NGZ-Online, 29. Dezember 2001

Per Rad der Landschaftsgeschichte auf der Spur

Euroga 2002 als Schwerpunktthema

Carsten Sommerfeld

Nicht nur Knechtsteden steht im kommenden Jahr im Zeichen der Euroga 2002 plus, auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat sich im Rahmen der grenzüberschreitenden Gartenschau viel vorgenommen: Zusammen mit anderen Einrichtungen wird ein Lehrheft zur Landschaftsentwicklung erstellt. In Dormagen soll ein neuer Führer Radwanderern erläutern, wie interessant die Landschaftsgeschichte zwischen Gohr und Rhein ist - von Sanddünen bis zur Villa Rustica.

Norfbach
Typisch für die Dormagener Kultur-Landschaft sind die Entwässerungsgräben wie hier im Bereich des Norfbachs. Wie sich die Landschaft über die Jahrhunderte veränderte, das wird Radfahrern bald anhand eines neuen Führers erläutert.

Die Geschichte der Landschaft - eine spannende Geschichte: In früheren Jahren bedeckte dichter Wald das wenig besiedelte Kreis- und Stadtgebiet. Was Menschen im einen Jahrhundert rodeten, holte sich die Natur zuweilen später wieder zurück. "Das Prägende unserer Region ist natürlich der Rhein, der mit seinen vielen Armen mehrfach seinen Verlauf wechselte", erläutert der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), Hermann-Josef Kremer. Viele Spuren aus der Vergangenheit sind noch deutlich sichtbar, sollen den Menschen näher gebracht werden.

Die SDW arbeitet mit einem Dutzend anderer Einrichtungen - vom Neanderthalmuseum über die geologische Station im Krefeld bis zum Limburgs Museum in Venlo - im "Verbund naturkundlicher Museen" zusammen. Bei vielen Euroga-Projekten arbeite der Träger eher für sich allein, "wir wollen das Verbindende deutlich machen", so Kremer. Ein Ergebnis der Kooperation im Museen-Verbund soll ein Lernheft zur Entwicklung der Landschaft zwischen Rhein und Maas, laut Kremer ein seit Jahrtausenden zusammenhängender Raum. Auch Ausstellungen sind geplant, und eben für Dormagen ein Führer zur Landschaftsgeschichte.

Auf teure Informationstafeln und Radtour-Schilder wird verzichtet, die Informationen sollen - in handlicher Form gedruckt - den Wanderer zu den Stationen der Rundtour führen. Noch ist nicht klar, ob er als Broschüre oder in Verbindung mit dem Fahrrad-Stadtplan der Stadt herausgegeben wird, doch eine Autoren-Gruppe ist dabei, Quellen zu sondieren. Archäologe Jost Auler zählt ebenso dazu wie unter anderem Norbert Grimbach, Dr. Klaus Striedter, Rolf Wörhoff, Hermann-Josef Kremer und Revierförster Theo Peters.

Vielseitig die Themen: Da werden Sanddünen am Tannenbusch erklärt, im Staatsforst auf die frühere Bedeutung der Weideschweine hingewiesen. Ein weiterer Halt gilt der Grabungsstätte bei Gohr-Broich östlich des Bergerhofes, 5.000 Jahre vor Christus siedelten dort Steinzeit-Menschen. Auf eine einstige römische "Villa Rustica" wird am Damschenpfad in Nievenheim hingewiesen, nachdem am Norfbach die Historie der Entwässerungsgräben im Mittelpunkt stand: "Bereits 500 nach Christus wurde Land trockengelegt." Natürlich fehlt der Zonser Grind als Auenlandschaft nicht. Station gemacht wird auch an der Zonser Stadtmauer. Dort vorbei seien einst, als Zons noch direkt am Strom lag, Rheinschiffe getreidelt geworden.

Fertig sein soll der neue Führer zum "Saisonstart 2002" der SDW am 28. April ab 11 Uhr im Tannenbusch. Auch dabei ist die Euroga Schwerpunktthema. Zu dem Tag der offenen Tür werden Gärtner, Imker, Falkner und Jagdhornbläser erwartet. Der neue Landschaftsführer soll dann bei einer Radtour der SDW am 25. Mai ausprobiert werden. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Eingang zum Tierpark. Die Euroga bestimmt auch die Tagesfahrt unter am 11. Mai ab 8.30 Uhr. Ziel ist das Bezoekerscentrum Nationaal Park de Meinweg in Herkenbosch. Daran schließt sich eine Führung durch den Bracht-/Brüggener Wald an.

Trotz Euroga hat die SDW im kommenden Jahr auch im Tannenbusch reichlich zu tun: "Wir hoffen wie im Vorjahr auf 25.000 Mark Zuschuss der Stadt, damit wir weiter die Ställe und Holzzäune in den Tiergehegen ausbessern können", so Kremer. "Das Material stellt die Stadt, die SDW führt die Arbeiten aus." Im Etatentwurf 2002 sei der Betrag enthalten. Und dann steht noch die Erneuerung der Fenster im Haus Tannenbusch aus, im vergangenen Jahr fehlte dafür das Geld in der Stadtkasse.

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