NGZ-Online, 16. November 2001

Den Goten auf der Spur

Ausstellung im Museumsrestaurant eröffnet

vado

"Gürtelschnallen und Fibeln der Goten" sind ab sofort im Kaarster Museumsrestaurant Historia zu sehen. Zwei Vitrinen zeigen vornehmlich westgotische Fundstücke aus Spanien: "Aus der Gotenzeit haben wir hier in der Gegend nicht soviel", sagte die Vorsitzende des Förderkreises Historia, Hildegard Burri-Bayer, bei der Eröffnung der Ausstellung.

Die Exponate aus verschiedenen Jahrhunderten sind Leihgaben privater Sammler und reichen bis in das sechste Jahrhundert. Verantwortlich für den Aufbau und die Beschriftung der Ausstellung ist der Kölner Archäologe Dr. Johann Tinnes. Auch die Dauerausstellung des Förderkreises mit zahlreichen Funden von der Eiszeit bis zum 20. Jahrhundert, hat Tinnes überarbeitet. "Wir möchten, dass die Gäste mit Vergnügen in die Vitrinen schauen", erläuterte Hildegard Burri-Bayer.

In chronologischer Ordnung und innerhalb der Epochen thematisch sortiert - und bald auch ausführlich beschriftet - können Besucher nun den Schädel eines eiszeitlichen Höhlenbärs, ein Rentiergeweih und den Schädel eines Neandertalers ebenso bewundern, wie das "Scriptorum" - ein an Backgammon erinnerndes Spiel der Römer.

"Wir versuchen, den Gästen einen Eindruck zu verschaffen, was sich in Kaarst abgespielt hat", sagte die Vorsitzende, räumte aber sogleich ein, dass nicht alle Funde aus der Umgebung stammen: "Aber sie hätten hier gefunden werden können." Neben der Ausstellung von Funden setzt der Förderkreis vor allem auf die Erlebnispädagogik. Gäste des Restaurants können sich mit römischen Spielzeugen vergnügen, und Dr. Tinnes führt auch gern vor, wie ein Feuerstahl funktioniert. Wann und wo allerdings das ehrgeizigste Projekt des Vereins realisiert werden kann - die archäologische Erlebnis-Werkstatt - ist bisher noch offen. Von der Steinzeit bis zum Mittelalter soll Geschichte dort nicht nur sichtbar, sondern auch erlebbar gemacht werden.

Ein Langhaus aus der Bronzezeit will der Verein dort "experimentell" erbauen, unter Anleitung eines Archäologen und in Eigenarbeit. Kosten sollem demnach nur für das Material anfallen. "Rund 5.000 Quadratmeter Fläche werden wir schon brauchen", so die Vorsitzende. Nachdem der Förderkreis anfangs das Bodendenkmal "Holzbüttger Haus" als Standort anvisiert hatte, ist er jetzt nicht nur wegen der Bedenken der Denkmalschützer davon abgerückt: "Die Fläche ist zu klein."

Auch der Standort nahe der Tennisplätze sei nicht mehr aktuell: Der derzeitige Pächter TC Vorst habe damit anderes vor. Die Stadt stehe der Erlebnis-Werkstatt aber sehr positiv gegenüber, so Burri-Bayer. Sie rechnet bis Ende des Monats mit einer Entscheidung der Stadt Kaarst über den Standort. Die Verwaltung bestätigte dies auf Anfrage der NGZ bisher jedoch nicht.

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