NGZ-Online, 27. November 2001

Die Dörfer am Gilbach und Grevenbroich

Vortrag vor dem Grevenbroicher Geschichtsverein

MHL

In Zeiten zunehmender Vereinzelung und Entfremdung scheinen sich die Menschen mehr und mehr für ihren Ursprung zu interessieren. So war auch jetzt der Blaue Saal im Alten Schloss bis zum letzten Stuhl besetzt. Denn die enge Verbindung zwischen "der Gilbach" und Grevenbroich scheint die Bürger der Schloss-Stadt mächtig zu interessieren.

Niemand weiß so gut darüber Bescheid wie Dr. Josef Schmitz, der - aus Hoeningen gebürtig - über 40 Jahre Heimatforschung betreibt und ein Buch nach dem anderen veröffentlicht. Diesmal ging es um die Dörfer an der Gilbach. Dr. Schmitz: "Ihre Entstehung ist eng verbunden mit den Stifts- und Klosterhöfen." Nachdem die Kelten ausgestorben waren, woran nur noch die Namen Gil und Anstel erinnern, und auch die Zeit der Römer um 450 zu Ende gegangen war, wanderten die Franken ein.

Sie suchten nach waldfreien Gebieten, Wasser und einer waldreichen Umgebung, weil sie das Holz benötigten und besiedelten ab 500 die Gegend um den Gilbach. Die Franken lebten in Sippen auf Vierkanthöfen, um den sich die Freien, Minderfreien, Freigelassenen und Unfreien gruppierten. Sie nannten ihre Dörfer "Heim" oder "Tore", Namensteile, die heute noch in Butzheim und Frixheim zu finden sind, "denn", so Dr. Schmitz, "die Einheimischen sprechen im Dialekt immer noch die Endsilbe heim als hem oder kein aus, wie es noch in Vanikum und Eckum anklingt".

Mit der wachsenden Bevölkerung wurden die Wälder gerodet, zu erkennen an der Nachsilbe "rat" (kommt von "roden"), wie zum Beispiel Gierath oder Wallrath in der Gemeinde Jüchen. Später entstanden die Höfe ("hoven"), wie Evinghoven oder Wevelinghoven. Das gilt aber nur für die Orte, die vom Bereich der Stadt Köln und der Gemeinde Rommerskirchen aus besiedelt worden waren. Wenn von Grevenbroich aus Menschen dazu kamen, hing man dem Namen des Besitzers die Silben "hausen" an, zum Beispiel Noithausen oder Muchhausen.

Insgesamt 22 Rittersitze gab es am Gilbach, weiß der pensionierte Mathematiklehrer, wobei die Ritter zum "niederen Adel" gehörten, die es in allem dem Hochadel gleich tun wollten. "Kein Ritter hinter dem Pflug", war das Schlagwort, das die Ritter so viel Geld kostete, dass sie mit der Zeit verarmten. Da sie aber zu den Freien gehörten, konnten sie sich dem Militärdienst - sprich Beteiligung an Kreuzzügen - nur entziehen, in dem sie ihre Höfe dem Hochadel übertrugen. Später bekamen sie diese jedoch als Lehen zurück, wurden dann zu Halfen und Schöffen, die viel für die Bildung in religiöser und geistlicher Sicht taten, für wirtschaftlichen Aufschwung sorgten und hoch geehrt waren.

"Vom 12. bis zum 18. Jahrhundert hat sich die Landschaft um den Gilbach kaum verändert", erklärte Dr. Schmitz. Er verwies auf die erste "echte" Karte der Region, die 1807 von Napoleons Landvermessern aufgezeichnet wurden. Hier sieht man die alten Vierkanthöfe, die meist von einem Wassergraben umgeben waren, stellt fest, dass manchmal eine eigene Kirche daneben gebaut worden war. Leider endete der hoch interessante Vortrag des Geschichtsforschers bereits um 1800, so dass an diesem Abend viele Fragen offen blieben. Doch Schmitz wird weiter forschen, denn er fühlt sich verpflichtet, soviel geschichtliches Wissen wie möglich der Nachwelt zu erhalten.

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