Wo es einst aus Stein standModell des Castrum Novaesium hat neue Heimstatt Helga Bittner Mit Fäden und Schnüren hat er alles genau ausgemessen, damit der Maßstab stimmt; wie viele Stunden er daran gesessen hat, kann er heute nicht mehr sagen - wie auch, wo er doch inzwischen gut 20 Jahre an dem Modell gesessen hat. Dazu kommt all die Zeit, die Heinz Birkenheuer in Gesprächen mit den den amtlichen Denkmalpflegern aus Bonn verbracht hat, denn eins war dem gebürtigen Neusser wichtig: Wenn er schon das Castrum Novaesium nachbaut, dann wissenschaftlich so exakt, wie die Erkenntnisse es ermöglichen. Sein Ziel war dabei dennoch immer, "den Neusser Bürgern die römische Anfänge unserer Stadt zu verdeutlichen". Und nachdem er lange Zeit nach einem Haus, einer Institution gesucht hat, die sein inzwischen recht umfangreiches Modell beherbergen und zeigen kann, ist er nun bei der Telekom (Humboldtstraße) fündig geworden. Das Castrum Novaesium aus Pappe ist damit dorthin zurückgekehrt, wo es einst aus Stein gebaut stand. Die historische Verbindung zum eigenen Standort ist denn auch laut Thomas Kreß, Leiter des Tagungshotels Neuss der Telekom, ein wesentlicher Grund dafür, warum man in seinem Haus von der Anfrage Birkenheuers sofort angetan war. "Wir haben ein Jahr Baupause bei unseren Hotels gehabt, weil die Ausgrabungsarbeiten erst abgeschlossen werden mussten", erzählt er - nun kann er im Modell sehen, worum es dabei ging. Zurzeit steht die riesige rote Platte mit den römischen "Mini"-Bauten, in der Realität in manchen Fällen die Größe des Münsters zum Beispiel um das Dreieinhalbfache überschritten, in einem gesonderten Raum, der römergerecht ausgestaltet wurde, aber nur nach Absprache zugänglich ist. "Wir sind mit den Überlegungen noch nicht fertig, das Modell eines Tages in unserer Eingangshalle auszustellen", sagt Kreß, dann müsste allerdings eine eine Plexiglashaube das Modell schützen. Birkenheuer jedenfalls ist glücklich, endlich eine neue Heimstatt für seine Rekonstruktion gefunden zu haben. Denn nach der Präsentation bei der Ausstellung "Die Römer" in Grevenbroich drohte dem Modell das Aus; es gab gar Überlegungen, die Platte, die extra im Rahmen der Schau für das Lager angefertigt worden war, zu zersägen - viel zu schade, wie Birkenheuer zu Recht meinte und sich fortan dafür einsetzte, ein angemessen großes Plätzchen zu finden. 1982 hat Birkenheuer, seines Zeichen Maschinenbauingenieur, mit den ersten Gebäuden des Legionslagers begonnen. Aus Passepartout-Pappe (welche sonst Bilder im Rahmen hält) hat er sie geschnitzt, mehr und mehr, bis ein ansehnliches Bild der alten Römerfestung entstand. Rund 50 Prozent der Fläche hat er inzwischen rekonstruiert, unter strengen wissenschaftlichen Erkenntnissen und mit Zustimmung der Bonner Bodendenkmalpfleger. Mehr soll es auch nicht werden, sagt er, denn der Rest der Gebäude, die als Grundrisse dokumentiert sind, wiederhole sich. |
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