RP-Online, 18. Juli 2002

Haus Meer - ein antiker Gutshof?

Sondersitzung des Kulturausschusses / Im Boden liegen noch viele Überraschungen

Jan Popp-Sewing

(RP). Ein lauer Sommerabend 2010: Der Biergarten der wiederaufgebauten Haus-Meer-Remise ist zum Geheimtipp in Meerbusch geworden. Gutgelaunt sitzen die Ausflügler unter 200-jährigen Bäumen und sehen den Fledermäusen zu. So das Wunschdenken der Biologin Ursula Scherwaß vom Düsseldorfer IVÖR-Institut.

Zusammen mit einer Reihe von Experten stellte sie am Dienstag in einer mehr als dreistündigen Sondersitzung dem Kulturausschuss das Ergebnis eines Gutachtens zu Haus Meer vor. Beteiligt waren die Landes-Denkmalschützer, der Geschichtsverein Meerbusch und das IVÖR-Institut, koordiniert von Dr. Norbert Schöndeling von der FH Köln.

Fazit der Gutachter: Bei Haus Meer und seinem Garten handelt es sich um ein Denkmal von überregionaler Bedeutung. Um Remise und Eiskeller zu erhalten, sollte schnell gehandelt werden. Besonders die Ruine der Remise droht zu verfallen. "Der beste Witterungsschutz ist ein Wiederaufbau", sagte Schöndeling. Auch der Erhalt als Ruine sei denkbar, würde aber auch "eine ganze Menge" kosten.

Denkmalschützer und Biologen sprachen sich gegen weitere Gebäude auf dem Gelände aus. Lediglich auf den Schlossfundamenten könnte nach Meinung der Experten gebaut werden. Allerdings müsste man erstmal graben, um zu bestimmen, wo die Fundamente genau liegen und wie tragfähig sie noch sind.

Wer außerhalb der bestehenden Fundamente Bauten plant, muss mit erbittertem Widerstand der Archäologen rechnen. Eingriffe in den Boden würden historische Funde zerstören. Selbst bei Grabungen zur Verlegung von Leitungen waren Wissenschaftler in der Vergangenheit prompt auf Mauerreste an Stellen gestoßen, wo sie gar keine erwartet hatten. Das ehemalige Kloster ist so oft um- und ausgebaut worden, dass der Boden des gesamten Geländes voller Überraschungen steckt.

Martin Vollmer-König vom Amt für Bodendenkmalpflege fasste die einzelnen Grabungen zusammen. Dabei zeigte sich, dass es möglicherweise unbekannte Kellergewölbe unter dem ehemaligen Schloss gibt. Auch wo die Gräber des Klosters aus dem 12. Jahrhundert liegen, sei unbekannt.

Sehr wahrscheinlich sei, dass man bei Grabungen auch auf Reste aus römischer Zeit stößt. Die These, dass auf dem Gelände von Haus Meer zu römischer Zeit ein Gutshof lag, habe etwas für sich. Ausgehend von vergleichbaren Bauten hätte der antike Hof die stattliche Ausdehnung von 120 x 130 Meter gebaut - natürlich nicht alles überbaut. Sogar ein Pfostenloch aus der Bronzezeit sei gefunden worden. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege bearbeitet gerade einen Antrag auf Denkmalschutz für die gesamte Anlage.

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