NGZ-Online, 20. Juli 2001

Museum erinnert an eine Katastrophe vor 1.922 Jahren

Gipsabdrücke der Toten von Pompeji

wilp

Es war der 24. August des Jahres 79, als die Natur gegen ein Uhr mittags tobte: Der Vesuv explodierte, spie flüssiges Gestein mit zweifacher Schallgeschwindigkeit 27 Kilometer hoch in die Stratosphäre.

Bodo Schwalm
Bodo Schwalm wird sich im kommenden Monat verstärkt dem Thema Pompeji widmen. In der Villa Erckens hat er dafür - im Rahmen der Römer-Ausstellung - eigens einen Raum ausgestattet.
NGZ-Foto: H. Jazyk

Die Menschen, die in der Stadt Pompeji lebten, am Fuße des Vulkans, flüchteten panisch in den ersten Stunden des Ausbruchs - auf Schiffen, Pferden oder Mauleseln, in Kutschen oder zu Fuß. Aber mindestens 20.000 Bewohner zogen es vor, zu bleiben. Sie irrten hilflos durch die Straßen, stolperten über die immer größer werdenden Bimshalden oder verkrochen sich unter Dächern.

Am folgenden Tag, etwa um 7.30 Uhr, setzte der Vesuv zu einem erneuten, todbringenden Schlag gegen Pompeji an. Eine heiße Gas- und Aschewolke in Form einer gigantischen Pinie zog über den Ort und erstickte alles Leben in ihrer Reichweite. Minuten später folgte ein weiterer Ausbruch, dann spie der Vulkan seine gewaltigste Lawine aus. Nach 18 Stunden wurde die Eruption schwächer, der letzte Ascheregen legte sich wie ein Schleier über die noch verliebenen Reste der totgeweihten Stadt.

Bis zu 90 Prozent der Bevölkerung von Pompeji sollen rechtzeitig geflohen sein. Die Zurückgebliebenen wurden Opfer der Naturgewalten und starben qualvoll in dem Inferno. "Pompeji 1.922 Jahre danach" - unter diesem Motto steht der kommende Monat im Grevenbroicher Stadtparkmuseum. Leiter Bodo Schwalm wird im Rahmen der noch bis zum 2. September laufenden Römer-Ausstellung an die Eruption von 79 erinnern.

Er plant Vorträge und Sonderführungen zur "Pompeji-Inszenierung", die er im Erdgeschoss der Villa Erckens eingerichtet hat. Schwalm macht das nicht nur aus historischem Interesse, sondern auch als eine Art Erinnerung an die eigene Geschichte. "Mein Vater, der Archäologe war, war mit Ausgrabungen in Pompeji beschäftigt - als junger Student habe ich ihm bei seiner Arbeit über die Schultern geschaut", erzählt er.

Was in den Resten der untergegangenen Stadt wieder zutage gefördert wurde, gilt als Weltsensation. Bei den Ausgrabungen wurde nämlich eine recht ungewöhnliche Technik angewandt, bei der die Archäologen eine zähflüssige Masse aus Zement und Bauxit in Risse und Spalten der stellenweise 20 Meter dicken Gesteinsdecke pumpte, in denen sie Hohlräume vermuteten. Nach wenigen Wochen war die Masse getrocknet, und eine makabere Szene kam zum Vorschein: Die Abgüsse von neun Menschen (Frauen, Männer und zwei Kinder). Sie waren wohl aus einem der Häuser gerannt, da sie dachten, dass das Unglück vorbei sei. In diesem Moment strich eine heiße Gas- und Aschewolke wie der Hauch des Todes über die Stadt, und schon nach wenigen Schritten erstickten die Menschen qualvoll an den giftigen Gasen und wurden unter der Asche begraben.

Drei dieser Abgüsse, eine Leihgabe des Museums in Neapel, sind derzeit in der Villa Erckens zu sehen. Schwalm zeigt jedoch nicht nur "Schauerliches", sondern auch Schönes aus Pompeji. So macht er seine Besucher mit der ausgegrabenen "Villa der Mysterien", einem römischen Prunkhaus, und ihrer wertvollen Wandmalereien bekannt. Auch der Mithraskult, die Anbetung des persischen Lichtgottes, wird im Stadtparkmuseum während der "Pompeji-Wochen" thematisiert.

Für den Jahrestag der Katastrophe, am 24. August, 19.30 Uhr, hat Bodo Schwalm eine Sonderveranstaltung zum Untergang der süditalienischen Stadt geplant, die allerdings schon ausgebucht ist. Er denkt derzeit aber über eine Wiederholung nach, ein Termin steht jedoch noch nicht fest. Mit der Römer-Ausstellung ist der Museumsleiter im großen und ganzen zufrieden: "Rund 12.000 Besucher waren bereits da", berichtet er. Die Einnahmen, die die Römer-Schau, bisher "eingespielt" habe, seien schon jetzt höher als die der schon legendären Ägypten-Ausstellung vor gut sechs Jahren.

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