Keine Zeit für "Lustgrabungen" im Lande10. Lanker CDU-Forum: Dr. Norbert Schöndeling sprach über Untersuchungen zu Haus Meer in Büderich D. Schmidt-Elmendorf (RP). Für alle, die erwartet hatten, auf dem Gelände Haus Meer rücken bald die Bagger an, war die Nachricht wohl niederschmetternd: Der größte Teil des ehemaligen Klosters ist archäologisch nicht untersucht - und wird es auch nicht. Lediglich bereits vorgenommenen Grabungen - unter anderem die von Prof. Hugo Borger - , die noch einer wissenschaftlichen Bewertung harren, werden berücksichtigt, berichtete Dr. Norbert Schöndeling, Dozent an der Fachhochschule Köln, auf dem 10. Lanker Forum. Der Grund: "Im Lande brennt es an zu vielen Stellen, da bleibt keine Zeit für eine solche 'Lustgrabung'". Angesichts der zerstörerischen Wirkung der Archäologie, so der Architekt, sei "der beste Schutz für ein Bodendenkmal ohnehin, den Boden nicht anzutasten." Erst wenn die Bauarbeiten anfingen, würden sich die Archäologen um die "Altlasten" kümmern. Gequältes Aufstöhnen Mehrfach lösten die Ausführungen Schöndelings in den Reihen der Arbeitsgemeinschaft Rettet Haus Meer ein gequältes Aufstöhnen aus. Zumal er auch hin und wieder kritische Worte über private Denkmalschützer fallen ließ: "Die hohe Akzeptanz von Denkmalschutz ist da besonders ausgeprägt, wo das Denkmal nicht auf eigenem Grundstück steht", sagte er. Er werde auch oft missbraucht, um etwas anders zu verhindern. Und fügte dann beschwichtigend hinzu, dass das "in Meerbusch wohl nicht so dramatisch" sei. Sein Vortrag schien stellenweise darauf hinauszulaufen, die geschichtliche Bedeutung von Haus Meer zu schmälern. Als geistigen Zentrum der Stadt tauge es nur bedingt. So sei der Stadtname, der sich zudem auf den Wald, den Meerer Busch, beziehe, ein "Zufall der Geschichte". Identitätsstiftend sei es nur eingeschränkt, da nicht alle Ortsteile von dem Kloster gleichermaßen beeinflusst waren. Nichts mehr da Auch deutete er an, dass es an Haus Meer im Grunde nichts mehr zu retten gebe. "Nach dem Gesetz haftet der Denkmalschutz an der Originalsubstanz", sagte er. Vom Kloster selbst sei zumindest aber oberirdisch nichts mehr vorhanden. Nur eben die Remise als Teil der Versorgungsgebäude. Deshalb sei ja auch der Untersuchungsauftrag ergangen - um zu gucken, was an erhaltenswerter Substanz überhaupt noch da ist. Die historische Bedeutung des Geländes dürfe daher nicht nur auf die "sehr nebulöse" Klostergeschichte verengt werden, so Schöndeling. Sie mache nur 800 Jahre der 2000jährigen Gesamtgeschichte aus. Auch wenn die Quellenlage für die Zeit davor gen Null tendiere. Die Rekonstruktion der Baugeschichte werde dadurch erschwert, dass es keine Pläne der Klosteranlage gebe. Erkenntnisse könne also nur die Auswertung der Borgerschen Grabungen und die Bauforschung bringen. Erst wenn alle Ergebnisse zusammengetragen würden, könne man die Bedeutung des Geländes ermessen und eine Nutzung finden, die das, was da ist, erhält. Wobei er davor warnte, den gesetzlichen Auftrag zu einer sinnvollen Nutzung überzubewerten. "Nutzung richtet auch viel Schaden an." |
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