"Eine Heimstatt für den Bürger"Neuer Leiter des Stadtarchivs: Dr. Jens Metzdorf hbm Für ihn ist es die "beste Kombination". Denn seine berufliche Zukunft sieht er auf kommunaler Basis, seit er diese zum ersten Mal betreten hat; und dass er sie jetzt auch noch in seiner Geburtsstadt verwirklichen kann, sieht er als Glücksfall.
1966 wurde Jens Metzdorf in Neuss geboren, nach dem Abitur am Theodor-Schwann-Gymnasium studierte er Geschichte, Englische Philologie und Publizistik in Münster, London und Mainz, promovierte 1998 zum Dr. phil. und absolvierte dann ein Referendariat für den Höheren Archivdienst. Seine erste Stelle führte den Historiker nach Leipzig ins dortige Staatsarchiv; seit dem 1. Juni ist Metzdorf nun Leiter des Stadtarchiv Neuss. Schon während seiner Studienzeit in Münster hat er erste Erfahrungen im dortigen Stadtarchiv gesammelt, und seit damals weiß er, dass hier das Arbeitsfeld liegt, das ihn am stärksten reizt. Dort hat er nicht nur Ausstellungen organisiert, Dokumentationen erarbeitet, sondern auch viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben und Vereine oder auch Schulen animiert, das Archiv zu nutzen. Solches schwebt ihm auch für seine Arbeit in Neuss vor. Metzdorf will das Stadtarchiv als "Heimstatt für die Bürger" etablieren. Ihm geht es dabei darum, das jeder das Archiv nutzen kann: "Wir sind nicht nur das Gedächtnis von Verwaltung und Politik, sondern auch der Bürgerschaft." Vereine sollen das Haus an der Oberstraße ebenso offen vorfinden wie jeder Einzelne oder auch ganze Schulklassen. "Der Nutzer in unserem Lesesaal ist unser Qualitätskriterium", sagt er. Für ihn ist das Stadtarchiv nicht allein zum Aufbewahren alter Dokumente gedacht, sondern zum Forschen und Erhalten von Zeugnissen Neusser Stadtgeschichte. Dazu gehören nicht nur die Akten über politische Entscheidungsprozesse, sondern auch Nachlässe, Vereinsdokumente und historische Unterlagen städtischer Institutionen. "Im Zeitalter der Elektronik stehen wir da auch vor ganz neuen Herausforderungen", stellt er fest, "ein altes Pergament kann man überall gut einsehen, aber bei einer Floppydisk wird das schon schwieriger." Doch so begeistert, wie sich Metzdorf über seine Arbeit, über die Möglichkeiten und Chancen, mit einer Institution wie einem Archiv in der Öffentlichkeit präsent sein zu können, äußert, wird ihm da schon rechtzeitig etwas einfallen. Doch bei allem Engagement für seine Zukunftspläne weiß er auch, dass sein Job ein "sensibler Posten" ist. "Es hat schließlich viel mit Vertrauen zu tun, wenn die Menschen ihre persönlichen Unterlagen zu uns bringen", sagt er nachdenklich. Vertrauen darauf, dass diese Dinge sachkundig behandelt werden, aber auch Vertrauen darauf, dass sie auf die richtige Weise anderen Menschen zugänglich gemacht werden. Mit seinem aus sechs Kräften bestehenden Team hat sich Metzdorf einiges vorgenommen. Doch bevor aus der in der Vergangenheit eher etwas verschlafen wirkenden Institution das Forum wird, das Metzdorf sich verspricht - "als Marktplatz für Informationen, Gespräche und Vermittlung" - muss er erst einmal das Feld sondieren. Schauen, was da ist, welche Arbeiten aufgeholt oder gestartet werden müssen, und wie sich das am sinnvollsten mit dem vorhandenen Personal bewältigen lässt. So weiß er schon jetzt nach einem Monat Sichtung, dass es in Neuss an Erkenntnissen über die Frühere Neuzeit fehlt. |
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