Einmaliges TaufbeckenKybele-Kultkeller "Fossa sanguinis" wird restauriert hb Der Taufkeller des Kultes der "großen Göttermutter Kybele" gehört zu den Schätzen Neusser Geschichte, die kaum im Bewusstsein der Bevölkerung verankert sind. Sicher ist der Augenschein auch nicht sehr beeindruckend: Eine von Steinen eingefasste Senke. Aber bloß nicht irgendeine. Die Archäologen gehen anhand der Ausgrabung und des Fundes eines Stiergefäßes und einer Zimbel in der Füllung von einem Taufkeller des Kybele-Kultes aus. In der Literatur wurde überliefert, wie der Kybele-Kult ausgeübt wurde. Ein Stier auf Holzplanken über der Tauf- oder Opferstätte wurde geschächtet. Der Täufling oder Priester stand quasi unter einer "Stierblut-Dusche". Eine solche Kultstätte ist nördlich der Alpen bisher einmalig. Sie stammt aus dem 4. Jahrhundert, als das Römerlager in Neuss bereits aufgelöst war. Das Taufbecken wurde 1956 entdeckt, 1963 baute die Stadt ein Schutzhaus aus Beton über die Stelle. Sie ist dem Clemens-Sels-Museum angeschlossen. In all den Jahren konnten Interessenten den Schlüssel bei Familie Heischkamp am Geplaplatz 3 erhalten. Doch zur Zeit wird die archäologische Stadt restauriert. Vor rund zweieinhalb Jahren hatten Einbrecher nicht nur die Scherben und die Replik des Stiergefäßes aus der Vitrine gestohlen, sondern auch den oberen Mauerkranz beschädigt. Die Steine werden jetzt wie zu Römerzeiten mit Lehm, der von Neusser Ausgrabungsstellen stammt, neu verfugt. Am 28. Juni soll die "Fossa sanguinis" mit einer Feier wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Mit der Restaurierung ist nicht nur die städtische Archäologin Sabine Sauer beschäftigt, sondern auch der neue Museumsmitarbeiter Carl Pause, ein Archäologe. Wie Pause erzählt, gelangte der kleinasiatische Kult über Rom nach Neuss. Dem Kult werden durchaus Ausschweifungen nachgesagt, ebenso karnevalistische Umzüge durch die Straßen. |
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