, sowie in den Lokalen Stiftskeller und Klarissenkloster. |
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