RP-Online, 22. Juli 2001

Keramikscherben wurden verfüllt

Archäologische Untersuchungen am Strümper Busch abgeschlossen

SeLa

(RP). Als Archäologen und Geologen um die Osterzeit zwei Grabungsstellen am Strümper Busch untersuchten, wurde die Presse zum Schweigen verdonnert. Um keine Miniaturausgaben von Indiana Jones, dem Jäger des verlorenen Schatzes, anzulocken, hieß es. Kürzlich wurde das Ergebnis der Untersuchungen bekannt gegeben, das dürftiger kaum ausfallen könnte: Die römischen Keramikscherben, die das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege 1993 bei einer Begehung fand, waren sogenannte "Scheinbefunde".

Grabung Strümper Busch
Bereits Ostern fanden die Grabungen im Bereich des Strümper Busches statt. Spätestens nach der bodenkundlichen Untersuchung stand fest: Die gefundenen römischen Keramikscherben waren mit Auffüllmaterial in den Boden gelangt.
RP-Foto: Thomas Lammertz

Sie gerieten nämlich im Zuge einer neuzeitlichen Rekultivierung mit Verfüllungsmaterial in den Boden. In dem Areal wurde während des 19. und 20. Jahrhunderts Lehm abgebaut. Die Archäologen gehen davon aus, dass die Fundstücke von einem römischen Siedlungsplatz in der Umgebung stammen, dieser aber entweder durch die Materialentnahme oder durch Lehmabbau unwiederbringlich zerstört wurde.

Die Fundstellen "Am Plötschen" und "Am Buschend" liegen im Bereich eines ehemaligen Rheinaltarmes, wo der Boden stark lehm- und tonhaltig ist. Bei ihrer bodenkundlichen Untersuchung - dafür wurden jeweils zwei sich kreuzende Suchschnitte angelegt - stellte Britta Kopecky vom Büro für Bodenkunde und Geoarchäologie fest, dass die tonhaltigen Schichten im Bodenaufbau entweder völlig fehlten oder stark zerstört waren.

Ton ist Grundlage der Ziegelherstellung. Darüber lagerte eine Auffüllschicht, die mit Feinkies und Ziegel- und Keramikresten durchzogen war. Anhand der gefundenen Humusanteile konnte das Auffüllmaterial in die jüngere Vergangenheit datiert werden. In der Regel, so Kopecky, wurde der Oberboden, der vor dem Abbau von Ton und Lehm entfernt wurde, in der Nähe gelagert und nach der Ausbeutung wieder in die Grube geschüppt. Dadurch gelangten offenbar die Scherben in den Boden.

Getäuscht durch diese deutliche Anhäufung der Fundstücke ging das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege davon aus, dort liege ein römischer Siedlungsplatz. Die Gefäßkeramikscherben - Fragmente von Kragenrandschalen - allerdings sind fraglos echt, sie datieren aus dem 1. und 3. Jahrhundert.

Jetzt sind die Heimatforscher am Zug und können eventuell Unterlagen über die Alte Ziegelei zwischen Strümp und Lank-Latum zu Tage fördern. Das für Archäologen enttäuschende Ergebnis treibt zumindest den Städteplanern Glanz in die Augen: Ein mögliches Hindernis für das Wohn- und Gewerbegebiet Strümper Busch ist aus der Welt.

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